Die deutsche Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel sprach mit ESA-Astronaut Thomas Reiter, der sich gerade an Bord der ISS befindet. Um 12:30 Uhr wurde vom ESOC-Konferenzraum in Darmstadt aus eine 20-minütige Live-Schaltung ins All hergestellt.
Ein Beitrag von Ingo Froeschmann. Quelle: ESA.
Merkel sprach mit dem in Frankfurt geborenen Astronauten Reiter unter anderem über seinen anstehenden Außenbordeinsatz, die wissenschaftlichen Untersuchungen an Bord und seine Reaktion auf die Schwerelosigkeit zehn Jahre nach seiner letzten Mission. Ministerpräsident Roland Koch und ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain nahmen ebenfalls an dem Gespräch teil, das von ESA-Astronaut Dr. Reinhold Ewald vor Ort moderiert wurde.
„Weltraumfahrt übt nicht nur große Faszination aus, sondern liefert durch wissenschaftliche Experimente auch wichtige Erkenntnisse, insbesondere für die Forschung in den Bereichen Gesundheit und Medizin“, sagte Bundeskanzlerin Merkel. Sie ergänzte: „Dieser Besuch im ESOC-Kontrollzentrum zeigt abermals, dass ehrgeizige Weltraumprogramme nicht von einem Land allein durchgeführt werden können; internationale Kooperation ist hierbei unabdingbar. Daher wird Deutschland ein beständiger und verlässlicher Partner im Europäischen Weltraumprogramm bleiben.“
Kanzlerin besichtigt Satellitensteuerungsanlagen
Merkel und Koch nutzten den Besuch außerdem, um das ESOC-Gelände mit den verschiedenen Anlagen zur Satellitensteuerung zu besichtigen, von wo aus bislang 54 europäische Satellitenmissionen erfolgreich betreut wurden. Bei dieser Gelegenheit informierten ESA-Generaldirektor Prof. Jean-Jacques Dordain, ESA-Direktor für Operationen und Zentrumsleiter Gaele Winters und weitere ESA-Führungskräfte die hochrangigen Gäste auch über die Cassini-Huygens-Mission zum Saturnmond Titan, über Mars Express, Venus Express, den Erdbeobachtungssatelliten Envisat und Europas zukünftige Pläne in der Erforschung des Sonnensystems.
„Es ist für uns eine große Ehre und Freude, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Hessens Ministerpräsident Roland Koch hier im ESOC für dieses Live-Telefongespräch begrüßen zu dürfen. Ihr Besuch ist Ausdruck ihrer großen Unterstützung für Thomas Reiters ISS-Mission als Schlüssel zu unserem bemannten Raumfahrtprogramm und bedeutungsvoll für das ESA-Satellitenkontrollzentrum in Darmstadt“, betonte ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain.
Highlight: ISS Live-Gespräch mit dem in Hessen geborenen Astronauten Reiter
Das Telefonat der besonderen Art fand in Darmstadt, ganz in der Nähe von Reiters Geburtsort Frankfurt, statt. Aus diesem Grunde freute sich der deutsche ESA-Astronaut besonders, mit Bundeskanzlerin Merkel, einer promovierten Physikerin, und dem Ministerpräsidenten seiner hessischen Heimatregion über Wissenschaft und Flugbetrieb auf der ISS zu sprechen.
Reiters Astrolab-Mission ist der erste Langzeitaufenthalt eines ESA-Astronauten auf der ISS. Das wissenschaftliche Programm umfasst europäische Experimente in Biologie, Materialwissenschaften und Astrophysik. Am Tag des Inflight Calls hat Thomas Reiter die ersten zwei Wochen seines sechsmonatigen Weltraumaufenthaltes im Rahmen der Astrolab-Mission an Bord der Raumstation absolviert.
Neben den Experimenten, die europäische Wissenschaftler für die Mission entwickelt haben, soll Reiter unter anderem ISS-Wartungsmaßnahmen verrichten und – voraussichtlich am 3. August – einen Außenbordeinsatz durchführen.
Die so genannte Astrolab-Mission ermöglicht Europas Raumfahrt, wichtige Erkenntnisse im Bereich der bemannten Langzeitmissionen zu erlangen und die Ankopplung von Europas Columbus-Labor im Jahr 2007 vorzubereiten.
„Hessens Tor zum All“ – das Europäische Satellitenkontrollzentrum ESA/ESOC
Das Satellitenkontrollzentrum in Darmstadt, Ort der Live-Schaltung zur ISS, ist für den reibungslosen Betrieb aller ESA-Satelliten verantwortlich. Seit 1967 wurden mehr als 50 Missionen erfolgreich von dort aus gesteuert – einschließlich Huygens, Venus Express, Mars Express, Rosetta, XMM-Newton, Smart-1 und Envisat. ESOC-Kontrollräume, die mit Bodenstationen in aller Welt vernetzt sind, verfolgen und überwachen Satelliten während ihrer gesamten Einsatzdauer, lösen Korrekturmanöver aus und steuern den Betrieb ihrer Nutzlasten. ESOC beschäftigt etwa 250 Festangestellte sowie 550 Mitarbeiter von Vertragsfirmen.