Das brasilianisch-ukrainische Joint Venture Alcantara Cyclon Space (ACS) arbeitet weiter an der Vorbereitung des Starts eines neuen Raketentyps vom Startgelände Centro de Lançamento de Alcântara (CLA). Ende 2015 soll eine Zyklon-4-Rakete vom näher als Kourou am Äquator liegenden Startgelände abheben.
Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: ACS, AEB, Aviation Week.
Im Gebiet des seit rund 30 Jahren existierenden Startgeländes im brasilianischen Bundesstaat Maranhão entsteht eine neue Startrampe und andere für den neuen Raketentyp notwendige Infrastruktur. Die Arbeiten dazu sind nach Angaben von ACS zu rund 48% erledigt, wofür von Seiten der beteiligten Regierungen Brasiliens und der Ukraine umgerechnet rund 300 Millionen US-Dollar ausgegeben wurden.
Juristische Auseinandersetzungen mit der ortsansässigen Bevölkerung und Finanzierungsschwierigkeiten verzögerten das Projekt um mittlerweile rund 3 Jahre. Im Mai 2013 entschieden sich Brasilien und die Ukraine, die für Entwicklung und Umsetzung der neuen Startanlage zur Verfügung zu stellenden finanziellen Mittel von umgerechnet 487 auf 918 Millionen US-Dollar aufzustocken.
Die ACS will die Arbeiten an der Startanlage in Alcântara 2014 abschließen, damit die Anlieferung einer ersten flugfähigen Zyklon-4-Rakete Anfang 2015 erfolgen kann. Die laut ACS-Vorstandsmitglied Sergej Gutschenkow zu rund 76% komplettierte Zyklon 4 hat rund 73% der geplanten Testzeit überstanden.
Ende 2015 könnte die erste Zyklon 4 in Brasilien abheben. Geplant ist, dass die Rakete bei ihrem Qualifizierungsflug eine Reihe von Kleinsatelliten, darunter auch ein Raumfahrzeug aus Japan, auf niedrige Erdumlaufbahnen bringt.
Als Nutzlastkapazität der dreistufigen Zyklon 4 für einen niedrigen Orbit in rund 200 Kilometern über der Erde werden derzeit maximal 5.685 Kilogramm genannt. In einen sonnensynchronen 400-Kilometer-Orbit – übliche Nutzung u.a. durch Erdbeobachtungssatelliten – sollen 3.910 Kilogramm Nutzlast befördert werden können, und in einen Geotransferorbit, von dem aus Raumfahrzeuge den Geostationären Orbit – typisch für Kommunikationssatelliten – erreichen können, noch 1.600 Kilogramm.
Ursprünglich zielte die neue Rakete nicht auf Nutzlasten für den Geostationären Orbit. Der Hype um moderne Konstruktionen von Satelliten mit elektrischen Antrieben könnte nach langen Jahren immer schwerer werdender Kommunikationssatelliten wieder einen Trend zu leichteren Raumfahrzeugen bewirken, weshalb die künftigen Zyklon-4-Betreiber hoffen, solche Satelliten starten zu können. Man hat nun vor, die in einen Geotransferorbit transportierbare Nutzlastmasse schrittweise auf rund 2.200 Kilogramm anzuheben. So will man gewährleisten, dass man um einen Anteil an den Startaufträgen für die sogenannten all-electric Satelliten werben kann. Seinen Kunden möchte man dann zwischen 50 und 55 Millionen US-Dollar für einen Start berechnen.
Die aktuell bei Juschnoje in der Ukraine in der Entwicklung befindliche Zyklon 4 setzt bei der ersten und zweiten Stufe auf Entwürfe, die denen der sowjetischen Zyklon 2 und Zyklon 3 ähneln. Die dritte Stufe der Zyklon 4 ist eine völlige Neukonstruktion, in der Technologie wie bei ukrainischen Raketen der Typen Dnepr und Zenit zum Einsatz kommen soll. Die Auslegung der dritten Stufe erfolgt so, dass sie in der Lage sein wird, fünf Brennphasen zu absolvieren, wofür ihr insgesamt rund 9 Tonnen Betriebsstoffe zur Verfügung stehen.