Das amerikanische Raumfahrtprogramm

Die NASA stellt das wichtigste Standbein des amerikanischen Raumfahrtprogramms dar.

Autor: Felix Korsch. Vertont von Dominik Mayer.

Das Logo der National Aeronautics and Space Administration (NASA)
(Bild: NASA)

Dieser Artikel ist in folgende Kapitel unterteilt:

Die NASA – Zentrum des US-Raumfahrtprogramms

Die National Aeronautics and Space Administration, kurz NASA, wurde am 1. Oktober 1958 als direkter Nachfolger des National Advisory Commitee for Aeronautics (NACA) gegründet. Diese erlangte den Höhepunkt ihrer Bedeutung während des Zweiten Weltkrieges und erlebte den Aufschwung von einer kleinen Organisation hin zu einer militärisch und zivil bedeutsamen Institution. Die Gründung der NASA ging auf den vorangegangenen Sputnik-Schock von 1957 sowie die zahlreichen Raketenentwicklungen der USA zurück, in deren Folge man sich entschied, Forschungen auf den Gebieten der Luft- und Raumfahrt künftig zentral koordiniert durchzuführen. Außerdem erfolgte durch die Aktivität der NASA eine klare Trennung zwischen militärischen und zivilen Programmen.

Der Gründung der NASA gingen einige Monate als Planungsphase voraus, in denen die Ziele des amerikanischen Raumfahrtprogramms dargelegt und deren Notwendigkeit begründet wurde. Eisenhowers Wissenschaftsbeirat (President’s Science Advisory Council – PSAC), der selbst erst wenige Monate zuvor gegründet worden war, verfasste im März 1958 unter Federführung des Ratsvorsitzenden James R. Killian eine Dokumentation mit dem Titel “Introduction to Outer Space”, in denen die vier Ziele eines nationalen Raumfahrtprogramms benannt wurden: die Erde und deren Umgebung weiter zu erforschen, die Landesverteidigung, nationales Prestige sowie neue Möglichkeiten der wissenschaftlichen Forschung. Trotzdem hielt Eisenhower das Ziel, einen Menschen in den Orbit zu bringen, für nutzlos. Damit sollten die politischen Turbulenzen erst beginnen: die zu formierende NASA sollte nicht mehr wie die NACA unabhängig sein, sondern der Regierung unterstellt werden. Das amerikanische Verteidigungsministerium erkannte in der NASA zudem einen Konkurrenten für Staatsaufträge, war doch das Ministerium bisher der erste Ansprechpartner für Weltraumprojekte gewesen. Die Auseinandersetzungen quer durch die beiden großen Parteien setzten sich bis zum 29. Juli 1958 fort, als der Präsident den “Space Act”, die “Geburtsurkunde” der NASA, unterschrieb. Der Space Act trat schließlich am 1. Oktober des selben Jahres in Kraft und hob die NASA damit formal aus der Taufe.

Die NASA ist der direkte Nachfolger der National Advisory Commitee for Aeronautics (NACA)

Den Sitz bekam die NASA direkt in Washington, D.C., und man bemühte sich, schnellstmöglich eigene Strukturen aufzubauen und zu etablieren, um bestmöglich auf die amerikanische Raumfahrt einwirken zu können. Sämtliche staatlichen Forschungseinrichtungen der Luft- und Raumfahrttechnik wurden reorganisiert und der NASA unterstellt. Zu den ersten und wichtigsten dieser Einrichtungen dieser Art gehörten das Langley Research Center, das Marshall Space Flight Center sowie das JPL (Jet Propulsion Laboratory). Später wurden auch noch die Zentren Ames, ERC (Electronic Research Center), Dryden, Goddard, Cape Canaveral (erst 1964 in KSC umbenannt), Lewis, und Wallops Island integriert und stetig ausgebaut. Hinzu kommen mehrere kleine, weitgehend selbstständige und weniger bedeutsame Zentren.

