Kurz vor Mitternacht unserer Zeit startete gestern das vierte automatische Transportfahrzeug der ESA zur Internationalen Raumstation.
Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: ESA, Arianespace, Raumcon, DLR. Vertont von Peter Rittinger.
Der Start erfolgte von Kourou aus an der Spitze einer Ariane-5-Trägerrakete gegen 23.52 Uhr MESZ. Nach 2:22 min wurden die ausgebrannten Feststoff-betriebenen Zusatzraketen abgetrennt. Die zentrale erste Stufe lieferte insgesamt 8:54 min Schub und wurde 6 Sekunden nach dem Abschalten abgetrennt. Danach übernahm eine EPS-Oberstufe die weitere Beschleunigung sowie die Zirkularisierung der Umlaufbahn.
Nach reichlich 17 Minuten war die erste Antriebsphase der EPS abgeschlossen, die zweite begann fast eine Stunde nach dem Start und dauerte lediglich 28 Sekunden. Wenige Minuten danach wurde das ATV, die eigentliche Nutzlast, abgetrennt. Die Solarzellenausleger wurden ausgeklappt und die Paneele entfaltet.
Das ATV mit der Nummer 4 trägt den Namen Albert Einstein und ist das vorletzte derartige Raumfahrzeug, das von der ESA zur Versorgung der Internationalen Raumstation eingesetzt wird. Es besitzt mit Treibstoffen und Fracht eine Gesamtmasse von reichlich 20,2 Tonnen. Davon entfallen etwa 6,6 Tonnen auf die einzelnen Bestandteile der Nutzlast.
Den größten Anteil daran besitzen mit 3,44 Tonnen Treibstoffe für Bahnanhebungsmanöver der ISS mit den ATV-Triebwerken sowie zum Nachfüllen der ISS-Tanks. In weiteren Tanks befinden sich zudem 570 kg Wasser, 66 kg Luft und 33 kg Sauerstoff. Die sogenannte Trockenfracht umfasst etwa 1.400 verschiedene Teile mit einer Gesamtmasse von 2,5 Tonnen. Dazu zählen Bekleidung, Nahrungsmittel, Experimentiereinrichtungen und -materialien und Werkzeuge.
Zu den Neuerungen beim ATV 4 zählen eine verbesserte, drehbare Aufzugsplattform, mit der Fracht noch bis wenige Tage vor dem Start hinzugefügt werden kann, eine verbesserte Flugsoftware, ein neuer Mechanismus für die Abtrennung des Raumfahrzeugs von der Oberstufe sowie ein System aus 4 Kameras, mit dem während des Fluges Bilder verschiedener Vorgänge in hoher Qualität aufgezeichnet und später zur Erde gesendet werden sollen. Ein Kamerapaar sorgt dabei sogar für dreimimensionale Bilder, auf denen mehr Details sichtbar werden.
ATV 4 Albert Einstein soll am 15. Juni am Heck der Internationalen Raumstation ankoppeln. Im Verlaufe der auf gut viermonatigen Mission sollen mehrere bedeutende Bahnanhebungen der gesamten Raumstation mit den Triebwerken des Raumschiffs durchgeführt werden. Die Abkopplung ist für den 11. Oktober und der zerstörerische Wiedereintritt für den 15. Oktober geplant.
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