Wissenschaftler haben eine gewaltige Explosion im Weltraum beobachtet und gehen nun davon aus, dass Schwarze Löcher eine größere Rolle in der Entwicklung des Universums spielen, als bisher angenommen.
Ein Beitrag von Julian Schlund und Martin Ollrom. Quelle: SpaceFlightNow.
Die in der Fachzeitschrift Nature publizierte Studie beschreibt die Entdeckung zweier gewaltiger Hohlräume mit einem Durchmesser von je circa 650.000 Lichtjahren, die umgeben sind von heißem Gas und die vom Mittelpunkt der großen Zentralgalaxie eines Galaxien-Haufens ausgehen. Sie sind durch einen Ausbruch eines supermassiven Schwarzen Lochs entstanden und könnten eine Erklärung dafür liefern, wieso einige Galaxien trotz sinkender Temperatur keine neuen Sterne bilden. Eigentlich ist dies eine typische Rezeptur für die Bildung von Sternen, wie Brian McNamara, ein Astronom von der Ohio University, erklärt.
Das Team um McNamara hatte mit dem amerikanischen Weltraumteleskop Chandra die Röntgenstrahlung des Galaxienhaufens mit der Bezeichnung MS 0735.6+7421 untersucht. Dort befindet sich in der Mitte ein supermassives Schwarzes Loch, das offensichtlich über einen Zeitraum von 100 Millionen Jahren gewaltige Mengen an Materie verschlungen hat. „Ich war geschockt als ich herausfand, dass das Schwarze Loch insgesamt 300 Millionen Sonnenmassen verschlungen hat“, so McNamara. Ein Teil der auf das Schwarze Loch einströmenden Materie ist in Form gebündelter Materiestrahlen, sogenannter Jets, wieder in’s All hinauskatapultiert worden und hat dabei die von McNamara und seinen Kollegen entdeckten Hohlräume in das intergalaktische Gas gerissen.
Astronomen rätseln schon lange über ein Manko bezüglich des Lebenszyklus‘ einer Galaxie: Wenn interstellares Gas abkühlt und Materie sich zusammenballt, sollte die Galaxie neue Sterne ausbilden. Doch bei einigen Galaxien ist das nur bedingt der Fall. McNamara und seine Kollegen argumentieren, dass riesige Blasen im Weltraum der Grund für die zwei Hohlräume sein könnten, die sie unmittelbar im Zentrum des Haufens entdeckt haben.
Die Studie unterstützt neueste Theorien, wonach supermassive Schwarze Löcher einen weitaus größeren Einfluss auf die Struktur des Universums haben als bisher angenommen. Das Volumen des Schwarzen Lochs ist vergleichbar mit dem unseres Sonnensystems, allerdings beinflusst es mit seiner Energie ein unbeschreibliches Gebiet von der 600-fachen Größe unserer Galaxie, der Milchstraße.