Das heute wichtigste Mitglied der NASA-Einrichtungen, das Johnson Space Flight Center in Houston, Texas, wurde 1965 im Rahmen der Apollo-Missionen gegründet, da eine zentrale Flugkoordinierung von Nöten war. Zu den ersten Projekten der NASA gehörte unter anderem das Hyperschall-Raketenflugzeug X-15. Außerdem bekam man das Armyprojekt “Man In Space Soonest” (MISS) übertragen, welches auf die Entwicklung eines bemannten Raumschiffes zielte und schließlich im Projekt Mercury mündete.

Im ersten Jahr verfügte die NASA über ein Budget von rund 100 Millionen Dollar und 8000 feste Mitarbeiter. Man stützte sich bei der Arbeit im Raumfahrtsektor auf folgende Grundpfeiler und Ziele:

MISS (Man In Space Soonest) – das Mercury-Programm

Realisierung einer ständigen bemannten Raumfahrt

Meilensteine durch Gruppenflüge, Rendezvous und EVAs (Gemini)

Unbemannte Planetensonden zum Mond, Venus, Mars und den äußeren Planeten

Entwicklung von Erdbeobachtungssatelliten (Landsat)

Entwicklung von Kommunikationssatelliten (Echo, Telstar)

Wernher von Braun vor einer Saturn-Rakete
(Bild: NASA)

Später wurde diese Auflistung noch ergänzt und ist heute weitgehend umgesetzt:

Durchführung bemannter Mondmissionen (Apollo)

Betrieb einer Orbitalstation (Skylab)

Kostengünstige Zubringer (Space Shuttle)

Das jüngste Ziel, die Schaffung einer Internationalen Raumstation ISS (früher “Freedom”), ist bereits im Begriff, realisiert zu werden. In den kommenden Jahren soll die Shuttle-Flotte schrittweise durch andere Raumschiffe ergänzt bzw. ersetzt werden.

Die NASA durchlebte während ihres Bestehens zahlreiche erfolgreiche Phasen (Mondlandung, Shuttle-Programm), aber auch herbe Niederlagen (Challenger, Columbia). Zudem ist man vom Wohlwollen der aktuellen Regierung abhängig. Man verrante sich in dem eigenen Motto “faster, cheaper, better” im Bereich der unbemannten Raumfahrt, also dem Bau sehr kleiner und billiger Sonden anstatt längerfristiger und teurerer Projekte. Bezeichnend ist das Scheitern zweier Marsmissionen im Jahr 1999 aufgrund von Lappalien wie Umrechnungsfehlern bei metrischen Einheiten.

Die Zentren der NASA heute

Ames Research Center in Moffett Field, Kalifornien: Hyperschallflugtechnik, wissenschaftliche Raumsonden und Satelliten

Dryden Flight Research Center auf der Edwards AFB, Kalifornien: Testflugzentrum für bemannte Atmosphären- und Raumflüge, Forschungen zu Raumfahrtbiologie, Notlandeplatz für das Space Shuttle

Electronic Research Center in Cambridge, Massachussets: Elektronik und Steuerung von Raumflugkörpern sowie Nachrichtentechnik, -verarbeitung und Mikrowellenforschung

Goddard Space Flight Center in Greenbelt, Maryland: wissenschaftliche Satelliten (u.a. Wettersatelliten), Bahnverfolgung und Orbitalkommunikation

John F. Kennedy Space Center in Cape Canaveral, Florida: Startanlagen für Raketen aller Art, Montagehallen, Start- und Landeort des Space Shuttles

Jet Propulsion Laboratory in Pasadena, Kalifornien: Planung und Realisierung unbemannter interplanetarer Missionen sowie deren Bahnverfolgung und Steuerung

Johnson Manned Spacecraft Center in Houston, Texas: Planung und Realisierung bemannter Raumflüge und Raumflugkörper, Astronautentraining sowie Bahnverfolgung und Flugkontrolle

