Ariane 5 ECA transportiert HYLAS 1 und INTELSAT 17

Am 26. November 2010 brachte eine Ariane 5 ECA Satelliten für die Betreiber Avanti Communications aus Großbritannien und Intelsat S.A. aus Luxemburg von Kourou in Französisch-Guayana aus in den Weltraum.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: Arianespace, ESA, Intelsat.

ESA/CNES/Arianespace/CSG
V198 steigt in den Himmel
(Bild: ESA/CNES/Arianespace/CSG)

Der fünfte Flug einer Ariane 5 im Jahr 2010 und der 54. insgesamt begann um 19:39 Uhr MEZ am 26. November 2010 mit der Zündung des mit flüssigem Wasserstoff und flüssigem Sauerstoff betriebenen Haupttriebwerkes der Zentralstufe auf der Startrampe ELA 3. Etwas über sieben Sekunden später zündeten die seitlich angebrachten, 31 Meter hohen Feststoffbooster, die rund 90 Prozent des Startschubs der Rakete lieferten, und die Ariane mit HYLAS 1 und INTELSAT 17 unter der 17 Meter hohen Nutzlastverkleidung hob ab. Nach 2 Minuten und 22 Sekunden Flug wurden die beiden Feststoffbooster in einer Höhe von 68,6 Kilometern abgetrennt, die Zentralstufe der Rakete war nach rund acht Minuten und 50 Sekunden ausgebrannt und wurde in einer Höhe von rund 178 Kilometern sechs Sekunden später abgeworfen, um anschließend in den Atlantik zu stürzen.

HYLAS 1 auf PAS-937S-Nutzlastadapter auf der Trägerrakete (Bild: ESA)

In der Folge sorgte die Oberstufe ESC-A mit ihrem ebenfalls mit flüssigem Wasserstoff und flüssigem Sauerstoff betriebenen HM7B-Motor für Vortrieb. Sie brannte 15 Minuten und 45 Sekunden lang. Nach etwas über 27 Minuten Flug wurde dann zuerst INTELSAT 17 in einem Geotransferorbit (GTO) ausgesetzt, anschließend HYLAS 1 knapp 7 Minuten später, nachdem die 6,4 Meter hohe Nutzlasttragstruktur SYLDA 5A abgetrennt worden war. Beide Satelliten werden Orbitzirkularisierung und Positionierung im Geostationären Orbit in den kommenden Tagen mit eigenen Triebwerken bewerkstelligen. Die Gesamtnutzlast bei der Mission V198 betrug 8.867 Kilogramm, von denen zusammen 8.069 Kilogramm auf die Satelliten entfielen. Die Gesamtstartmasse der 50,5 Meter hohen Rakete betrug rund 774 Tonnen.

INTELSAT 17 auf PAS-1194C-Nutzlastadapter auf der SYLDA 5A
(Bild: ESA/CNES/Arianespace/CSG)

Da die beförderte Nutzlastmasse deutlich unter dem von der Rakete theoretisch Transportierbaren lag (9.500 Kilogramm in einen GTO mit 6 Grad Bahnneigung), konnte bei der Missionsplanung eine Trajektorie vorgesehen werden, bei der die Bahnneigung nur 2 Grad beträgt.

Deshalb werden die Satelliten nicht so viel eigenen Treibstoff zum Abbau der restlichen Inklination einsetzen müssen, als es bei größerer Bahnneigung des GTO nötig wäre.

