Am 6. August dieses Jahres wird die von der ESA betriebene Raumsonde Rosetta den Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko erreichen und diesen bis mindestens Ende 2015 auf seinem Weg durch das innere Sonnensystem begleiten und dabei ausführlich untersuchen. Während der letzten Wochen mit der OSIRIS-Kamera der Raumsonde angefertigte Aufnahmen zeigen, dass der Komet mittlerweile eine Koma ausgebildet hat.
Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: DLR, ESA.
Derzeit befindet sich die von der Europäischen Weltraumagentur ESA betriebenen Raumsonde Rosetta in der Anflugphase zu dem eigentlichen Ziel der Mission, dem mittlerweile weniger als 1,5 Millionen Kilometer entfernten Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko (Raumfahrer.net berichtete). Das Ziel der Mission besteht darin, dass Rosetta am 6. August 2014 in einen Orbit um den Kometen einschwenkt und diesen anschließend auf seinem weiteren Weg in das innere Sonnensystem ‚begleitet‘ und über mehrere Monate hinweg bis zum Ende des Jahres 2015 untersucht. Unter anderem soll dabei im November 2014 ein mitgeführter Lander auf der Oberfläche des Kometen abgesetzt werden.
Der Komet wird aktiv
Trotz der immer noch großen Entfernung zu dem Zielkometen konnte die OSIRIS-Kamera, die vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) in Göttingen entwickelte und betriebene Hauptkamera der Raumsonde, bereits erste auch aus wissenschaftlicher Sicht wertvolle Aufnahmen von 67P/Tschurjumow-Gerasimenko anfertigen. Verschiedenen Bilder, welche zwischen dem 24. März und dem 4. Mai 2014 aus Entfernungen zwischen fünf und zwei Millionen Kilometern angefertigt wurden, zeigen, dass der Komet in den letzten Wochen eine den Kometenkern umgebende Koma ausgebildet hat.
Der Komet 67P/Tschurjumow-Gerasimenko ist zwar immer noch rund 600 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt, doch auf seinem Flug in das innere Sonnensystem erwärmt sich dessen Oberfläche jetzt zunehmend. Dieser Temperaturanstieg führt dazu, dass Teile der auf der Kometenoberfläche abgelagerten gefrorenen Gase und Eispartikel verdampfen. Diese flüchtigen Bestandteile des Kometen entweichen in das umgebende Weltall und reißen dabei Staubpartikel mit sich, aus denen sich die jetzt beobachtete Koma bildet. Anfang Mai erreichte die den rund vier Kilometer durchmessenden Kometenkern umgebende Staubwolke bereits einen Durchmesser von rund 2.600 Kilometern.
„Er fängt an, wie ein richtiger Komet auszusehen“, so Dr. Holger Sierks vom MPS, der Leiter des OSIRIS-Teams. In Kürze wird sich aus der Koma auch der für Kometen charakteristische Schweif formen.
Die Rotationsdauer wurde neu bestimmt
Das OSIRIS-Team gelangte aber noch zu einer weiteren Erkenntnis, welche für die weiteren Arbeiten der Raumsonde von Bedeutung ist. Bisher gingen die Wissenschaftler davon aus, dass 67P/Tschurjumow-Gerasimenko rund 12,7 Stunden benötigt, um einmal um die eigene Achse zu rotieren. Durch eine Analyse der bisher beobachteten Helligkeitsveränderungen des Kometen wurde dieser Wert jetzt auf eine Rotationsdauer von lediglich 12,4 Stunden korrigiert.
„Die genaue Kenntnis der Rotationsperiode des Kometen ist von äußerster Wichtigkeit – sowohl für die optimale Planung der Mission und der wissenschaftliche Aufnahmen als auch für die Interpretation der gewonnenen Daten“, so Dr. Stefano Mottola, Kometenforscher am DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof und Mitglied des OSIRIS-Teams. Jede noch so kleine Information, die bereits während der Annäherungsphase an den Kometen gewonnen wird, hilft den zuständigen Mitarbeitern der ESA zugleich auch bei der Planung der erforderlichen Manöver während des Eintritts in den Orbit um den Kometen und bei der Landung des Kometenlanders Philae.
Alle Instrumente sind voll einsatzfähig
Die an der Mission beteiligten Wissenschaftler können jetzt zudem sicher sein, dass die Raumsonde auf einen ‚aktiven‘ Kometen stoßen wird, welcher die Untersuchung von dessen Koma und Schweif ermöglicht. Hierfür können die Wissenschaftler auf insgesamt 21 Instrumente zugreifen. Elf Instrumente befinden sich auf dem Orbiter Rosetta. Der Lander Philae hat weitere zehn wissenschaftliche Experimente an Bord, mit denen nach der Landung erstmals Messungen direkt auf einer Kometenoberfläche vorgenommen werden sollen. In den letzten Wochen durchgeführte ausführliche Tests, so das am 13. Mai von der ESA verkündete Ergebnis dieser ‚Gesundheitsschecks‘, haben ergeben, dass alle 21 Instrumente den 957 Tage andauernden und am 20. Januar 2014 beendeten ‚Winterschlaf‘ der Raumsonde gut überstanden haben und voll funktionsfähig sind.
„Einige der Instrumente waren anfangs etwas ’schläfrig‘, aber wir sind sehr zufrieden und auch darüber erleichtert, dass sie sich jetzt alle in einem guten Zustand befinden und dazu bereit sind, den Kometen und seine Umgebung zu analysieren“, so Fred Jansen von der ESA, der für die Rosetta-Mission verantwortliche Missionsmanager.
Der nächste Schritt auf dem Weg zu dem Zielkometen wird bereits in der kommenden Woche erfolgen. Für den 21. Mai 2014 ist das zweite von insgesamt 10 Kurskorrekturmanövern vorgesehen, mit denen sich Rosetta in den kommenden Wochen ihrem Ziel weiter annähern soll.
Diskutieren Sie mit im Raumcon-Forum:
Verwandte Seiten bei Raumfahrer.net: