GSLV-F06 scheiterte wegen Strukturversagen

Informationen der indischen Nachrichtenagentur IANS vom 28. Januar 2011 zufolge geht die indische Raumfahrtorganisation (ISRO) mittlerweile davon aus, dass das Versagen eines Teils der Struktur der Rakete zum Auseinanderbrechen der GSLV-F06 am 25. Dezember 2010 führte.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: IANS.

Eine Verkleidung am unteren Ende der dritten Stufe der Rakete erlitt im Flug Verformungen, die schließlich zur Folge hatten, dass eine an der Verkleidung angebrachte Halterung für Steckverbinder in Steuerleitungen derart bewegt wurde, dass die Leitungen unterbrochen wurden. Ohne die Befehle der über der dritten Stufe sitzenden Bordrechenanlage war die Rakete nicht mehr lenkbar. Ohne kontrollierten Einsatz der Stellglieder der vier seitlichen, flüssigkeitsbetriebenen Motore der ersten Stufe musste die Rakete von ihrer Bahn abkommen. Die Rakete zerbrach innerhalb der ersten Flugminute, ihre Überreste und die Nutzlast, der für den Einsatz im Geostationären Orbit gedachte Kommunikationssatellit GSAT 5P, fielen in den indischen Ozean.

ISRO
GSLV-F06 auf der Startrampe
(Bild: ISRO)

Die fragliche Verkleidung, ein Zylinder aus einem Kompositwerkstoff, saß über der zweiten Stufe und war nach Angaben aus Indien ein Bestandteil der dritten Raketenstufe, die man aus Russland bezogen hatte. Mittlerweile erarbeitete Untersuchungsergebnisse sprechen dafür, dass der Zylinder sich unter den im Flug durch die Atmosphäre auftretenden Lasten verformte. Die Luftströmungen entlang der Rakete waren zum Zeitpunkt des Versagens ausgesprochen turbulent, und die Raketenhülle an ihrer Oberfläche sehr unterschiedlichen Drücken ausgesetzt.

Ob die Struktur, die versagte, Materialfehler hatte, hinsichtlich der aerodynamischen Bedingungen im Flug zu schwach ausgelegt oder wegen einer besonders schweren Nutzlast überfordert war, wurde bisher nicht mitgeteilt. Die ISRO weist Spekulationen, eine zu große Masse der zu transportierenden Nutzlast oder eine zu große Gesamtmasse von Trägerrakete und Satellit könnten den Fehlstart verursacht haben, als unbegründet zurück. Eine im Vergleich zu GSAT 4 90 Kilogramm schwerere Nutzlast und eine mit 418 Tonnen um zwei Tonnen höhere Startmasse des Trägers könnten nicht zu einer Instabilität im Flug führen.

Zusätzliche Daten vom Hersteller der dritten Raketenstufe aus Russland sollen bei der weiteren Aufklärung helfen. Man hofft, am 7. Februar 2011 in Thiruvananthapuram bei einem weiteren Treffen des Komitees zur Fehleranalyse (failure analysis committee, FAC) zu einem endgültigen Ergebnis zu kommen.

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