Ariane-5-Start mit Eutelsat 8 West B und Intelsat 34

Am 20. August 2015 startete um 22:34 Uhr MESZ vom Raumfahrtgelände Kourou in Französisch-Guayana eine Ariane-5-Trägerrakete mit zwei Kommunikationssatelliten an Bord. Die Erdtrabanten für die Eutelsat S.A. aus Frankreich und die Intelsat S.A. aus Luxemburg wurden nach rund einer halben Stunde Flug erfolgreich ausgesetzt.

Autor: Axel Nantes. Quelle: Airbus Defence and Space, Arianespace, Eutelsat, Intelsat, Thales Alenia Space, Space Systems/Loral.

Ariane 5 VA225 verlässt die Startrampe (Bild: ESA/CNES/Arianespace/CSG)

Verwendet wurde eine Ariane-5-ECA von Airbus Safran Launchers (ASL), die von der Startrampe ELA-3 zum vierten Flug einer Ariane 5 im Jahr 2015 abhob. Transportiert wurden bei der Mission VA225 der Kommunikationssatellit Eutelsat 8 West B (Masse beim Start 5.782 kg) und der Kommunikationssatellit Intelsat 34 (Startmasse 3.300 kg, unbetankt 1.818 kg).

Beide Satelliten waren zusammen unter einer 17 Meter hohen Nutzlastverkleidung mit einem Durchmesser von 5,4 Metern und einer Masse von 2,4 Tonnen untergebracht. Eutelsat 8 West B wurde als erster der Satelliten etwa 28 Minuten nach dem Start ausgesetzt, er saß zuoberst auf der 6,4 Meter hohen Nutzlasttragstruktur SYLDA 5 A (SYLDA ist die Abkürzung von “Système de Lancement Double Ariane”, Ariane-Doppelstartvorrichtung). Nach Abstoßen der SYLDA 5 A wurde Intelsat 34 rund 41 Minuten nach dem Start freigegeben.

Ariane 5 VA225 im Flug (Bild: ESA/CNES/Arianespace/CSG)

Die zwei Satelliten werden aus dem Geotransferorbit (GTO) mit einem geplanten Perigäum von 252,00 km über der Erde (250,00 laut Airbus Defense and Space) und einem geplanten Apogäum von 35.845 km über der Erde (35.786 laut Airbus Defense and Space) mit eigenen Antrieben den Geostationären Orbit (GEO) ansteuern. Die Antriebe müssen auch den Abbau der Rest-Inklination, der verbliebenen Neigung der Bahn gegen den Erdäquator, von geplanten 4,7 Grad bewerkstelligen.

Eutelsat 8 West B ist eine Konstruktion des französisch-italienischen Luft- und Raumfahrtkonzerns Thales Alenia Space (TAS) und basiert auf der Satellitenplattform Spacebus 4000 C4. Der Satellit wird vom europäischen Betreiber von Kommunikationssatelliten Eutelsat zusammen mit Nilesat aus Ägypten insbesondere zur Verbreitung von hochaufgelösten Fernsehprogrammen (auch in 4K Ultra HD) eingesetzt werden.

Eutelsat 8 West B über der Erde – Illustration (Bild: Thales Alenia Space)

Eutelsats neuer Satellit, der 25., den der Betreiber von TAS hat bauen lassen, soll im GEO eine Position im Bereich von 8 Grad West beziehen, um von dort Empfänger im mittleren Osten, Afrika und Südamerika zu versorgen. Dafür ist er mit einer Kommunikationsnutzlast mit 58 Ku– (40 operative) und 12 C-Band-Transpondern (10 operative) ausgerüstet. Eutelsat nennt auch “42 x 36 MHz-equivalent Ku-band transponders and 20 x 36 MHz-equivalent C-band transponders”. Ihre Gesamtleistung liegt im Bereich von 12 Kilowatt.

Mit elektrischer Energie versorgt wird die Kommunikationsnutzlast von Eutelsat 8 West B durch zwei Solarzellenausleger, die dem Raumfahrzeug mit einem Hauptkörper von 5,5 x 2,2 x 2 Meter zusammen eine Spannweite von insgesamt 37 Metern geben. Die vorgesehene Standzeit des dreiachsstabilisierten, mit vier Lithium-Ionen-Akkumulatorensätzen ausgestatteten Satelliten im Orbit beträgt mindestens 15,25 Jahre, bei Einsatzende sollen die Solarzellenausleger immer noch mindestens 15 Kilowatt liefern können. Die erwartete Einsatzdauer des Satelliten im All liegt laut TAS bei über 17 Jahren.

Eutelsat 8 West B auf Transportwagen in Kourou (Bild: ESA/CNES/Arianespace/CSG)

Der mit Monomethylhydrazin (MMH) und NTO betriebene Apogäumsmotor des Typs S400 von Airbus Defense and Space an Bord von Eutelsat 8 West B besitzt einen Nominalschub von 425 Newton. Für die Lageregelung sowie das Halten oder Verändern der Position des Satelliten wurde der Satellit außerdem mit einer Anzahl von kleinen Triebwerken ausgerüstet.

Ein so vorgesehenes, partielles Entfalten der Solarzellenausleger von Eutelsat 8 West B konnte innerhalb von vier Stunden nach dem Start des Satelliten abgeschlossen werden. Vollständige Entfaltung der Solarzellenausleger und Ausschwenken der Antennen des Satelliten erfolgen, wenn der Satellit im GEO angekommen ist. Das wird nach drei Einsätzen seines Apogäumsmotors innerhalb eines Zeitraums von fünf Tagen der Fall sein, so der Plan.

