Auf dieser Seite finden Sie den Verlauf der Mission STS-121 der Discovery, die am 4. Juli 2006 startete.
Ein Beitrag von Thomas Pallmann. Quelle: NASA.
- Statusreport Nr. 1 vom 5. Juli 2006 (Starttag)
- Statusreport Nr. 2 vom 6. Juli 2006 (2. Flugtag)
- Statusreport Nr. 3 vom 7. Juli 2006 (3. Flugtag)
- Statusreport Nr. 4 vom 8. Juli 2006 (4. Flugtag)
- Statusreport Nr. 5 vom 9. Juli 2006 (5. Flugtag)
- Statusreport Nr. 6 vom 10. Juli 2006 (6. Flugtag)
- Statusreport Nr. 7 vom 11. Juli 2006 (7. Flugtag)
- Statusreport Nr. 8 vom 12. Juli 2006 (8. Flugtag)
- Statusreport Nr. 9 vom 13. Juli 2006 (9. Flugtag)
- Statusreport Nr. 10 vom 14. Juli 2006 (10. Flugtag)
- Statusreport Nr. 11 vom 15. Juli 2006 (11. Flugtag)
- Statusreport Nr. 12 vom 16. Juli 2006 (12. Flugtag)
- Statusreport Nr. 13 vom 17. Juli 2006 (13. Flugtag)
Statusreport Nr. 1 vom 5. Juli 2006 (Starttag)
Gestern startete das Space Shuttle Discovery, nach fast einem Jahr Pause, in einem Bilderbuch-Start von der Startrampe 39b des Kennedy Space Center in Florida. Der Start erfolgte um 20:38 Uhr (MESZ) und war der erste Start in der Geschichte der amerikanischen Raumfahrt, der am amerikanischen Unabhängigkeitstag durchgeführt wurde. Während des achteinhalb minütigen Aufstieges in die Umlaufbahn flog die NASA auch ein neues Flugprofil.
Das „Low-Q“ genannte Profil soll dazu dienen, die Kräfte, die auf den externen Tank wirken, zu reduzieren und dadurch auch das Risiko von abfallendem Isolierschaum zu senken. Trotz alledem verlor der externe Tank auch bei diesem Start wieder Isolierschaum. Allerdings lösten sich alle Teile vom externen Tank zu einem Zeitpunkt, der außerhalb der von der NASA festgemachten kritischen Zeitspanne von T+15 Sekunden bis T+2 Minuten liegt. Innerhalb dieser Zeitspanne nach dem Start befindet sich das Space Shuttle noch in ausreichend dichter Atmosphäre, um abfallende Stücke von Isolierschaum so stark zu beschleunigen, dass sie mit einer sehr hohen Energie auf den Orbiter einschlagen könnten. Nach ersten Analysen waren aber alle abgefallenen Teile zu klein und hatten keine ausreichend hohe Energie, um dem Orbiter gefährlich werden zu können. Der Space Shuttle Programm-Manager Wayne Hale war sichtlich zufrieden mit der Leistung des externen Tanks. Er verwies jedoch darauf, dass man erst ca. 40 Prozent aller Aufnahmen habe und die detaillierte Analyse noch einige Zeit in Anspruch nehmen werde.
In der Umlaufbahn angekommen machten sich die sieben Astronauten sofort daran, das Space Shuttle für den Aufenthalt im All vorzubereiten. Die Frachttüren wurden planmäßig geöffnet und die Ku-Band-Antenne wurde ausgefahren. Discovery-Kommandant Steve Lindsey kümmerte sich zusätzlich noch um einen Test der Auxiliary Power Units (APU), dessen Kühlsystem mit einem 50:50-Mix aus Wasser und Frostschutz versehen wurde, um somit das Vereisen der Düsen der APUs im All zu verhindern. Die Crew aktivierte auch den Roboterarm des Space Shuttle für die geplante erste Inspektion des Hitzeschildes am zweiten Flugtag und sandte die während des Aufstieges gemachten Bilder und Videos vom externen Tank zur Erde, damit Ingenieure diese im Detail analysieren können.
Das Space Shuttle Discovery befindet sich derzeit in einer Höhe von ca. 200 Kilometern und soll am Donnerstag um 16:52 Uhr an der Internationalen Raumstation (ISS) andocken.
Statusreport Nr. 2 vom 6. Juli 2006 (2. Flugtag)
Die Crew des Space Shuttles Discovery wurde gestern um 11:08 Uhr (MESZ) mit dem Lied „Lift Every Voice and Sing“ vom New Galveston Choral geweckt. Das Lied wurde Stephanie Wilson gewidmet.
Der Tag der Astronauten wurde dominiert von der ersten Inspektion des Hitzeschildes der Discovery. Die beiden Missionsspezialistinnen Lisa Nowak und Stephanie Wilson begannen die Untersuchung, indem sie das 15 Meter lange Orbiter Boom Sensor System (OBSS) mit dem Roboterarm des Space Shuttles aus der Ladebucht nahmen und langsam über die beiden Flügelkanten und die Nasenkappe führten. Die von verschiedenen Laser- und Kamerasystemen gemachten Aufnahmen wurden dann für eine detaillierte Analyse an die Ingenieure am Boden überspielt. Nach erfolgreicher Inspektion mit dem OBSS verbrachten Wilson, Fossum und Nowak etwa eine Stunde damit, mit Hilfe von Kameras am Roboterarm die Crewkabine auf Schäden zu untersuchen.
