WorldView 2 im Orbit

Gestern abend unserer Zeit wurde der kommerzielle Erdfotografiesatellit WorldView 2 für DigitalGlobe von einer Delta 2 ins All transportiert. Er verfügt gegenüber seinem Vorgänger über eine bessere Auflösung, größere Flexibilität und vier zusätzliche Multispektralkanäle.

Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: DigitalGlobe, Raumcon.

US Air Force
Delta 2 mit WorldView 2 in der ersten Flugminute.
(Bild: US Air Force)

Der Start erfolgte am 8. Oktober 2009 um 20:51 Uhr MESZ vom Gelände der Vandenberg Air Force Base. Die Delta 2 war mit 9 GEM-Boostern ausgestattet, von denen 6 bereits am Boden, drei weitere in der Luft gezündet wurden. Nach knapp anderthalb Minuten waren diese ausgebrannt und wurden in Dreiergruppen abgeworfen. Die erste Stufe brannte insgesamt 4 Minuten und 23 Sekunden und wurde anschließend von der zweiten Stufe abgelöst, die 10 Minuten und 52 Sekunden nach dem Start erstmals abschaltete. Ein zweiter Antriebszyklus begann nach gut 53 Minuten, dauerte lediglich 22 Sekunden und brachte die Nutzlast in eine Bahn zwischen 766 und 769 Kilometern Höhe bei einer Bahnneigung von 98,6°.

WorldView 2 basiert auf dem BCP-5000-Bus von Ball Aerospace, hat eine Startmasse von 2.615 kg und ist 4,3 m hoch bei einem Durchmesser des Zentralkörpers von 2,5 Metern. Die Solarzellen haben eine Spannweite von 7,1 Metern und liefern etwa 3,2 kW elektrischer Energie. Der dreiachsenstabilisierte Satellit verfügt zur Lageregelung über Drallräder, die eine sehr schnelle und präzise Ausrichtung ermöglichen. Im direkten Blick nach unten kann die Multispektralkamera Punktziele mit 16,4 x 16,4 km erfassen, großflächige Regionen von 65,6 x 110 km, lange Streifen von 16,4 x 250 km oder Stereoabbildungen von Gebieten der Ausdehnung 48 x 110 km. Bereits nach 1,1 Tagen kann ein zuvor abgelichtetes Objekt erneut erfasst werden, dann allerdings unter großem Seitenwinkel. Ein (nahezu) senkrechter erneuter Überflug mit besten Auflösungen wird innerhalb von 3 bis 7 Tagen möglich.

Die digitale Multispektralkamera arbeitet neben den üblichen Kanälen Rot, Grün, Blau und nahes Infrarot mit vier weiteren Kanälen in den Farbbereichen (langwelliges) rot, blaugrün (coastal), gelb und nahes Infrarot 2. Dabei erreicht man im panchromatischen Modus direkt unter dem Satelliten eine Auflösung um 0,5 m und im Multispektralmodus von bestenfalls 1,8 m. Die Position des fotografierten Geländes lässt sich via GPS und Lagesensoren mit einer Genauigkeit von 5 bis 10 Metern bestimmen. Hauptanwendungsgebiete der hochauflösenden Multispektralfotografie sind die Kartografie, Bauplanung, Navigationstechnologie, Umweltüberwachung, Katastrophenerfassung, Öl- und Gaslagerstättensuche sowie Geländeprofilanalyse.

WorldView 2 verfügt zur Datenspeicherung über 275 GByte Kapazität und kann mit 800 MBit pro Sekunde Daten zur Bodenempfangsstation übertragen und kann pro Tag nahezu 1 Million Quadratkilometer Erdoberfläche erfassen. Die Zielbahn des Satelliten ist ein sonnensynchroner Orbit in 770 Kilometern Höhe bei einer Bahnneigung von 98,569°. Mit den an Bord befindlichen Betriebsmitteln soll er mindestens 7 Jahre lang zuverlässig funktionieren.

WorldView 2 erhält die COSPAR-Bezeichnung 2009-055A.

Raumcon:

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