Intelsat 34 in Testkammer beim Hersteller (Bild: Space Systems/Loral (SS/L))

Bei Intelsat 34 handelt es sich um ein von Space Systems/Loral (SS/L) aus Palo Alto im US-amerikanischen Bundesstaat Kalifornien auf Basis des Satellitenbus´ 1300 entworfenes und gebautes Raumfahrzeug, dessen Grundkörper Maße von rund 5,6 auf 3,5 auf 3 Meter aufweist.

Der dreiachsstabilisierte Satellit ist dazu gedacht, Empfänger in Lateinamerika im C-Band, solche in Brasilien mit digitalen Fernsehausstrahlungen im Ku-Band und Mobilgerätenutzer über dem Nordatlantik im Ku-Band von einer Position bei 304,5 Grad Ost im GEO zu versorgen. Dementsprechend ist die über 10 Kilowatt leistende Kommunikationsnutzlast von Intelsat 34 mit 24 Ku-Band-Transpondern und 24 C-Band-Transpondern ausgestattet.

Gedacht ist Intelsat 34 außerdem als Nachfolger von Intelsat 805 (der eigentlich durch den bei einem Fehlstart am 1. Februar 2013 zerstörten Intelsat 27 ersetzt werden sollte) und Galaxy 11. Intelsat 805 alias IS-805 kreist seit dem 18. Juni 1998 um die Erde (NORAD 25.371, COSPAR 1998-037A), Galaxy 11 wurde am 22. Dezember 1999 in den Weltraum transportiert (NORAD 26.038, COSPAR 1999-071A).

Intelsat 34 wird in Kourou betankt (Bild: ESA/CNES/Arianespace/CSG)

Die Energieversorgung der Satellitensysteme von Intelsat 34 erfolgt durch zwei Solarzellenausleger, die dem Raumfahrzeug eine Spannweite von rund 24,70 Metern geben. Am Ende der projektierten Einsatzdauer von mindestens 15 Jahren sollen die Solarzellenausleger von Intelsat 34 noch mindestans 10 Kilowatt elektrische Leistung bereitstellen können. Für die Stromspeicherung besitzt der Satellit zwei Lithium-Ionen-Akkumulatorensätze.

Der mit Monomethylhydrazin (MMH) und einer Mischung von Stickstoffoxiden (MON-3, Stickstofftetroxid mit 3% Stickstoffmonooxid) betriebene Apogäumsmotor von Intelsat 34 besitzt einen Nominalschub von 445 Newton. Für die Lageregelung sowie das Halten oder Verändern der Position des Satelliten besitzt der Satellit außerdem eine Anzahl von 22 Newton starken, MMH und MON-3 verwendenden Zweistofftriebwerken sowie elektrische Triebwerke des Typs SPT-100 (SPT steht für stationary plasma thruster) bzw. SPD-100 (СПД-100) vom russischen Konstruktionsbüro Fackel bzw. Fakel aus Kaliningrad. Die elektrischen Triebwerke verwenden das Edelgas Xenon als auszustoßende Stützmasse. Sie haben einen Schub von jeweils nur 83 Millinewton (80 Millinewton bei 1,5 kW Leistungseingang), lassen sich jedoch sehr ausdauernd einsetzen.

Nach Angaben von SS/L mit Datum vom 21. August 2015 wurden initiale Tests nach dem Aussetzen des Satelliten bereits abgeschlossen. Der Satellit war für die angesetzten vier Bahnanhebungsmanöver und die anschließend anstehende Testphase bereit. Zwei der Bahnanhebungsmanöver hat der Satellit bis zum 24. August 2015 bereits absolviert.

Intelsat meldete am 24. August 2015 in einem Unternehmensblog, dass man nach dem Start sehr bald sicher war, dass alle Subsysteme des Satelliten funktionieren wie vorgesehen. Nachdem die ordnungsgemäße Ausrichtung des Satelliten im All festgestellt werden konnte, wurden die Solarzellenausleger entfaltet, zuerst das sogenannte south array, dann das north array. Eine gesicherte Energieversorgung des Satelliten ließ sich bald darauf bestätigen.

Eutelsat 8 West B wurde zum 47. auf einer Spacebus-Plattform von TAS basierenden Satelliten, der mit einer europäischen Ariane-Rakete ins All gelangte, und zum 30., den Arianespace für Eutelsat transportierte. Mit Eutelsat 8 West B besorgte Arianespace mittlerweile insgesamt den Transport von 143 von TAS gebauten Satelliten in den Weltraum. Intelsat 34 ist der 55. Satellit, den Arianespace für Intelsat startete, und der 51. von SS/L gebaute geostationäre Satellit auf einer Rakete von Arianespace.

VA225 mit Eutelsat 8 West B und Intelsat 34 auf der Rakete L579 aus dem Produktionslos PB war die 67. erfolgreiche Ariane-5-Mission in Folge. Bei der Mission VA225 wurde laut Arianespace bei einer Gesamtstartmasse von rund 780 Tonnen (laut Airbus Space and Defence rund 773 Tonnen beim Abheben) eine Gesamtnutzlast von 9.954 kg transportiert (laut Airbus Defence and Space 9.912 kg), von denen nach Angaben von Arianespace 9.082 kg auf die beiden Satelliten entfielen.

Die Objekte, die nach dem Start Umlaufbahnen um die Erde erreichten, sind wie folgt katalogisiert:

  • Eutelsat 8 West B NORAD Nr. 40.875, COSPAR-Objekt 2015-039B
  • Intelsat 34 alias IS-34 NORAD Nr. 40.874, COSPAR-Objekt 2015-039A
  • Nutzlasttragstruktur NORAD Nr. 40.876, COSPAR-Objekt 2015-039C
  • Oberstufe NORAD Nr. 40.877, COSPAR-Objekt 2015-039D

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