Während der Untersuchung der Discovery kümmerte sich Missionsspezialist Piers Sellers um Aufbau und Einrichtung von Computern und Werkzeugen, die für die Rendezvous-Manöver während des heutigen Andockens an die Internationale Raumstation (ISS) gebraucht werden. Thomas Reiter verbrachte die meiste Zeit des Tages damit, Discoverys Middeck für den bevorstehenden Transfer von Versorgungsgütern vorzubereiten. Als Erstes, nach dem Andocken an die Internationale Raumstation, wird der Sojus-Sitz von Thomas Reiter an Bord der Raumstation gebracht. Zu diesem Zeitpunkt wird Thomas Reiter offiziell zu einem Crewmitglied der ISS. Sellers und Fossum bereiteten ebenfalls ihre Raumanzüge für die kommenden Weltraumausstiege vor.
Im täglichen Briefing des Mission Management Teams (MMT) lobte John Shannon, stellvertretender Space Shuttle Programm-Manager und Vorsitzender des Mission Management Teams, noch einmal die Änderungen, die am externen Tank vorgenommen wurden. Die Modifikationen, die am Tank nach der letzten Return to Flight-Mission gemacht wurden, hätten sehr gut funktioniert, und nach bisheriger Analyse aller vorliegender Bilder und Videos waren die abgefallenen Stücke von Isolierschaum keine Gefahr für den Orbiter. Während der Untersuchung der Flügelkanten entdeckte das MMT zufällig einen hervorstehenden Lückenfüller unterhalb eines Flügels. Dieser befinde sich jedoch an einer Position, die ein Eingreifen wahrscheinlich unnötig mache, da die Kacheln an dieser Stelle dick genug seien, um eine eventuell erhöhte Temperatur hinter dem Lückenfüller auszuhalten. Dennoch werden Ingenieure genauestens die Bilder, die heute während des so genannten Rotational Pitch Maneuver (RPM) von der Crew der Internationalen Raumstation gemacht werden, untersuchen, um festzustellen ob wirklich kein Eingreifen nötig ist.
Das Space Shuttle Discovery befindet sich derzeit in einer Höhe von ca. 255 Kilometern. Es soll heute um 16:52 Uhr (MESZ) an der Internationen Raumstation andocken.
Statusreport Nr. 3 vom 7. Juli 2006 (3. Flugtag)
Mission Control Houston weckte gestern die Besatzung des Space Shuttles um 09:38 Uhr (MESZ) mit dem Lied „Daniel“ von Elton John. Das Lied wurde, auf Wunsch seiner Familie, Thomas Reiter gewidmet.
Discovery-Kommandant Steve Lindsey und seine Crew steuerten am gestrigen Tag das Space Shuttle in einer Serie von Triebwerkszündungen zuerst 183 Meter direkt unterhalb der Internationalen Raumstation. Dort angekommen initiierte Lindsey eine komplette 360 Grad-Drehung um die Querachse, damit die beiden Besatzungsmitglieder an Bord der Raumstation Aufnahmen der Unterseite des Orbiters machen konnten. Für die Aufnahmen wurden Kameras mit 400 mm und 800 mm Brennweite genutzt. Die Bilder wurden bei erster Gelegenheit zur Bodenstation gefunkt, damit die entsprechenden Teams, die für die Analyse des Hitzeschildes beauftragt sind, sofort damit beginnen konnten das Hitzeschild nach Problemen abzusuchen.
Nach erfolgreicher Durchführung des RPM-Manövers steuerte Lindsey das Space Shuttle direkt vor die Internationale Raumstation und näherte sich dann sehr langsam an, um an dem Pressurized Mating Adapter 2 anzudocken. Das Andocken erfolgte pünktlich um 16:52 Uhr (MESZ). Nachdem beide Fahrzeuge sicher aneinander angekoppelt waren, begannen beide Besatzungen mit der routinemäßigen Suche nach Undichtigkeiten am Andockmechanismus. Um 18:30 Uhr (MESZ) wurden dann die Luken zwischen den beiden Raumfahrzeugen geöffnet und eine herzliche Begrüßung folgte. Nachdem der Kommandant der Internationalen Raumstation Pavel Vinogradov die Crew von Discovery über die Sicherheitsprozeduren an Bord der Station informiert hatte, wurde der Sojus-Sitz von Thomas Reiter an Bord der Sojus installiert. Damit wurde Thomas Reiter offiziell zu einem Besatzungsmitglied der ISS. Zum ersten Mal seid über drei Jahren arbeitet nun wieder eine dreiköpfige Stammbesatzung an Bord der Station. Und zum ersten Mal besteht eine Stammbesatzung aus einem Amerikaner, einem Russen und einem Europäer.
Neben dem ersten Transfer von Versorgungsgütern bereiteten die beiden Missionsspezialisten Lisa Nowak und Stephanie Wilson den ersten Weltraumausstieg am fünften Flugtag vor, indem sie das Orbiter Boom Sensor System (OBSS) mit dem Roboterarm der Raumstation aus der Ladebucht von Discovery nahmen und dann an den Shuttle-Roboterarm übergaben. Die beiden Missionsspezialisten Piers Sellers und Mike Fossum werden während ihres ersten Ausstieges unter anderem am Ende des OBSS stehen und Reparaturen am Space Shuttle simulieren, um so herauszufinden, wie sich der lange Ausleger am Ende des Roboterarmes bei Bewegungen verhält.
