SMART-1 läuft rund

An Bord der europäischen Mondsonde SMART-1 läuft drei Tage nach dem Start in der Nacht zu Sonntag bisher alles nach Plan, und gestern hat mit der Initialzündung des Ionen-Triebwerks auch die wichtigste Komponente der Sonde ihren ersten Test bestanden.

Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: ESA.

Das (unter einer Schutzhaube verborgene) Ionen-Triebwerk von SMART-1 bei Tests im ESTEC .
(Foto: ESA)

Knapp 42 Minuten nach dem Start von SMART-1 hatte sich die Raumsonde von der Ariane 5-Trägerrakete gelöst, und bereits zwei Minuten später war der erste Kontakt mit dem European Space Operations Centre (ESOC) in Darmstadt hergestellt, von wo aus die Raumsonde während ihrer gesamten Missionsdauer kontrolliert werden wird. Kurze Zeit später hatten sich die beiden Solarpaneele entfaltet und automatisch Richtung Sonne orientiert.

Nach dem perfekt verlaufenen Start begann die so genannte Kommissionierung der Raumsonde, eine im Fall von SMART-1 etwa zweiwöchige Prozedur zur Überprüfung des Zustands aller Subsysteme und Instrumente. Die einzige bisher notwendig gewordene größere Anpassung betraf ein Software-Modul, dessen Verfahren zum Umgang mit Fehlern im Datenspeicher der Raumsonde geändert werden mussten. Diese Datenfehler treten aufgrund der hohen Strahlungsbelastung im so genannten Van-Allen-Strahlungsgürtel auf, der unsere Erde umgibt und auch auf elektronische Komponenten negativ einwirkt.

Das erste wissenschaftliche Instrument hat bereits am Montag einige Testroutinen durchlaufen und fehlerfrei reagiert: Der Röntgenstrahlen-Spektrometer D-CIXS hat erste Kalibrierungsdaten geliefert, die nach Auskunft des für dieses Instrument verantwortlichen Teams im nominalen Bereich lagen. Nach der Ankunft beim Mond wird D-CIXS durch Analyse der von der Mondoberfläche ausgesandten Röntgenstrahlung Aussagen über deren Zusammensetzung erlauben und damit auch Hinweise auf die Entstehungsgeschichte des Erdtrabanten liefern.

Die ESOC-Pressestelle hat darüber hinaus auf Anfrage von Raumfahrer.net die erfolgreiche Inbetriebnahme des Ionen-Antriebs von SMART-1 bestätigt. Am 30. September um 14:25 Uhr (MESZ) wurde das Haupttriebwerk der Raumsonde zum ersten Mal für rund eine Stunde gestartet. Damit ist die wichtigste Voraussetzung für den Fortgang der Mission, das Funktionieren des innovativen Ionen-Triebwerks, gegeben. In den kommenden 80 Tagen wird das Triebwerk permanent arbeiten, um die Raumsonde so schnell wie möglich aus dem für die Elektronik gefährlichen Strahlungsgürtel der Erde zu bringen. Während dieser Phase wird die Aktivität des Ionen-Antrieb nur durch die Zeiten, in denen sich die Raumsonde im Erdschatten befindet und die Solarpaneele keine Energie produzieren können, unterbrochen werden. Der niedrigste Punkt der Erdumlaufbahn von SMART-1 (das so genannte Perigäum) wird durch dieses Manöver von anfänglichen 750 Kilometer auf rund 20.000 Kilometer angehoben werden.
Nach dem Verlassen des Van-Allen-Gürtels wird die eigentliche, 18-monatige Reise der ersten europäischen Mondsonde zu ihrem Ziel beginnen. Regelmäßig wird der Ionen-Antrieb in dieser Phase gezündet, um den erdfernsten Punkt der Umlaufbahn (das Apogäum) weiter anzuheben, bis in etwa 200.000 Kilometer Entfernung von der Erde die Anziehungskraft des Mondes auf die Raumsonde einzuwirken beginnt. Wenn SMART-1 schließlich im März 2005 in eine elliptische Umlaufbahn um den Mond eingeschwenkt ist wird die Sonde ihr Ionen-Triebwerk dazu nutzen, um ihre Geschwindigkeit zu reduzieren und sich der Mondoberfläche soweit anzunähern, dass die wissenschaftliche Phase der Mission beginnen kann.

Mehr über SMART-1 können Sie in unseren Artikeln SMART-1 als Wegweiser sowie SMART-1: Auf leisen Pfoten zum Mond lesen.

Nach oben scrollen