Lewis Research Center in Cleveland, Ohio: diverse Antriebssysteme, Spezialwerkstoffe, Antriebsstufen für unbemannte Missionen

Langley Research Center in Hampton, Virginia: Raumflugmechanik und Bahnberechnung sowie Forschungen im Bereich Feststoffraketen

Marshall Space Flight Center in Huntsville, Alabama: Entwicklung leistungsstarker Trägerraketen, Rendezvous-Technik und Zukunftsprojekte

Wallops Island Station, Virginia: Startanlagen für unbemannte Missionen aller Art


Die NASA-Logos


Interessant für Historiker ist sicherlich auch die Entwicklung der Logos der NASA. Das allererste offizielle NASA-Logo datiert auf das Jahr 1959. Damals benötigte man dringend ein eigenes Symbol zur Repräsentation auf offiziellen Dokumenten. Ein Illustrator des Lewis Research Centers gestaltete im Auftrag der NASA-Administration ein rundes Logo, welches am Rand die Inschrift ‘National Aeronautics and Space Administration – U.S.A.’ trug. Im Inneren waren die Erde, ihr Mond sowie ein stilisiertes Raumschiff im Orbit auf schwarzem Untergrund gezeigt. Bezeichnend war auch der rote Vektor, welcher das allgemeine Symbol für Aeronautik darstellte.

Wernher von Braun im Arbeitszimmer
(Bild: NASA)

Das relativ schwierige Logo wurde etwas später durch eine zweite Variante ergänzt, welche nur noch ein Raumschiff im Orbit und den roten Vektor auf dunkelblauem Untergrund mit einigen Sternen zeigt. Weiterhin trug dieses Logo die große Aufschrift ‘NASA’. Dieses von James Modarelli entworfene Logo findet noch heute Verwendung, wurde damals aber ausschließlich auf nicht-formellen Dokumenten eingesetzt. Heute ist es bekannt unter dem Spitznamen ‘Meatball’ – Fleischbällchen. Die genaue Herkunft des Namens ist leider nicht ganz nachvollziehbar und auch die NASA selbst kann keine genauere Auskunft erteilen. Die NASA beschreibt den roten Vektor auf dem Logo übrigens als die optimale Flügelform damaliger Hyperschall-Flugzeuge gemäß der Forschungen dieser Zeit. Bevor diese Variante jedoch den ersten, historischen Entwurf gänzlich ablösen konnte, entwarf man 1975 den ‘Worm’, einen einfachen, modernen roten Schriftzug “NASA”.

Präsident Kennedy und von Braun
(Bild: NASA)

Dieser erschien zwar einfacher und einprägsamer, befriedigte aber nicht die Wünsche der gut finanzierten NASA-PR-Abteilung. So entschied sich 1992 der damalige NASA-Administrator Dan Goldin dafür, den ‘Meatball’, wie wir ihn heute kennen, wieder einzuführen. Damit sollte an die alten Erfolge der NASA erinnert und die Aufbruchstimmung der Apollo-Ära angeknüpft werden. Ein Problem gab und gibt es allerdings: trotz aller Qualität heutiger Druckverfahren versagen selbst Laser-Drucker beim Drucken des Meatballs in zu kleinem Maßstab. Dann sind die Sterne im Hintergrund nämlich nicht mehr sichtbar und die Schrift verschwimmt und verliert ihren Reiz. Dieses Problem gab es zu Beginn der NASA, als das Logo ausschließlich photographisch vervielfältigt wurde, freilich nicht. So hat der Meatball eine Mindestgröße bekommen. Zudem existiert eine abgewandelte Version des Meatballs mit einem dünnen weißen Rand für die Verwendung auf dunklem Untergrund. Warum die NASA eine eigene Policy zur Verwendung des Meatballs erstellte, weiß scheinbar auch niemand so recht.

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