In der täglichen Pressekonferenz des Mission Management Teams (MMT) zeigte sich dessen Vorsitzender John Shannon sehr zufrieden mit dem derzeitigen Verlauf der Mission. Erste Analysen der Bilder vom Rotational Pitch Maneuver (RPM) zeigten neben dem schon bekannten Lückenfüller unter einem Flügel von Discovery zwei weitere Punkte von Interesse am Hitzeschild des Orbiters. Ein weiterer Lückenfüller wurde in der Nähe der Querruder gefunden, ebenso ein Stück Fasermaterial in der Nähe der Nasenkappe des Orbiters. Alle Punkte von Interesse, die das MMT festgelegt hat, werden heute von der Besatzung in einer detaillierten Inspektion mithilfe des OBSS untersucht, damit das MMT genau feststellen kann, ob weitere Maßnahmen nötig sind. Sollten keine weiteren Probleme während der Inspektionen offensichtlich werden, dann könne man damit rechnen das der Hitzeschild von Discovery am fünften Flugtag vom MMT für den Wiedereintritt freigegeben wird, so Shannon.
Das Space Shuttle Discovery befindet sich derzeit angedockt an die Internationale Raumstation in einer Höhe von ca. 340 Kilometern. Das Abdocken von der Raumstation ist derzeit geplant für Freitag, den 14. Juli 2006 um 11:48 Uhr (MESZ). Sollte das MMT einen Extratag für die Mission beschließen, dann wird sich die Abdockzeit dementsprechend verschieben.
Statusreport Nr. 4 vom 8. Juli 2006 (4. Flugtag)
Mit dem Lied „Good Day Sunshine“ von den Beatles wurde die Crew von Discovery gestern um 09:14 Uhr (MESZ) geweckt. Das Lied wurde Missionsspezialistin Lisa Nowak gewidmet.
Ein arbeitsreicher Tag erwartete die beiden Besatzungen. Die erste Aufgabe bestand im Andocken des Multi Purpose Logistics Module (MPLM) an das Unity-Module der Internationalen Raumstation. Dazu benutzten Lisa Nowak und Stephanie Wilson den Roboterarm der Raumstation um das MPLM aus der Ladebucht herauszunehmen und dann an das Unity-Module zu manövrieren. Unmittelbar vor dem Andocken an das Unity-Module bestand kurz Sorge bei der Bodenstation, dass einige Halterungen einer Abdeckung des Andockmoduls sich in der Abdichtung verfangen könnten und so eine Versiegelung der beiden Module unmöglich machen würden. Eine detaillierte Analyse des Andockmoduls zeigte allerdings, dass kein Grund zur Sorge bestand und so konnte das MPLM mit dem schönen Namen „Leonardo“ problemlos an die Internationale Raumstation angedockt werden.
ISS-Besatzungsmitglied Thomas Reiter führte dann die Dichtigkeitsüberprüfung durch und öffnete anschließend die Luken zwischen den beiden Modulen. Unter der Leitung von Missionsspezialistin Stephanie Wilson begannen Discovery-Kommandant Steve Lindsey und Thomas Reiter dann mit dem Transfer von Versorgungsgütern. Später am Tag kümmerten sich Discovery-Pilot Mark Kelly, Wilson und Nowak um die detaillierte Analyse von bestimmten Stellen am Hitzeschild des Orbiters. Insgesamt wurden sechs Stellen am Orbiter identifiziert, die eine genauere Betrachtung erforderten. Gegen Ende ihres Arbeitstages führten einige Astronauten noch Interviews mit der Presse.
John Shannon, Vorsitzender des Mission Management Teams (MMT), kündigte während der täglichen Pressekonferenz an, dass das MMT nun offiziell beschlossen hat, die Mission um einen Tag zu verlängern. Durch diese Verlängerung bekommt die Crew Gelegenheit für einen dritten Weltraumausstieg, bei dem die beiden Astronauten Piers Sellers und Mike Fossum verschiedene Reparaturmöglichkeiten des Hitzeschildes an vorbereiteten Testobjekten demonstrieren. Steve Poulos, Orbiter Project Officer Manager, berichtete über die Arbeiten der Teams, um das Material, das die Crew während ihrer detaillierten Inspektion der sechs vom MMT festgestellten Stellen gesammelt hat, zu sichten. Von diesen sechs Stellen konnten bereits drei Stellen am Orbiter als ungefährlich eingestuft werden und Poulos zeigte sich sehr zuversichtlich, dass man spätestens Sonntag oder Montag den kompletten Hitzeschild des Space Shuttles für den Wiedereintritt freigeben könne. Sowohl Shannon als auch Poulos zeigten sich des Weiteren sehr positiv überrascht, dass die Hitzeschutzkacheln an der Unterseite des Orbiters keinerlei Schäden aufweisen würden und das Space Shuttle in einem großartigen Zustand wäre.
Das Space Shuttle Discovery befindet sich derzeit in einer Höhe von ca. 340 Kilometern angedockt an die Internationale Raumstation. Das Abdocken ist nun, nach der Verlängerung der Mission, für Samstag, den 15. Juli 2006 um 12:06 Uhr (MESZ) geplant.
Statusreport Nr. 5 vom 9. Juli 2006 (5. Flugtag)
Die Besatzung an Bord des Space Shuttle Discovery wurde gestern um 09:08 Uhr (MESZ) mit dem Lied „God of Wonders“ von Marc Byrd und Steve Hindalong geweckt. Das Lied wurde Mike Fossum gewidmet und wurde von seiner Familie ausgewählt.
Gestern fand der erste von insgesamt drei Weltraumausstiegen statt. Die beiden Missionsspezialisten Piers Sellers und Mike Fossum verbrachten insgesamt 7 Stunden und 31 Minuten außerhalb der Raumstation. Sellers, der den Raumanzug mit roten Streifen trug und Fossum mit dem komplett weißen Anzug sicherten zuerst ein Messer auf der Oberseite des Interface Umbilical Assembly (IUA) mit einem Blocker um zu verhindern, dass dieses Messer aus Versehen das Video- und Datenkabel durchtrennen kann. Ein identisches Gegenstück auf der erdzugewandten Seite durchtrennte Ende letzten Jahres ein Kabel und musste von der Besatzung der Internationalen Raumstation repariert werden. Nachdem das Messer gesichert wurde, führten die beiden das Video- und Datenkabel wieder durch das IUA, so dass sich der Mobile Transporter der Raumstation wieder frei bewegen kann. Der Mobile Transporter wird für den nächsten Außeneinsatz gebraucht.
