USA starteten Aufklärungssatelliten ORS-1

Nach einigen Programmverzögerungen gelang es der US-amerikanischen Luftwaffe am 30. Juni 2011, ORS-1, einen Satelliten für die Gewinnung von nachrichtendienstlichen Informationen sowie für Überwachungs- und Aufklärungsaufgaben auf eine Umlaufbahn um die Erde zu bringen.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: NASA, OSC, USAF.

NASA/GSFC
Minotaur I mit ORS-1 auf der Rampe LP-0B
(Bild: NASA/GSFC)

Auf der Luftwaffenbasis Kirtland in New Mexico arbeitet seit dem 21. Mai 2007 eine Abteilung des US-Verteidigungsministeriums, deren Aufgabe es ist, für neu entstandene Anforderungen möglichst rasch benutzbare Lösungen im Bereich militärischer und die nationale Sicherheit der USA betreffender Raumfahrtanwendungen zur Verfügung zu stellen (Operationally Responsive Space Office, ORS Office). Der Bau von ORS-1, der innerhalb eines Zeitraums von zwei Jahren konstruiert und gestartet werden sollte, war am 23. Oktober 2008 vom ORS Office in Auftrag gegeben worden.

Jetzt wurde ORS 1 nach über zweieinhalb Jahren an der Spitze einer vierstufigen Minotaur-I-Rakete vom Startplatz LP-0B auf Wallops Island an der Ostküste des US-amerikanischen Bundesstaates Virginia aus in den Weltraum transportiert. Der benützte Raketentyp kam bei insgesamt zehn Flügen zum vierten Mal von Wallops aus zum Einsatz. Das verwendete Projektil hob, nachdem noch ein Problem mit den Akkumulatoren für das Flugabbruchsystem der Rakete gelöst worden war, am 30. Juni 2011 um 5:09 Uhr MESZ ab, vor Ort war es 23:09 Uhr am 29. Juni 2011.

NASA
Start der Minotaur I mit ORS-1 am 30. Juni 2011
(Bild: NASA)

In den ersten drei Stufen der von der Orbital Sciences Corporation (OSC) entworfenen Minotaur I kamen Feststoffmotoren, wie sie in Interkontinentalraketen des Typs Minuteman und Raumfahrtträgern des Typs Pegasus XL verwendet wurden, zum Einsatz. Nach wenigen Flugminuten hatten die ersten drei Stufen mit den Feststoffmotoren M55E1, SR19 und Orion 50XL ihre Arbeit getan und die Nutzlastverkleidung mit einem Durchmesser von 155 Zentimetern war abgeworfen. Eine anschließende etwas über fünf Minuten dauernde Freiflugphase endete mit dem Abwerfen der dritten Stufe. Elf Sekunden später folgte die Aktivierung des von Alliant Techsystems gebauten Feststoffmotors vom Typ Orion 38 in der vierten Stufe der Rakete. Er brannte etwas über eine Minute und besorgte so die Umwandlung der zuvor stark elliptischen Bahn in eine annähernd kreisförmige.

Die Nutzlast, ORS-1, wurde um 5:21 Uhr MESZ 11 Minuten und 48 Sekunden nach dem Start von der vierten Stufe der Rakete abgetrennt. Nach einer dreißigtägigen Testphase auf einer Bahn in rund 400 Kilometern über der Erdoberfläche und mit einer Neigung von etwa 40 Grad gegen dem Erdäquator ist die Übergabe des Raumfahrzeugs an die 1. Staffel für Weltraumoperationen der US-amerikanischen Luftwaffe geplant. Die Luftwaffe wird ORS-1 dann für das Zentralkommando der US-Streitkräfte, das United States Central Command (CENTCOM), überwachen und steuern. Der neue Satellit soll dann die Kapazitäten zu Bildgewinnung militärischer Luftfahrzeuge über Zentralasien und insbesondere über Afghanistan ergänzen.

USAF
ORS-1 – Illustration
(Bild: USAF)

Das Hauptinstrument an Bord von ORS-1 ist eine Modifikation eines elektrooptischen Infrarotkamerasystems, das in U2-Spionageflugzeugen eingesetzt wird, was es US-amerikanischen Truppen des CENTCOM, die in der Lage sind, Luftbilder von Spionageflugzeugen zu empfangen, ermöglicht, auf Bildmaterial von ORS-1 zurückzugreifen. Das Syers 2A genannte Kamerasystem wurde vom Hauptauftragnehmer für ORS-1, dem Unternehmen Goodrich ISR Systems aus Danbury in Connecticut gebaut. Der raumflugtechnische Teil von ORS-1 auf Basis des zu Grunde liegenden Satellitenbusses RSMB (engl. für Responsive Space Modular Bus) wurde in nur 16 Monaten in Beltsville, Maryland von Alliant Techsystems (ATK) gebaut. Er ähnelt demjenigen von Tacsat 3, besitzt aber zusätzlich ein eigenes Antriebssystem. Das Raumfahrzeug ist so ausgelegt, dass es mindestens ein Jahr im Weltraum eingesetzt werden kann. Der Treibstoff an Bord reicht abhängig von der Anzahl auszuführender Manöver und nötiger Lagekorrekturen für zwei bis vier Jahre Betrieb.

ORS-1 ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 37.728 bzw. als COSPAR-Objekt 2011-029A.

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