Die im September 2003 gestartete europäische Mondsonde SMART-1 hat am Anfang dieser Woche mit letzten Korrekturmanövern begonnen, deren Ziel ein Aufschlag der Sonde am 3. September auf der erdzugewandten Seite des Mondes ist.
Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: ESA.
Am 27. September 2003 wurde die kleine Experimentalsonde von der Größe einer Waschmaschine als wohlwollend geduldeter dritter Passagier an Bord einer Ariane 5-Trägerrakete vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou aus auf die Reise zum Mond geschickt. Der Flug verlief bis zum Einschwenken in eine Mondumlaufbahn alles andere als ruhig und problemlos, was gleich mehrere Ursachen hatte: Die Neuartigkeit vieler der in dieser Raumsonde eingesetzten Technologien, der aufgrund des antriebsschwachen Ionenmotors lange Flug durch den die Erde umgebenden gefährlichen Van-Allen-Strahlungsgürtel, und zu allem Überdruss geriet SMART-1 Ende Oktober 2003 auch noch in einen der stärksten bis dahin registrierten Sonnenstürme.
Doch allen Problemen zum Trotz meisterte die Raumsonde den gut einjährigen Flug zum Mond und wurde im November 2004 von der Schwerkraft unseres natürlichen Trabanten in einen ersten Mondorbit gelenkt. Nach eineinhalb erfolgreichen Jahren, in denen nicht nur eine Vielzahl wissenschaftlich interessanter Mondaufnahmen und Messdaten von unserem nächtlichen Begleiter gewonnen werden konnten, sondern auch und vor allem weitere wertvolle Erfahrungen über das Funktionieren der verschiedenen Systeme und Instrumente der Raumsonde gemacht worden sind, geht die Mission von SMART-1 nun unweigerlich ihrem Ende entgegen. Die Raumsonde funktioniert zwar noch sehr gut, aber der Xenon-Treibstoff des Ionentriebwerks ist mittlerweile vollständig aufgebraucht, so dass für einen weiteren Einsatz von SMART-1 erforderliche Korrekturen und Anhebungen der Umlaufbahn nicht mehr möglich sind.
Um der Wissenschaft noch einen letzten Dienst zu erweisen, hat am Montag dieser Woche eine Serie von Kurskorrekturen begonnen, die mit Hilfe der kleinen Lagekontrolldüsen durchgeführt werden. Bis zum 7. Juli soll der mondnächste Punkt der Umlaufbahn des Orbiters durch mehrere Triebwerkszündungen ein letztes Mal um 90 Kilometer angehoben werden, indem am mondfernsten Punkt des elliptischen Orbits die Lagekontrolltriebwerke während 74 Umläufen immer wieder gezündet werden. Für diese Zündungen der Lagekontrolldüsen steht noch ein Restbestand von 5,8 Kilogramm Treibstoff zur Verfügung. Ziel dieser Aktion ist es, den Zeitpunkt des Aufschlags von SMART-1 auf die Mondoberfläche soweit zu verändern, dass die Raumsonde auf der erdzugewandten Seite des Mondes einschlägt. Der Einschlag soll durch mehrere erdgebundene Teleskope beobachtet werden, wodurch sich die Wissenschaftler neue Erkenntnisse über die Mondoberfläche erhoffen.
Nach derzeitigem Stand der Planung wird SMART-1 am frühen Morgen des 3. September gegen 03:26 Uhr (MESZ) auf der Mondoberfläche aufschlagen. Bereits um den 20. Juli herum wird sich die Raumsonde der Oberfläche auf 200 Kilometer genähert haben, was in zunehmendem Maße Beeinträchtigungen für den Betrieb der Sondensysteme und Beobachtungsinstrumente mit sich bringen wird. Zwei Tage vor dem Aufschlag der Raumsonde ist ein letztes Korrekturmanöver geplant, bevor sich SMART-1 mit 1,2 Kilometer je Umkreisung weiter der Mondoberfläche nähert.
Ob die Beobachtung des Aufschlags tatsächlich in größerem Maße neue Erkenntnisse über die Beschaffenheit der Mondoberfläche bringen wird, bleibt abzuwarten. Zweifellos aber hat SMART-1 als Demonstrationsmission neuer Technologien der europäischen Raumfahrt zu vielen wertvollen Erkenntnissen und unschätzbaren Erfahrungen verholfen, von denen zukünftige Forschungsmissionen der ESA mit Sicherheit profitieren werden; insoweit ist es sicher gerechtfertigt, SMART-1 bereits vor dem spektakulären Ende der Mission als einen großen Erfolg zu bezeichnen.