Nachdem die Arbeiten am IUA abgeschlossen waren, widmeten sich Sellers und Fossum dem Test des Orbiter Boom Sensor System (OBSS). Ziel dieses Tests war es herauszufinden, wie sich die Kombination aus Roboterarm und OBSS verhält, wenn ein Astronaut an dessen Ende auf einer Plattform steht und Reparaturen am Hitzschild des Space Shuttle durchführt. Zu diesem Zweck stellte sich zuerst Sellers und danach beide Astronauten auf die Plattform und simulierten Bewegungen, wie sie typischerweise bei Reparaturen auftreten würden. Sehr zur Freude der Bodencrew in Houston bewegte sich die ca. 30 Meter lange Kombination aus Roboterarm und OBSS weniger stark als angenommen und so zeigten sich die Ingenieure zuversichtlich, dass man mit diesem System Reparaturen an schwer erreichbaren Stellen des Hitzeschildes durchführen kann. Nachdem alle Aufgaben erledigt waren kehrten Sellers und Fossum zur Luftschleuse Quest wieder zurück und beendeten ihren Ausstieg um 22:48 Uhr (MESZ).
Während den Außenarbeiten der beiden Astronauten kümmerten sich ISS-Kommandant Pavel Vinogradov und ISS-Flugmechaniker Thomas Reiter um den Transfer von Versorgungsgütern und Experimenten aus dem Multi Purpose Logistics Module (MPLM). Sie brachten unter anderem einen neuen Sauerstoff-Generator sowie einen Laborgefrierschrank der ESA an Bord der ISS. Beide Gegenstände werden in den kommenden Monaten im Destiny-Labormodul installiert.
In einer Pressekonferenz erklärten John Shannon, Vorsitzender des Mission Management Teams, und Steve Poulos, Orbiter Project Office Manager, dass das Hitzeschild des Space Shuttles mit Ausnahme einer einzigen Stelle für den Wiedereintritt freigegeben wurde. Die letzte verbliebene Stelle ist ein hervorstehender Lückenfüller in der Nähe der Luken, wo der externe Tank am Orbiter befestigt wird. Poulos zeigte sich zuversichtlich, dass das Ingenieurteam nach weiterer eingehender Analyse auch diese Stelle bald freigeben wird.
Das Space Shuttle Discovery befindet sich derzeit in einer Höhe von ca. 340 Kilometern. Das Abdocken von der Internationalen Raumstation ist für Samstag, den 15. Juli 2006 um 12:06 Uhr (MESZ) geplant.
Statusreport Nr. 6 vom 10. Juli 2006 (6. Flugtag)
Gestern wurde die Discovery-Besatzung mit dem Lied „I Have a Dream“ von Abba geweckt. Der Song wurde Discovery-Pilot Mark Kelly gewidmet und wurde von seiner Familie ausgewählt.
Transfer von Gütern war das Motto während des gesamten Tages. Unter der Leitung von Missionsspezialistin Stephanie Wilson waren alle Mitglieder beider Besatzungen damit beschäftigt, dringend benötigte Ersatzteile und Ausrüstungsgegenstände aus dem Multi Purpose Logistics Module (MPLM) und dem Shuttle zur Internationalen Raumstation (ISS) zu transferieren. Nicht mehr benötigte Dinge wurden von der Raumstation in das MPLM gebracht, wo sie zurück zur Erde gebracht und dann am Boden fachmännisch entsorgt werden. Die beiden Missionsspezialisten Piers Sellers und Mike Fossum verbrachten außerdem einige Stunden damit, die beiden Weltraumanzüge für den heutigen zweiten Außenbordeinsatz vorzubereiten. Sie luden Batterien wieder auf und bereiteten einige Werkzeuge vor, die sie heute benötigen werden. Die beiden Crews nahmen sich am späten Nachmittag zusätzlich Zeit für eine gemeinsame Pressekonferenz, um Reportern aus den USA und dem Europäischen Astronautenzentrum in Köln Rede und Antwort zu stehen. Auszüge aus der Pressekonferenz wurden am Abend vor dem Finale der Fußball-Weltmeisterschaft im Berliner Olympiastadion wiederholt.
In der Pressekonferenz des Mission Management Teams (MMT) hatte dessen Vorsitzender John Shannon gute Neuigkeiten für die Crew und die anwesenden Journalisten: Das Hitzeschild des Space Shuttles wurde für den Wiedereintritt freigegeben. Nachdem die einzelnen Ingenieurteams die ganze Nacht mit der Analyse der verbliebenden Problemstellen verbracht hatten – wie beispielsweise dem hervorstehenden Lückenfüller an der Luke, wo der externe Tank am Orbiter festgemacht wird -, konnten sie eine Gefährdung des Orbiters beim Wiedereintritt ausschließen. Damit hat das MMT den ersten wichtigen Schritt in Richtung sicherer Rückkehr des Space Shuttles gemacht. Die Besatzung wird gegen Ende der Mission noch einmal das Hitzeschild auf Spuren von Schäden untersuchen, die von Mikro-Meteoriten verursacht worden sein könnten.
