Shenzhou 7 – zweiter Tag

Dieser ist geprägt von den Vorbereitungen auf den morgigen ersten Ausstieg eines chinesischen Taikonauten in den freien Weltraum.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch und Günther Glatzel. Quelle: CCTV, Chinaview, Norad.

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Modell eines Shenzhou-Raumschiffes: oben das Orbitalmodul, dann grau das Wiedereintrittsmodul und unten der Serviceteil.
(Bild: Wikipedia)

Während im chinesischen Fernsehen häufige Sondersendungen zu Themen der Raumfahrt ausgestrahlt und die Zuschauer über alltäglich erscheinende Fragen wie das Einnehmen von Mahlzeiten in der Schwerelosigkeit informiert werden, bereiten die Raumfahrer Zhai Zhigang, Liu Boming und Jing Haipeng den geplanten Ausstieg vor.

Noch am Freitag wurde mit einer zweiminütigen Zündung der Orbitaltriebwerke des Raumschiffes aus dem leicht elliptischen Orbit ein weitgehend kreisförmiger gemacht. Gegenwärtig fliegt Shenzhou 7 in etwa 343 Kilometern Höhe bei einer Bahnneigung von 42 Grad. Durch diese Inklination ist es (fast) unmöglich, das Raumschiff von Deutschland aus zu sehen (heute um 19:57 Uhr herum im Süden in 13° Höhe).

Den gesamten heutigen Tag über ist die Besatzung damit beschäftigt, die beiden Raumanzüge auszupacken, zu montieren und probeweise anzulegen. Was man auf der Erde wegen der Schwerelosigkeit nicht trainieren konnte, wird jetzt nachgeholt. Dabei sollen die Taikonauten auch ei Gefühl dafür bekommen, wie sich der Anzug in der Schwerelosigkeit anlegen lässt und wie er sich anfühlt. Für morgen früh, ab 10:30 Uhr MESZ, ist der mittlerweile nur noch mit 20 Minuten Dauer angegebene Ausstieg geplant.

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Landekapsel von Shenzhou 5, 2003
(Bild: Wikipedia)

Während der gesammten Mission werden Bahnverfolgung per Radar sowie Sprach-, Bild- und Datenkommunikation über Bodenstationen und sechs spezielle Schiffe vom Typ Yuanwang (dt. weiter Blick) sichergestellt. Außerdem befindet sich seit April der Relaissatellit Tianlian im Orbit.

Zahlen und Fakten zur laufenden Shenzhou-Mission
Das an sich für maximal 5 Tage lange Flüge entworfene Raumschiff besteht aus 3 zentralen Komponenten, dem Orbitalmodul, das als Schleuse für den geplanten Ausstieg dient, dem Wiedereintrittsmodul, in dem sich die Besatzung bei Start und Landung aufhält, und dem Antriebsmodul, das die raumflugtechnischen Anlagen enthält.

Die Wissenschaftler, Ingenieure und das an der Mission beteiligte Bodenpersonal sind 8 Systembereichen zugeordnet. Diese Bereiche sind zuständig für

  • die Taikonauten,
  • die Weltraumanwendungen,
  • das bemannte Raumfahrzeug,
  • die Startrakete,
  • die Startplattform,
  • die Fernsteuer- und Kommunikationsanlagen,
  • das Landesystem und
  • die Weltraumlabortechnik.

Der geplante Austieg soll 30 Minuten dauern, aber es wird fast 15 Stunden brauchen, den Raumanzug vorzubereiten und anzuziehen. Zum Programm der geplanten EVA gehört auch, eine auf der Erde 3 Kilo schwere Schmiermittelexperimentapparatur, die außen am Raumschiff montiert ist, ins Innere zu bringen.
30 verschiedene Pläne wurden für den Fall entwickelt, dass es bei der EVA zu einem Notfall kommen sollte.

Mit 80 verschiedenen Speisevarainaten können sich die Raumfahrer während der Mission stärken. Beim vorausgegangenen Flug im Jahr 2005 gab es nur 50 Varianten zur Auswahl.

100 Meter hoch ist der Turm der Startanlagen, der mit einer Notrutsche für die Astronauten ausgerüstet ist, und etwa 1.500 Meter vom Bodenkontrollzentrum entfernt steht.

220 technische Änderungen wurden an Shenzhou 7 im Vergleich zu Shenzhou 6 vorgenommen.

343 Kilometer über der Erde fliegt Shenzhou 7 nun, nachdem die Bordtriebwerke für den Übergang in einen kreisförmigen Orbit aus dem elliptischen Orbit nach dem Start gesorgt haben.

583 Sekunden nach dem Start war Shenzhou 7 von der Trägerrakete abgetrennt und selbstständig unterwegs.

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