Knapp 270 Millionen in CCDev-Runde 2

Gestern abend wurden die Unternehmen und Summen genannt, mit denen US-Regierung und NASA die Entwicklung bemannter Raumfahrzeuge und weiterer Komponenten in privatwirtschaftlicher Hauptverantwortung fördern. Vier Projekte bekommen zwischen 22 und 92,3 Millionen US-Dollar.

Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: SpaceNews, Spaceflight Now.

Boeing
Ein CST-100-Raumschiff nähert sich der ISS.
(Bild: Boeing)

Der größte Posten geht dabei mit 92,3 Millionen Dollar an Boeing zur Weiterentwicklung des CST-100-Konzepts bis zu einer testreifen Raumkapsel. Geht alles nach Plan, könnte diese bereits 2015 zur Verfügung stehen und bis zu 7 Raumfahrer auf niedrige Erdorbits und zurück auf die Erde befördern. Vor wenigen Tagen erst hatte Boeing angekündigt, dass man im Mai eine Trägerrakete auswählen wolle, mit der das Testprogramm durchgeführt werden soll. Im Unterschied zu anderen Konzepten soll aber die Verwendung verschiedener Trägerraketen möglich sein. Die Kapsel selbst soll eine Masse von 13 Tonnen besitzen und über ein integriertes Rettungssystem verfügen. Boeing arbeitet zudem mit Bigelow Aerospace zusammen und hätte damit neben der NASA einen interessierten Kunden und Mitinvestor.

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Über 80 Millionen US-Dollar kann sich die Sierra Nevada Corporation (SNC) freuen. Sie hatte ein Raumgleiterkonzept von der NASA übernommen und zum Dream Chaser weiterentwickelt. Vor wenigen Wochen erst besuchte Lori Garver, NASA-Vize, den Firmensitz und überzeugte sich dabei von den durch die NASA geförderten Fortschritten.

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SpaceX
Dragon-Raumschiff nähert sich der ISS
(Bild: SpaceX)

Mit 75 Millionen US-Dollar wird SpaceX bedacht. Mit der NASA existiert seit Jahren ein Vertrag zum Frachttransport zur ISS, SpaceX hat allerdings gleich eine Kapsel entwickelt, die auch Fracht zur Erde zurückbringen kann und offenbar grundsätzlich auch für bemannte Einsätze geeignet ist. Beim Jungfernflug einer Dragon-Kapsel im Dezember letzten Jahres waren die Umweltbedingungen an Bord offenbar so gut, dass Menschen diesen Flug erträglich hätten absolvieren können. Temperatur, Luftdruck, G-Kräfte und Vibrationen hielten sich im Rahmen, die Kapsel wurde nach der Wasserung geborgen. Ein Großteil der Entwicklungsarbeit ist also bereits getan und man sieht gute Erfolgschancen, auch wenn hier, im Gegensatz zum erfahrenen Unternehmen Boeing, ein Newcomer am Werk ist. Eine eigene Trägerrakete hatte man gleich mitentwickelt und für die Zukunft existieren weitreichende Pläne.

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Die übrigen 22 Millionen Dollar bekommt Blue Origin für ein Konzept eines bikonischen Fahrzeugs, das zunächst auf einer konventionellen Rakete und später auf einem wiederverwendbaren Boostersystem gestartet werden soll, sich aber noch in einem vergleichsweise frühen Entwicklungsstadium befindet.

Leer ausgegangen sind offenbar Orbital Sciences Corporation (OSC), die aber mit dem Frachter Cygnus und der Trägerrakete Taurus II im Auftrag der NASA Versorgungsgüter zur Internationalen Raumstation transportieren sollen, sowie ULA und USA.

Anzumerken bleibt, dass mit den Fördergeldern ganz bestimmte Entwicklungs- und Erprobungsziele erreicht werden müssen und dies im Verlauf etwa eines Jahres. Eine Fertigstellung der genannten Projekte erfordert hingegen weitere Anstrengungen in den folgenden Jahren. Ob auch dann mit einer Unterstützung durch staatliche Gelder gerechnet werden kann, ist eine politische Entscheidung. Gegenwärtig bestehen hier aber arge Differenzen zwischen Weißem Haus, Repräsentantenhaus und Senat der USA. Derzeit im Gespräch sind für drei Folgejahre jeweils 850 Millionen US-Dollar.

Immerhin wird mit dieser Initiative das Ziel verfolgt, möglichst schnell US-Astronauten und Material durch landeseigene Unternehmen ins All bringen zu können. Die sich anbahnende alleinige Abhängigkeit von der russischen Raumfahrt beim Transport amerikanischer Raumfahrer zur Internationalen Raumstation sollte in den Augen vieler US-Politiker von möglichst kurzer Dauer sein.

Raumcon:

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