Die Analyse der Daten des Orbiter Boom Sensor Systems (OBSS), die vorgestern während des ersten Weltraumausstieges gesammelt wurden, lassen die Manager des Space Shuttle-Programms zuversichtlich sein, das die Chancen für eine Reparaturmission zum Hubble-Weltraumteleskop gestiegen sind. Bei einer möglichen Mission zu Hubble müsste man auf die detaillierten Fotos aus der Internationalen Raumstation, die bei dem Rendezvous während des so genannten „RPM-Manöver“ gemacht werden, verzichten und durch einen Außeneinsatz eines Astronauten ersetzen, der am Ende des OBSS arbeiten und Fotos von der Unterseite des Orbiters machen müsste. Das letzte Wort, ob es eine solche Mission geben wird, hat allerdings der NASA-Administrator Michael Griffin.
Das Space Shuttle Discovery befindet sich derzeit in einer Höhe von ca. 350 Kilometern. Das Abdocken von der Internationalen Raumstation ist derzeit für Samstag, den 15. Juli 2006 um 12:08 Uhr (MESZ) geplant.
Statusreport Nr. 7 vom 11. Juli 2006 (7. Flugtag)
Die Discovery-Astronauten wurden gestern um 08:08 Uhr (MESZ) von der Bodenstation in Houston mit dem Lied „Clocks“ von der Band Coldplay geweckt. Piers Sellers wurde dieses Lied gewidmet.
Die beiden Missionsspezialisten Piers Sellers und Mike Fossum absolvierten erfolgreich ihren zweiten von drei geplanten Außeneinsätzen. Der zweite Ausstieg hatte eine Länge von 6 Stunden und 47 Minuten. Für die Verantwortlichen der Internationalen Raumstation war dies der wichtigste Einsatz, da ohne die erfolgreiche Arbeit der beiden Astronauten der weitere Aufbau der Raumstation nicht möglich gewesen wäre.
Die erste Aufgabe, die erledigt werden musste, war die Anbringung einer Ersatzpumpe für das Kühlsystem der Internationalen Raumstation. Diese Ersatzpumpe sollte ursprünglich erst während der Mission STS-116 zur Raumstation geflogen werden, aber man entschied bei der NASA, das Ersatzteil schon während dieser Mission zu fliegen, um mehr Flexibilität während der Mission STS-116 zu haben.
Anschließend widmeten sich beide Astronauten der Hauptaufgabe des gestrigen Tages, dem Austausch eines Trailing Umbilical Systems (TUS) am mobilen Transporter der Raumstation. Die Arbeiten am so genannten S0-Trägersegment erwiesen sich als schwierig und verlangten vom ganzen Team viel Flexibilität und schnelle Planung. Nach dem erfolgreichen Austausch verlegten die beiden die Video- und Datenkabel neu und stellten somit, sehr zur Erleichterung der Bodencrew in Houston, die komplette Einsatzfähigkeit des mobilen Transporters wieder her.
Während der Außenarbeiten kümmerten sich die Besatzungsmitglieder der Internationalen Raumstation weiterhin um den Transfer von Versorgungsgütern aus dem Multi Purpose Logistics Module (MPLM). Sie luden außerdem einige nicht mehr benötigte Experimente sowie Müll und nicht mehr benötigte Gegenstände in das MPLM.
Das Space Shuttle Discovery befindet sich derzeit in einer Höhe von ca. 350 Kilometern. Das Abdocken von der Internationalen Raumstation ist derzeit für Samstag, den 15. Juli 2006 um 12:08 Uhr (MESZ) geplant.
Statusreport Nr. 8 vom 12. Juli 2006 (8. Flugtag)
Gestern wurde die Besatzung des Space Shuttle Discovery mit dem Lied „All Star“ von der Gruppe Smashmouth geweckt. Der Song wurde Missionsspezialistin Lisa Nowak gewidmet.
Der Tag der beiden Besatzungen bestand hauptsächlich aus dem Beladen des Multi Purpose Logistics Module (MPLM) mit nicht mehr benötigten Experimenten, Ausrüstungsgegenständen und Müll. Insgesamt wird das MPLM mit fast zwei Tonnen an Gütern beladen werden, bevor es am Freitag wieder in die Ladebucht des Space Shuttles gebracht wird. Aus dem MPLM wurden rund drei Tonnen in die Raumstation gebracht, darunter beispielsweise Kleidung, Nahrungsmittel, Experimente und Ersatzteile.
Mark Kelly, Stephanie Wilson, Lisa Nowak, Piers Sellers und Mike Fossum nahmen sich später am Tag Zeit, um mit Journalisten am Boden zu reden. Während des Interviews wurden die Astronauten gefragt, welches Vermächtnis die Mission STS-121 hinterlassen würde und Discovery-Pilot Mark Kelly beantwortete die Frage mit einem Zitat seinen Bruders Scott Kelly, der ihm über IP-Telefon sagte: „Wir sind zurück, Baby“. Beide Besatzungen erhielten außerdem einen privaten Telefonanruf von US-Präsident George W. Bush, der ihnen für ihre harte Arbeit dankte.
Piers Sellers und Mike Fossum verbrachten den Großteil des gestrigen Tages damit, sich auf den bevorstehenden dritten und letzten Außeneinsatz vorzubereiten. Sie warteten ihre Anzüge und bereiteten diverse Werkzeuge vor, die sie heute verwenden werden. Der heutige Weltraumausstieg soll einige Reparaturmöglichkeiten für die verstärkten Karbonpaneele demonstrieren und somit die Fähigkeit für zukünftige Shuttle-Missionen, eventuelle Schäden zu reparieren, verbessern. Es wird außerdem eine Infrarotkamera zum Einsatz kommen, mit der man versuchen will Schäden, die für das menschliche Auge nicht sichtbar sind, aufzuspüren. Der heutige Weltraumausstieg soll ca. sechs Stunden und 30 Minuten dauern.
