Die erste bemannte Mission Chinas rückt näher, während langsam aber sicher mehr Details über das bevorstehende Ereignis bekannt werden. Alle weiteren Vorbereitungen liegen im Zeitplan.
Ein Beitrag von Felix Korsch. Quelle: SpaceDaily.com.
Bereits seit Dienstag verbreitet sich das Gerücht über verschiedene inoffizielle Kanäle, dass der wahrscheinlichste Termin für den ersten bemannten Raumflug Chinas der 10. Oktober sei. Am vergangenen Mittwoch griff die staatliche Tageszeitung Wen Wei Po ebenfalls das Thema auf und bestätigte den genannten Termin, wobei man sich auf eine Verlautbarung des Xi’an Satellite Control Centre (XSCC) in der Provinz Shaanxi bezieht. Demnach soll die Mission nicht am Nationalfeiertag selbst, also am 1. Oktober, begangen zu Ehren der Gründung der Volksrepublik China, sondern erst nach der offiziell im ganzen Land begangenen Festwoche stattfinden. Bisher unterlag der Starttermin der Geheimhaltung und wurde nicht genannt, auch wenn sich ein Datum um Anfang/Mitte Oktober immer mehr abzeichnete. Erst am vergangenen Sonntag zitierte der chinesische Nachrichtensender Phoenix TV die staatliche Kommission für Wissenschaft, Technik und Industrie für nationale Verteidigung (COSTIND), wonach der Starttermin feststeht und alle Vorbereitungen zur Zufriedenheit aller im Zeitplan liegen.
Die Aussage eines anonym gebliebenen Technikers der Chinesischen Akademie für Raketentechnologie (CALT) suggeriert zudem, dass an der Mission nicht, wie mehrfach spekuliert, zwei, sondern nur ein yuhangyuan teilnehmen wird. Dieser werde erst kurz vor dem Start aus einer näheren Auswahl von drei Taikonauten ausgewählt. Insgesamt seien derzeit zwölf Taikonauten im Training, welche sich allesamt aktiv auf einen Flug vorbereiten. Diese Behauptung steht jedoch im Widerspruch zu der verbreiteten Annahme, es befänden sich vierzehn chinesische Raumfahrer im aktiven Dienst. Der yuhangyuan mit der besten Kondition am Starttag wird dann an Bord von Shenzhou 5 ins All aufbrechen dürfen. Vor einer Woche vermeldete die Hong Konger Zeitung Ta Kung Pao, das sich das Startfenster gegen 6 Uhr Pekingzeit – kurz vor Sonnenaufgang – öffnen wird (0.00 Uhr MESZ). Eine der wenigen Nutzlasten an Bord sollen mehr als zwanzig verschiedene Samen landwirtschaftlich genutzter Pflanzen sein. Auf mehr wissenschaftliche Fracht soll verzichtet werden, um den oder die Taikonauten in seinem/ihrem Platzbedarf nicht einzuschränken und eventuelle Gefahren auf der Jungfernmission zu minimieren.
Interessant ist die angedachte Dauer der Mission: westliche Beobachter schätzen, dass der erste Flug wahrscheinlich nicht länger als 24 Stunden dauern wird. Dem entgegen steht nun die offizielle Angabe des landwirtschaftlichen Ministeriums von Hangzhou, wonach von ihnen fünf verschiedene Sorten Samen (u.a. Grüner Tee) mit auf die Reise geschickt werden. Die 500 Gramm leichte Last soll dann sieben Tage mit Shenzhou 5 im All verbleiben. Wird der erste bemannte Flug also gleich eine Woche dauern? Konfrontiert mit diesen Fragen negierte ein Offizieller der chinesischen Raumfahrtagentur CNSA gegenüber Beijing Youth Daily, dass bereits über die Nutzlasten der Mission entschieden sei. Die Angabe von einer Woche muss also nicht stimmen. Die nächsten Schritte in Vorbereitung auf die historische Mission sind abschließende Tests von Träger und Raumschiff in den Werkshallen sowie der Transport der Trägerrakete CZ-2F zum Kosmodrom in Jiuquan (wir berichteten) Ende der kommenden Woche. Noch bevor Shenzhou 5 wird abheben können, möchte man in China die bevorstehenden Ereignisse für eine eigens geschaffene Bildungskampagne nutzen. Im Rahmen der diesjährigen „Woche der Wissenschaft und Technik“ in Beijing, welche am 23. September eröffnet, soll das Thema Raumfahrt ein zentraler Punkt werden. Spätestens dann werden wir mehr erfahren.