Shuttle Discovery absolvierte seine letzte Reise

Das Space Shuttle Discovery, Mitglied und Seele des Kennedy Space Center für über 30 Jahre, verließ am 17.04.2012 für immer seine Heimat, um Teil der Luft- und Raumfahrtausstellung am Dulles International Airport bei Washington zu werden.

Ein Beitrag von Klaus Donath. Quelle: NASA.

Boeing 747 mit Shuttle Discovery über der National Mall. (Bild: USAF / Amber Russell)

Die speziell umgebaute Boeing 747-100 glitt gegen 13:00 Uhr (MESZ) die drei Meilen lange Landebahn, gebaut für die heimkehrenden Shuttles aus dem All, hinunter um schließlich bei 180 Knoten graziös mit der Discovery auf dem Rücken in den Himmel aufzusteigen. Nachdem das Gespann zunächst Richtung Süden aufstieg um etwas Höhe zu gewinnen, kehrte die Discovery wenig später für einige Showrunden um das Kennedy Space Center zurück und sagte Lebewohl zu allen, die geholfen haben, das Vehikel 39 Mal ins All zu befördern.

Discovery bestritt beide „return-to-flight“-Missionen, 1988 und 2005, nach den Unglücken der Challenger und der Columbia. Sie absolvierte Reperaturmissionen von Satelliten, setzte das weltberühmte Hubble-Weltraumteleskop aus und brachte die Sonnenforschungssonde Ulysses auf den Weg. 1995 näherte Sie sich zum ersten Mal der russischen Raumstation MIR und initiierte damit die Zusammenarbeit mit Russland, die so wichtig war für das heutige ISS-Programm. Die Konstruktion der Discovery begann im August 1979. 1983 wurde sie fertig gebaut vor der Fabrik in Palmdale der Öffentlichkeit präsentiert. Sie wurde der dritte weltraumtaugliche Orbiter mit ihrem Erstflug im August 1984 und schaffte bis zu ihrer letzten Landung im März 2011 zusammengerechnet ein ganzes Jahr im Orbit um die Erde.

Boeing 747 mit Shuttle Discovery vor der Skyline von Washington. (Bild: NASA / Robert Markowitz)

Das Ende des Shuttle-Programmes war eine politische Order von Präsident George W. Bush, verkündet am 14. Januar 2004 als Reaktion auf das zweite Unglück im Programm. Sie sollten nur noch notwendige Flüge zur ISS unternehmen, um diese fertig zu stellen. Wegen des großen Drucks aus der Wissenschaftsgemeinde wurde dann von der Atlantis sogar noch eine Reparaturmission zum Weltraumteleskop Hubble absolviert. Die Bush-Administration verlangte von der NASA eine neue Kapsel (Orion) einschließlich neuer Rakete, die Ares 1, welche bereits kurz nach Ende des Shuttle-Programmes fast nahtlos das bemannte Raumfahrtprogramm der NASA fortsetzen sollte.

Boeing 747 mit Shuttle Discovery über dem Capitol. (Bild: NASA / Rebecca Roth)

Chronische Unterfinanzierung, auch aufgrund des parallel laufenden Shuttle-Programmes, verschoben den ursprünglich geplanten Nachfolger immer weiter, bis die Obama-Administration schließlich die Notbremse zog. Den Transport von Fracht und Menschen in den niedrigen Erdorbit sollen nun private Firmen günstiger und schneller erledigen, als dies die NASA schafft. Schon Ende April soll, wenn alles klappt, beim zweiten Testflug einer Falcon 9 mit einer Dragon-Kapsel die erste Frachtlieferung zur ISS gebracht werden. Wann eine bemannte Version einsatzfähig ist, steht in den Sternen. Bis mindestens 2016 scheint Amerika auf Plätze in russischen Sojus-Kapseln angewiesen zu sein, um zur ISS zu kommen.

Sicher im amerikanischen Raumfahrtprogramm sind wohl nur die Ruhestätten der verbleibenden Orbiter – Discovery, Enterprise, Endeavour und Atlantis. Discovery ist gestern im Smithsonian-Institut in Washington D.C. angekommen, in einer Halle südlich des Dulles International Airport. Zur Zeit laufen Arbeiten, die Discovery mit Hilfe zweier Kräne von der Boeing 747 zu heben, welche bereits 1974 von der NASA gekauft wurde.

Auf dem Rückweg wird sie den Prototypen der Space Shuttles, die Enterprise, abholen um diese nach New York ins Museum zu transportieren. Schon nächsten Montag könnte es losgehen, wenn das Wetter mitspielt. Das Space Shuttle Endeavour wird als Museumsstück im California Science Center in Los Angeles ausgestellt. Der Abflug ist bisher für den 30. September angesetzt. Das Space Shuttle Atlantis verbleibt schließlich am Kennedy Space Center und soll in einer extra dafür gebauten Halle in Flugkonfiguration mit geöffneten Nutzlasttüren und ausgefahrenem Roboteram ab dem 13. November ausgestellt werden.

Weitere Bilder von der Reise:

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