HYLAS 1 über der Erde – Illustration
(Bild: ESA – J.Huart)

HYLAS 1 basiert auf der indischen I-2K-Plattform, die bereits für verschiedene Satelliten aus der INSAT-Reihe verwendet wurde. Er ist der erste von einem Konsortium aus dem deutschen Satellitenbauer Astrium und der indischen Raumfahrtorganisation ISRO für den britischen Betreiber Avanti Communications gebaute Kommunikationssatellit. Er ist außerdem der erste Satellit, der aus einer öffentlich-privaten Partnerschaft (engl. public–private partnership) zwischen der europäischen Raumfahrtagentur (ESA) und einem privaten Betreiber hervorgeht. Die Avanti Communications Group plc als künftige Eigentümerin und Betreiberin trägt einen Großteil der Kosten und wird den Satelliten nutzen, um Kunden mit Breitband- und Telekommunikationsdiensten zu versorgen. Der Beitrag der ESA besteht in einer besonders anpassungsfähigen Kommunikationsnutzlast, die sie zusammen mit dem Industriepartner EADS Astrium entwickelt und gebaut hat. Die Entwicklung erfolgte im Rahmen des ESA-Programms für fortgeschrittene Forschung zu Telekommunikationssystemen (ARTES) und wurde weitestgehend von der britischen Raumfahrtagentur (UK Space Agency) finanziert.

INTELSAT 17 im All – Illustration
(Bild: Space Systems/Loral (SS/L))

Nach der Kommunikationsnutzlast ist der Satellit auch benannt. HYLAS steht für highly adaptable satellite, auf Deutsch etwa hochgradig anpassungsfähiger Satellit. Er besitzt 8 Ka-Band- und 2 Ku-Band-Transponder. Die Versorgung mit elektrischem Strom übernehmen zwei Solarzellenausleger, die dem Satelliten im entfalteten Zustand eine Gesamtspannweite von 36 Metern geben. Der beim Start 2.570 Kilogramm schwere HYLAS 1 mit einer Leermasse von 1.125 Kilogramm hat eine angestrebte Lebenserwartung von 15 Jahren. Um Kunden in Europa einen Breitbandinternetzugang zu ermöglichen und sie zusätzlich mit einer Reihe von konventionellen Telekommunikationsdiensten zu versorgen, wird er an einer Position von 33,5 Grad West im Geostationären Orbit stationiert werden.

Der Kommunikationssatellit INTELSAT 17 mit einem Leergewicht von 2.393 Kilogramm brachte 5.540 Kilogramm Startgewicht auf die Waage. Davon entfallen 3.160 Kilogramm auf die Treibstoffzuladung. Diese ermöglicht es dem Raumfahrzeug nach dem Erreichen einer Position im Geostationären Orbit, dort über 17 Jahre lang seine Position zu halten. Mit elektrischer Energie versorgt wird die Kommunikationsnutzlast von INTELSAT 17 über zwei Solarzellenausleger aus je fünf Segmenten, mit denen der Satellit auf eine Spannweite von 36,1 Metern kommt. Nach 15 Jahren im All sollen sie noch 12,4 kW elektrische Leistung generieren können, wovon die Kommunikationsnutzlast 8,8 kW benötigt. Diese besteht aus 46 Ku-Band- und 28 C-Band-Transpondern. Über sie will Intelsat Nutzer in Afrika, Asien, Europa und dem mittleren Osten insbesondere mit Videodiensten versorgen. In dieser Funktion wird INTELSAT 17 Nachfolger von INTELSAT 702 an Intelsats Position von 66 Grad Ost im Geostationären Orbit. INTELSAT 17 wurde von Space Systems/Loral basierend auf dem LS-1300-OMEGA-Bus konstruiert. Er ist der 45. Satellit, den der Hersteller aus Palo Alto in Kalifornien für den Satellitenbetreiber aus Luxemburg baute, und zugleich der 49. Satellit, der von einer Ariane-Rakete für Intelsat ins All gebracht wurde, zählt man alle Raumfahrzeuge der Serien INTELSAT, GALAXY, PAS, PANAMSAT und TELSTAR. Der erste von einer Ariane-Rakete für Intelsat in den Weltraum transportierte Satellit war INTELSAT F7, der an Bord einer Ariane 1 am 19. Oktober 1983 gestartet wurde.

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