Fehlstart: GSAT 5P auf GSLV-F06 zerstört

Der Start des indischen Kommunikationssatelliten GSAT 5P am 25. Dezember 2010 misslang, weil sich die erste Stufe der Trägerrakete vom Typ GSLV nach weniger als einer Minute nicht mehr steuern ließ. Die ungelenkt weiter fliegende, 51 Meter hohe Rakete zerbrach anschließend.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: ISRO. Vertont von Peter Rittinger.

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GSLV-F06 mit GSAT 5P auf der Startrampe
(Bild: ISRO)

Nach dem Start vom Satish Dhawan Space Centre auf der Insel Sriharikota an Indiens Südküste um 11:34 Uhr MEZ (16:04 Uhr Ortszeit) arbeitete die dreistufige GSLV-Rakete ersten offiziellen Angaben der indischen Raumfahrtorganisation (ISRO) zufolge 47 Sekunden lang wie vorgesehen. Dann kam es zu einer Unterbrechung der Verbindung zwischen dem Flugcomputer der Rakete und den Stellgliedern zur Lenkung der Rakete in den vier flüssigkeitsbetriebenen seitlichen, L40H genannten Zusatzantrieben der ersten Stufe. Ungelenkt folgte die Rakete noch bis zur 50. Flugsekunde der geplanten Bahn, danach traten größere Abweichungen auf. In Folge einer deutlichen Schrägstellung der Rakete in Bezug auf ihre Flugrichtung begann das Projektil auseinanderzubrechen. Die Videoaufzeichnungen des Fehlstarts legen nahe, dass zunächst die Nutzlast mit GSAT 5P unter ihrer Verkleidung mit einem Durchmesser von 4 Metern und die in Russland gebaute Raketenoberstufe abbrachen. Wenige Sekunden später erfolgten weitere Desintegrationsereignisse, in deren Folge auch ein Selbstzerstörungsmechanismus zum Einsatz kam. Nach Angaben der ISRO wurde die Selbstzerstörung der Rakete in einer Höhe von rund 8 Kilometern in der Flugsekunde 63 aktiviert. Die Radarverfolgung der Trümmer spricht laut ISRO dafür, dass sie ins Meer fielen.

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GSAT 5P im All – Illustration
(Bild: ISRO)

Die Rakete sollte, hätte sie wie geplant gearbeitet, den beim Start rund 2.310 kg schweren, auf dem indischen Satellitenbus I2K basierenden Kommunikationssatelliten GSAT 5P alias GSAT 5 PRIME 1.146 Sekunden nach dem Start in einem Geotransferorbit aussetzen. Das Perigäum, der der Erde am nächsten liegende Bahnpunkt, hätte bei 170 Kilometern über der Erde gelegen, das Apogäum, der von der Erde am weitesten entfernte Bahnpunkt, bei 35.975 Kilometern. Von dort wäre es dem Satelliten unter Einsatz eigener Triebwerke, insbesondere seines mit MON-3 und MMH betriebenen, 440 Newton starken Apogäumsmotors, möglich gewesen, eine Position bei 55 Grad Ost im geostationären Orbit zu erreichen. Anschießend wären seine 24 Transponder für das C-Band und die 12 Transponder für das erweiterte C-Band zum Einsatz gekommen, um Indien mit einer großen Bandbreite von Kommunikationsdiensten zu versorgen.

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