Heute am frühen Nachmittag, gegen 14.12 Uhr MEZ, ist die chinesische Mondsonde Chang`e 3 im Meer des Regens gelandet.
Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: CCTV, Raumcon, RN.
Damit steht erstmals seit 1976 wieder ein neues, von Menschen gefertigtes Forschungslabor auf dem Erdtrabanten. Dieses besteht aus einem Lander und einem Fahrzeug, mit deren Instrumenten in den nächsten Monaten Erfahrungen bei der Erforschung anderer Himmelskörper sowie neue wissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen werden sollen.
Der Lander ist mit einem astronomischen Ritchey-Chretien-Teleskop mit 150 mm Öffnung, einer Kamera für extremes Ultraviolett sowie weiteren hochauflösenden Weitwinkel- und Teleobjektivkameras ausgerüstet, um seine Umgebung sowie die Plasmasphäre der Erde und ferne Objekte in unserer Galaxie zu erforschen.
Das Fahrzeug Yutu (Jadehase, ein Begleiter der Mondgöttin Chang`e) verfügt ebenfalls über eine Vielzahl von Kameras, die teilweise auf einem aufstellbaren Mast angebracht sind und einen stereoskopischen Blick wie beim Menschen erlauben. Zudem wird die Bodenbeschaffenheit mit einem Radar erkundet, das Reflexionen aus mehreren Dutzend Metern Tiefe auswertet. Ein Infrarot-Spektrometer kann die Zusammensetzung des Bodens vor dem Fahrzeug ermitteln. Gleiches Ziel hat auch ein Röntgenspektrometer, welches die Strahlung erfasst, die von einer bestimmten Probe ausgesandt wird, welche mit Alphateilchen angeregt wird. Das ausgesandte Spektrum ist wie ein Fingerabdruck für die darin enthaltenen chemischen Elemente. Eine Mikroskopkamera und ein Laserreflektor komplettieren die wissenschaftliche Ausrüstung.
Der Landepunkt liegt nach Bildberichten des chinesischen Fernsehens nicht wie ursprünglich angenommen in der Regenbogenbucht des Mare Imbrium sondern etwa 100 km östlich davon. In der Nähe befindet sich eine Vielzahl kleinerer Krater mit Durchmessern von einigen Metern bis etwa 2 Kilometern. Der nächste größere Krater könnte Laplace F sein, im Norden werden außerdem möglicherweise die Montes Recti im Blickfeld erscheinen. Allerdings sind offenbar alle größeren Strukturen mehrere Dutzend Kilometer weit vom Landeplatz entfernt, Laplace F liegt 30 bis 40 Kilometer nördlich.
In den nächsten Stunden werden die Systeme der beiden Geräte überprüft bzw. in Betrieb genommen. Etwa 9 Stunden nach der Landung soll der Rover mitsamt seiner Rampe von der Oberseite des Landers herunter gehoben werden, so dass Yutu dann selbstständig agieren kann.
Während der Landung kam in der letzten Phase ein System zum Einsatz, welches Bilder der Landeumgebung anfertigt, auswertet und erkannten größeren Hindernissen ausweichen kann. Einige der Bilder wurden über eine kleine Antenne zur Erde übertragen und waren im Kontrollzentrum sowie im Fernsehen zu betrachten. Das letzte veröffentlichte Bild zeigt eines der Landebeine auf der Mondoberfläche. Man kann auf einer Bildersequenz auch erkennen, wie der bei der Landung aufgewirbelte Staub zu Boden gesunken ist.
Ursprünglich war die Landung um 16.30 Uhr MEZ herum angekündigt. Sie wurde nun möglicherweise einen Umlauf der Sonde vorgezogen (ca. 135 min). Der Landeplatz liegt damit östlicher und außerhalb des Sinus Iridum.
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