Das Space Shuttle Discovery befindet sich derzeit in einer Höhe von ca. 350 Kilometern. Das Abdocken von der Internationalen Raumstation ist derzeit für Samstag, den 15. Juli 2006 um 12:08 Uhr (MESZ) geplant.
Statusreport Nr. 9 vom 13. Juli 2006 (9. Flugtag)
„I Believe I Can Fly“ war das Lied, mit dem die Astronauten an Bord des Space Shuttles Discovery geweckt wurden. Der Song wurde Missionsspezialistin Stephanie Wilson gewidmet.
Der dritte und letzte Weltraumausstieg war gestern der Fokus beider Besatzungen. Die Hauptaufgabe der beiden Missionsspezialisten Mike Fossum und Piers Sellers war die Demonstration von Reparaturtechniken an bereits am Boden beschädigten Testobjekten. Der gestrige Außeneinsatz war damit eine Fortführung des Experiments, welches während der letzten Shuttle-Mission STS-114 durchgeführt wurde. Damals trugen Soichi Noguchi und Steve Robinson zum ersten mal das neu entwickelte Dichtungsmittel NOAX auf. Obwohl das Experiment damals recht erfolgreich verlief und die Astronauten im Ernstfall mit einer solchen Reparatur sicher wieder zur Erde zurückkehren könnten zeigte sich, dass sich beim Auftragen des Materials Blasen verschiedenster Größe gebildet hatten. Diese Blasen könnten unter ganz bestimmten Umständen die Effektivität der Reparatur vermindern. Nach eingehender Analyse der Daten des STS-114-Weltraumausstieges kam man zu dem Schluss, dass man am effektivsten die verstärken Karbonpaneele in einer Temperaturzone von 0-50 Grad Celsius reparieren kann.
Zu diesem Zweck waren Mike Fossum und Piers Sellers mit einer Infrarotkamera ausgerüstet und reparierten die verschiedenen Testobjekte aufgrund ihrer Temperaturen. Während der Reparaturen tauschten sich Fossum und Sellers ständig mit der Bodenstation in Houston darüber aus, wie sich das NOAX-Material verhält. Sobald die Testobjekte wieder am Boden sind, werden sie umfangreichen Tests unterzogen um ihre Effektivität zu untersuchen.
Nach erfolgreichem Abschluss der Arbeiten an den Testobjekten hatten die beiden Astronauten noch Zeit für eine zusätzliche Aufgabe. Sie installierten eine Haltestange an einem Ammoniaktank am S1-Trägersegment, damit der Tank während einer späteren Mission bewegt werden kann. Die Besatzung der Internationalen Raumstation kümmerte sich während des Weltraumausstieges weiterhin um das Be- und Entladen des Multi Purpose Logistics Module (MPLM).
Das Space Shuttle Discovery befindet sich derzeit in einer Höhe von ca. 340 Kilometern. Das Abkoppeln von der Internationalen Raumstation ist derzeit für Samstag, den 15. Juli 2006 um 12:08 Uhr (MESZ) geplant.
Statusreport Nr. 10 vom 14. Juli 2006 (10. Flugtag)
Die Besatzung an Bord des Space Shuttles Discovery wurde gestern um 07:08 Uhr (MESZ) mit dem Titelsong aus der Serie „3 Engel für Charlie“ geweckt. Dieses Lied wurde der gesamten Crew gewidmet und vom Trainingsteam in Houston ausgewählt.
Die gesamte Besatzung hatte den gestrigen Tag frei, um sich von den drei Weltraumausstiegen und sechs Tagen Transfer von Versorgungsgütern zu erholen. Das Planungsteam, das den Zeitplan für die gesamte Mission aufstellt und zur Besatzung in einem täglichen so genannten Execute Package funkt, ließ es sich nicht nehmen, der Besatzung ein paar scherzhafte Tipps zu geben, wie sie den freien Tag im All verbringen könnten. Der Auszug lautet übersetzt:
Guten Morgen Discovery,
Da heute für euch ein freier Tag ist, hat sich das Planungsteam ein paar Ideen* einfallen lassen, wie man den freien Tag im All nutzen könnte:
1. Wer kann einen Laptop am weitesten durch die Station werfen, bevor er von einer Wand abprallt (natürlich würden wir es bevorzugen, wenn ihr dafür Gerätschaften aus der Station benutzen würdet.)
2. Armdrücken: Großer Roboterarm gegen den Kleinen. David gegen Goliath II, die Schlacht beginnt.
3. Ausleger werfen: Werft das Orbiter Boom Sensor System (OBSS) zwischen den Roboterarmen. (Nur sagt den Kanadiern nichts, wenn ihr das OBSS verlieren solltet.)
4. Nehmt alle CWCs [Anm. der Red.: Taschen, in denen das Trinkwasser aufbewahrt wird] und bringt sie in das Crew Lock und verschließt die Luken. Leert sie alle aus und schwimmt eine Runde.
5. Lawn Dart [Anm. der Red.: Ein Spiel, mit dem man mit großen Dartpfeilen auf ein Ziel im Garten wirft. Wurde in den USA verboten, wegen der großen Verletzungsgefahr] (Solltet ihr ein Ziel brauchen, dann vergesst nicht, dass dies eine Aggie kompatible Aufgabe ist) [Anm. der Red.: die Absolventen der Texas A&M University, wie z.B. Mike Fossum, nennen sich Aggies.]
