Eine kürzlich entdeckte fächerförmige Sedimentablagerung erinnert an irdische Flussdeltas und könnte ein entscheidendes Indiz dafür sein, dass Wasser auf dem Mars früher nicht nur in Form kurzer und intensiver Fluten existierte.
Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: NASA.
Dank der vielen hochauflösenden Fotos, die mittlerweile von der Marsoberfläche zur Verfügung stehen, ist die Frage, ob es einmal Wasser in flüssiger Form auf dem Mars gegeben hat, eindeutig zu beantworten: Zumindest in der Frühzeit des Planeten vor einigen Milliarden Jahren muss dies der Fall gewesen sein, denn anders sind viele geologische und morphologische Formationen nicht zu erklären. Umstritten ist jedoch immer noch die Frage, ob Wasser immer nur als relativ kurzzeitige, teilweise enorme Flut auftrat – ausgelöst beispielsweise durch Meteoriteneinschläge oder vulkanische Aktivitäten -, oder aber ob es an der Marsoberfläche auch über längere Zeiträume hinweg Flüsse, Seen und vielleicht sogar Meere gegeben hat.
Vor kurzen sind nun auf neuen Aufnahmen des amerikanischen Mars-Orbiters Mars Global Surveyor Formationen entdeckt worden, die sich nach Ansicht verschiedener Wissenschaftler nur durch länger andauernde Einwirkung fließenden Wassers erklären lassen. So wurde auf den Fotos der Planetenoberfläche eine fächerförmige Sedimentablagerung entdeckt, wie sie typischerweise im Mündungsdelta von Flüssen auftritt. In den Ablagerungen, die sich über ein Gebiet mit 13 Kilometern Breite und 11 Kilometern Länge erstrecken, sind einige kurvenförmige Einschnitte vorhanden, die wie ein mäandrierender Flussverlauf aussehen, dessen Bett sich im Laufe der Zeit verändert hat.
„Mäander sind ein unzweifelhafter Beweis, dass einige Täler des jungen Mars über erhebliche Zeiträume hinweg durchgehend von Wasser durchflossen worden sind“, kommentiert Dr. Michael Malin von Malin Space Science Systems die Aufnahmen. „Die Form des Fächers sowie die darin enthaltenen Muster der Kanäle legen nahe, dass es sich um ein echtes Flussdelta gehandelt haben kann, um Ablagerungen, die beim Eintritt eines Flusses in ein größeres Gewässer entstanden sind. Wenn dem so ist dann wäre dies der bisher stärkste Indikator dafür, dass Mars einmal über Seen verfügt hat.“
Die Deltaförmige Struktur befindet sich in einem Krater auf der südlichen Halbkugel, in den mehrere Rinnen und Kanäle hineinführen.
Die Beantwortung der Frage, ob es einmal flüssiges Wasser über einen längeren Zeitraum hinweg an der Marsoberfläche gegeben hat, ist nicht nur für Geologen von Interesse. Auch für die Exobiologen, die Spuren fossilen Lebens auf dem Mars suchen, ist diese Frage von großer Bedeutung: Die Wahrscheinlichkeit, dass es einmal – vielleicht nur für kurze Zeit – primitives Leben auf dem Mars gegeben hat, würde deutlich steigen, wenn flüssiges Wasser in Gestalt von Seen und Flüssen längere Zeit vorhanden gewesen wäre.