Alternatives Rettungsraketensystem MLAS getestet

Am 8. Juli 2009 hat die US-amerikanische Weltraumbehörde NASA auf Wallops Island ein alternatives Rettungsraketensystem erfolgreich getestet.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: NASA.

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MLAS-Komponenten und rechts Boilerplate
(Bild: NASA)

Das Rettungsraketensystem, das zu Ehren von Maxime (Max) Faget, dem Entwickler des im Mercury-Programm verwendeten Rettungssystems, als Max Launch Abort System oder MLAS bezeichent wird, demonstrierte in unbemannter Mission eine Möglichkeit, wie in Zukunft einmal eine Kapsel mit Astronauten nötigenfalls von einer Havarie erleidenden Rakete abgetrennt werden kann, um anschließend an Fallschirmen zu landen. Es handelte sich um ein Experiment zur Technologieerprobung, eine Verwendung des zugrunde liegenden Konzepts ist im Rahmen des Constellation-Programms zunächst nicht vorgesehen. Die Testkonfiguration hatte vor dem Start eine Masse von fast 21 Tonnen, und eine Höhe von 10,2 Metern.

Gestartet wurde das zu testende System am 8. Juli 2009 um 12:26 Uhr MESZ auf Wallops Island an Virginias Ostküste, wo es zahlreiche Startanlagen für unbemannte Missionen aller Art gibt.

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Zusammengebautes MLAS-Testvehikel
(Bild: NASA)

Angetrieben wurde die mit einer Anzahl Stabilisierungsflossen und -flächen versehene Startstufe von vier Feststoffmotoren, deren Aufgabe es war, das System mit der von ihm umschlossenen Kapsel in eine ausreichende Höhe zu bringen, die es ermöglichen würde, nicht nur die einzelnen Trennvorgänge, sondern auch ein für eine anschließende Landung nötiges Fallschirmsystem, ebenfalls eine Altervativentwicklung, zu testen. Diese Form des Antriebs mit aus der Verkleidung auf der Kapsel nach hinten verlegten Antriebsraketen war gewählt worden, damit die Gasstrahlen aus den Feststoffmotoren den Flugtest nicht gefährden.

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MLAS im angetriebenen Flug
(Bild: NASA)

Über der im Test verwendeten Kapsel, einer sogenannten Boilerplate, war eine Verkleidung in Form einer Geschossspitze montiert, in der das Vorhandensein von vier Feststoffmotoren durch entsprechende Ausformungen und Masse-Dummys entsprechenden Gewichts simuliert wurde.

hinteres/unteres Ende mit den Feststoffmotoren
(Bild: NASA)

Zwei Führungsfallschirme hatten die Aufgabe, Verkleidung und Kapsel mit der stumpfen Unterseite, wo sich der Hitzeschild der Kapsel befinden würde, in den Wind zu drehen. Nach dem Ausbrennen nach 70 Sekunden und der Abtrennung der Startstufe mit den vier Terrier-Mk-70 Motoren stieg die Kapsel mit der sie abdeckenden Verkleidung noch etwas in die Höhe. Es folgte die Abtrennung eines mit Stabilisierungsflossen versehenen Adapterrings, der eine stabile Bahn im unangetriebenen Flug sicherstellen sollte, und dann das Entfalten der Führungsschirme.

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MLAS-Testablauf
(Bilder: NASA)

Nachdem Verkleidung und Kapsel an den Führungsschirmen in den Abstieg übergegangen waren, wurde die Kapsel nach unten aus der Verkleidung ausgestoßen. Zwei Pilotschirme bremsten die fallende Kapsel, und sorgten schließlich für die Entfaltung der vier Hauptfallschirme, an denen hängend die Kapsel schließlich auf dem Boden auftraf.

Eine Verwendung des MLAS auf den Raketen aus dem Constellation-Programm ist zur Zeit nicht geplant, könnte aber im Bedarfsfall in Erwägung gezogen werden. Entwicklung und Test des Systems erfolgte im Rahmen von Untersuchungen des NASA-Zentrums für Entwicklung und Sicherheit (NASA Engineering and Safety Center NESC), dessen Aufgabe es ist, sich unabhängig und unbeeinflusst von anderen Programmen mit konkreten Fragen der Sicherheit und Entwicklungsqualität zu beschäftigen.

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