Die schwierigste interplanetarische Mission die jemals gestartet wurde, wird am Freitag den größten äußeren Saturnmond Phoebe passieren.
Ein Beitrag von Ingo Froeschmann. Quelle: NASA.
Dieser sogenannte Flyby (etwa „Vorbeiflug“) findet nur 19 Tage vor dem erreichen von Saturn selbst statt. Die letzte Kurskorrektur ist für den 16. Juni geplant. Am 30. Juni wird Cassini dann als erstes Raumfahrzeug den sechsten Planeten unseres Sonnensystems umfliegen. Dort wird es dann für vier Jahre bleiben, um den Planeten mit seinen majestätischen Ringen und vielen Monden zu erkunden.
„Die Ankunftszeit und die Flugbahn auf dem Weg zu Saturn wurden gewählt, um diesen Flyby möglich zu machen. Das wird auch die einzige Möglichkeit sein, den Mond aus kurzer Entfernung zu beobachten.“ Erklärt David Seal, Planer für die Cassini-Huygens Mission am Jet Propulsion Labor der NASA in Kalifornien. „Der Orbit von Phoebe ist einfach zu weit draußen, nämlich fast acht Millionen Kilometer. Eine spätere Beobachtung ist einfach nicht mehr möglich gewesen.“
„Die letzten Beobachtungen des Mondes wurden 1981 von Voyager gemacht.“ Sagt Dr. Torrence Johnson, damals wie heute Mitglied des Teams das für die Bildbearbeitung zuständig ist. „Dieses Mal werden die Bilder des enigmatischen Mondes etwa 1000 mal besser sein, einfach weil der Abstand geringer ist. Voyager hatte damals einen Abstand von 2,2 Millionen Kilometern. Cassini wird diesmal nur 2000 Kilometer von der Oberfläche des Mondes entfernt sein.“
“Wir gehen davon aus dass wir in den nächsten Tagen bei Phoebe eine von Kratern übersäte Oberfläche finden werden.“ Sagt Dr. Peter Thomas von der Cornell Universität in Ithaca, New York. „Die verschiedenen Helligkeitsstufen, die wir bereits erkennen können, lassen zudem darauf schliessen dass wir verschiedene Materialien auf der Oberfläche finden werden.“
Entdeckt wurde Phoebe im Jahr 1898 durch den amerikanischen Astronom William Henry Pickering. Mit seinem Durchmesser von 220 Kilometern ist Phoebe nur ein fünfzehntel so gross wie der Erdmond. Ungewöhnlich ist, dass der Mond im Gegensatz zu den inneren Monden des Saturn gegen den Uhrzeigersinn um den Planeten wandert. Zudem wurde mit bodengestützten Instrumenten Wasser auf dem Mond gefunden.
Auffallend ist auch, dass der Mond ungewöhnlich dunkel ist, denn er reflektiert nur 6 Prozent des Sonnenlichtes das auf ihn fällt. Diese Dunkelheit und die Tatsache dass er gegen den Uhrzeigersinn um den Saturn kreist, lässt vermuten dass es sich um ein von Saturn „eingefangenes“ Objekt handelt. Ein „gefangenes“ Objekt ist ein Himmelskörper, der irgendwann in der Vergangenheit von einem anderen wesentlich grösseren Objekt durch Gravitation festgehalten wurde. Einige Wissenschaftler vermuten dass Phoebe aus dem Kuiper Gürtel stammt, der sich noch hinter Pluto befindet. Der Kuiper Gürtel ist eine Ansammlung von kleineren eisigen Brocken, von denen einige auch Kometen bilden können.
“Möglicherweise ist dieser Mond sogar einer der Bausteine, die in der Frühzeit des Sonnensystems die Planeten formten,“ vermutet Dr. Bonnie Buratti, einer der Wissenschaftler der Cayssini-Huygens Mission. „Damit könnte Phoebe einige Hinweise auf die Entstehung des Sonnensystems liefern.