6. Marco Polo [Anm. der Red.: Eine Art Verstecken in einem Schwimmbecken, wo ein Mitspieler mit geschlossenen Augen andere Mitspieler finden muss. Dazu kann er „Marco“ rufen und alle anderen Mitspieler müssen mit „Polo“ antworten.] (Das ganze Fisch-aus-dem-Wasser-Ding benötigt aber noch Feintuning) [Anm. der Red.: Fisch aus dem Wasser ist eine Variante des Marco Polo, bei dem die anderen Mitspieler das Schwimmbecken verlassen dürfen.]
7. Wir könnten euch einige angemessene Computerspiele hochsenden, wie z.B. Asteroids, Space Invaders oder Wing Commander.
Als Letztes noch ein Haiku [Anm. der Red.: Ein japanisches Versgedicht] von unserem Ground Controller:
Day of Freedom Launch
Leonardo and Spacewalks
Crew now Chillaxin‘
Genießt euren freien Tag, ihr habt es euch verdient.
*keine dieser Ideen wurden von Mission Management Team abgesegnet.
Die Bodenstation in Houston beobachtet außerdem zwei Probleme mit den Auxiliary Power Units (APU). Bei APU Nummer 1 vermutet man ein Leck im Stickstofftank, da hier der Druck in dem Tank schneller fällt als bei den anderen beiden Tanks. Das Mission Management Team (MMT) sieht aber keinen Grund zur Sorge, da selbst mit solch einem Leck der Druck am Missionsende immer noch 6,8 Bar über dem minimal erlaubten Druck liegen wird.
Bei APU Nummer 3 schalten sich zwei Heizungen nicht mehr ab, sodass diese APU an ihrem oberen Wärmelimit arbeitet. Auch hier sieht das MMT derzeit keinerlei Probleme, aber dadurch, dass die APUs so wichtig für die erfolgreiche Rückkehr zur Erde sind, um z.B. die Steuerflächen des Orbiters sowie die Radbremsen bei der Landung nutzen zu können, werden die Ingenieure am Boden ganz genau das Verhalten der APUs kontrollieren.
Das Space Shuttle Discovery befindet sich derzeit in einer Höhe von ca. 340 Kilometern. Das Abkoppeln von der Internationalen Raumstation ist derzeit für Morgen um 12:08 Uhr (MESZ) geplant
Statusreport Nr. 11 vom 15. Juli 2006 (11. Flugtag)
Die Crew an Bord des Space Shuttle Discovery wurde gestern mit der Aggie Kriegs Hymne, gespielt von der Fighting Aggie Texas Band. Das Lied wurde für Missionsspezialist Mike Fossum gespielt, der ein Absolvent der Texas A&M University ist.
Es war der letzte gemeinsame Tag der beiden Besatzungen und die Vorbereitung auf das heutige Ablegemanöver bestimmten den ganzen Tag. Discovery-Kommandant Steve Lindsey und ISS-Bordingenieur Thomas Reiter deaktivierten das Multi Purpose Logistics Module (MPLM) und schlossen kurz danach die Luken zwischen Raumstation und Modul. Um 15:32 Uhr (MESZ) benutzten die beiden Missionsspezialistinnen Stephanie Wilson und Lisa Nowak den Roboterarm der Raumstation, um das MPLM von der Raumstation zu lösen. Wenig später, um 17:00 Uhr (MESZ), war das MPLM wieder sicher in der Ladebucht des Space Shuttles verstaut.
Wilson und Nowak wechselten anschließend zum Roboterarm des Space Shuttles und benutzten das Orbiter Boom Sensor System (OBSS), um das Hitzeschild des Orbiters nach Einschlägen von Mikrometeoriten abzusuchen. Keine offensichtlichen Schäden wurden gefunden, aber die vollständige Analyse aller gesammelten Daten wird erst heute abgeschlossen sein.
Während Lindsey und Reiter mit der Deaktivierung des MPLM beschäftigt waren, nutzte der Rest der Besatzung die Möglichkeit, mit Journalisten am Boden zu reden.
In der Pressekonferenz des Mission Management Teams (MMT) erklärte John Shannon, Vorsitzender des MMT und stellvertretender Shuttle Programm Manager, dass man weiterhin ein waches Auge auf die Druckverluste in der Auxiliary Power Unit (APU) Nummer 1 habe. Da man nicht mit endgültiger Sicherheit sagen kann, ob das Leck im Stickstofftank oder im Hydrazintank ist, geht man vom schlimmsten Fall aus und rechnet mit einem Leck im Hydrazintank. Obwohl das derzeitige Leck so klein ist, dass keinerlei Grund zur Sorge besteht, hat das MMT entschieden, APU Nummer 1 für den Test der Steuerflächen am Sonntag zu aktivieren und nach den absolvierten Test zu beobachten, ob das Leck größer wird. Während der Landung von STS-9 hatte sich austretendes Hydrazin entzündet und im hinteren Teil des Orbiters einige Schäden verursacht. Die Besatzung oder der Orbiter waren damals aber zu keinem Zeitpunkt in Gefahr. Um solch einem Fall bei einem größer werdenden Leck aus dem Weg zu gehen, würde man sämtliches Hydrazin im Orbit verbrennen und danach APU 1 für den Rest der Mission abschalten. Sollte sich das Leck aber nicht vergrößern, dann besteht kein Grund, irgendwelche Maßnahmen zu unternehmen, da man bis zum Missionsende weit oberhalb der zulässigen Grenzen für den sicheren Betrieb liegen würde.
Das Space Shuttle Discovery befindet sich derzeit in einer Höhe von ca. 340 Kilometern. Das Abdocken von der Internationalen Raumstation ist heute um 12:08 Uhr (MESZ) geplant.
Statusreport Nr. 12 vom 16. Juli 2006 (12. Flugtag)
Die Bodenkontrolle in Houston weckte die Besatzung gestern mit dem Lied „Beautiful Day“ von der Gruppe U2. Das Lied wurde Mark Kelly gewidmet.
Gestern, um 12:08 Uhr (MESZ), legte das Space Shuttle Discovery von der Internationalen Raumstation ab. Damit endeten neun anstrengende Tage für die Besatzung des Space Shuttles, in denen sie knapp 3,3 Tonnen an Ausrüstung in die Raumstation brachten, drei Weltraumausstiege durchgeführt haben und zum ersten Mal seit über drei Jahren mit Thomas Reiter ein drittes Besatzungsmitglied an Bord der Raumstation gebracht haben.
Nachdem Discovery-Pilot Mark Kelly den Orbiter in eine Entfernung von ca. 122 Metern gebracht hatte, zündete er die Steuerdüsen, um das Space Shuttle direkt oberhalb der Raumstation in Position zu bringen. Dort angekommen zündeten die Steuerdüsen ein zweites Mal, um das Shuttle endgültig von der ISS zu trennen. Das Manöver wurde so geplant, dass das Shuttle in einem Notfall jederzeit wieder zurück zur Raumstation fliegen konnte, um dort anzudocken. Später am Tag benutzte die Shuttle-Besatzung ein letztes Mal das Orbiter Boom Sensor System (OBSS), um den Steuerbordflügel sowie die Nasenkappe auf Schäden durch Mikrometeoriten zu untersuchen. Die Auswertung der Daten läuft noch und eine endgültige Freigabe des Orbiters für den Wiedereintritt in die Erdatmosphäre wird im Laufe des heutigen Tages erfolgen.
Das Space Shuttle Discovery befindet sich derzeit in einer Höhe von ca. 345 Kilometern. Das Mission Management Team (MMT) bevorzugt derzeit eine Landung am Kennedy Space Center (KSC). Sollte sich jedoch das Problem mit APU Nummer 1 verschlimmern und eine Abschaltung erforderlich machen, wird zusätzlich der Landeplatz in Kalifornien an der Edwards Airforce Base (EDW) aktiviert, da eine Landung mit nur zwei APUs strengere Vorschriften für das Wetter beinhaltet. Die Landemöglichkeiten für Montag, den 17 Juli 2006 sind wie folgt:
Orbit | Landeplatz | Deorbit (MESZ) | Landung (MESZ) |
---|---|---|---|
202 | KSC | 14:07 | 15:14 |
203 | KSC | 15:43 | 16:49 |
204 | EDW | 17:09 | 18:11 |
205 | EDW | 18:45 | 19:46 |
Statusreport Nr. 13 vom 17. Juli 2006 (13. Flugtag)
Die Besatzung an Bord des Space Shuttle Discovery wurde gestern mit dem Lied „Just Like Heaven“ von The Cure, um 07:18 Uhr (MESZ) geweckt.
Gestern war, wenn das Wetter es zulässt, der letzte volle Tag für die Astronauten an Bord des Orbiters. Die Crew war den ganzen Tag damit beschäftigt, das Space Shuttle für den Wiedereintritt und die Landung vorzubereiten. Sie verstauten letzte verbliebene Ausrüstungsgegenstände und vollführten einen kompletten Check der Steuerflächen des Space Shuttles. Dafür wurde Auxiliary Power Unit (APU) Nummer 1 gestartet. Analysen der APU 1 nach erfolgreichem Test der Steuerflächen, ergaben keinerlei Bedenken für den Einsatz während der Landeoperationen. Ingenieure hatten befürchtet, dass sich das Leck in APU 1 vergrößern könne und so dessen Einsatz unmöglich machen würde. APU 1 ist unter anderem für das hydraulische Ausfahren des Fahrwerks zuständig. Bei einem Ausfall würde der Shuttle-Pilot das Fahrwerk mithilfe kleiner Sprengladungen freigeben.
Die Besatzung nahm sich später am Tag Zeit, um mit Journalisten zu reden. Die Interviews wurden mit CNN, CBS, ABC und NBC geführt.
Der für den Wiedereintritt zuständige Flugdirektor Steve Stich hat sich nach der guten Leistung von APU Nummer 1 dafür entschieden, für den heutigen Landeversuch ausschließlich den Landeplatz in Florida am Kennedy Space Center (KSC) zu benutzen. Die Edwards Airforce Base in Kalifornien würde erst Morgen aktiviert. Für die heutige Landung werden auch einige Neuerungen eingesetzt. Das Space Shuttle hat einen neuen Reifentyp bekommen, der etwa 20% mehr Last bei einer Landung aushalten kann. Man entschied sich für diesen neuen Reifen, um bei möglichen Return to Launchsite (RTLS) Startabbrüchen eine sichere Landung auch mit schwereren Ladungen zu gewährleisten.
Während des Wiedereintrittes wird auch zum ersten Mal das GPS-System an Bord des Orbiters zur Landung genutzt. Die Ingenieure am Boden wollen erste Erfahrungen mit einer GPS-gestützten Landung sammeln, da die US-Luftwaffe in Zukunft ihr Tactical Air Navigation (TACAN) System, welches das Shuttle primär bei der Landung einsetzt, abschalten wird. Bei dem Space Shuttle Endeavour wurden schon sämtliche TACAN-Systeme durch GPS-Empfänger ersetzt und während der Landung von STS-118 nächstes Jahr, wird zum ersten Mal ausschließlich GPS zur Landung eingesetzt.
Das Space Shuttle Discovery befindet sich derzeit in einer Höhe von ca. 350 Kilometern. Nach der Entscheidung von Flugdirektor Steve Stich wird heute eine der folgenden Landemöglichkeiten genutzt:
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