China bereitet sich auf einen, womöglich letzten, unbemannten Flug der Shenzou-Rakete vor. Sollte dieser Flug erfolgreich verlaufen, könnte China, westlichen Experten zufolge, bereits im nächsten Jahr Personen ins All schießen.
Ein Beitrag von Dominik Mayer. Quelle: Space.com.
Den zuständigen Stellen zufolge soll Shenzou 4 noch in diesem Jahr fliegen. Das legt die Vermutung nahe, dass noch in diesem Monat ein Start geplant sei, so Phillip Clark, Leiter der Molniya Space Consultancy in Großbritannien. „Da alles für einen bemannten Flug getestet ist nehme ich an, dass Shenzou 4 in etwa ein Duplikat dessen ist, was für die erste bemannte Mission geplant ist. Es wird alles getestet … außer den Menschen.“
Landung im Meer, Dauer des Fluges
Laut Clark sind zwei Dinge am geplanten Shenzou 4-Testflug von Interesse: Es ist möglich, dass eine Wasserlandung des Shenzou Return Module dafür bestimmt ist Landesysteme für eine Notwasserung zu entwickeln.
Er vermutet auch, dass der nächsteShenzou-Flug kürzer als die beiden letzten sein wird. „Shenzou 2 und Shenzou 3 waren beide sieben Tage, minus einige Stunden, im Einsatz. Obwohl die bemannte Shenzou 5-Mission die gleiche Zeit dauern könnte, wäre es möglich, dass die Chinesen ihre Leute nach ein bis drei Tagen wieder am Boden haben möchten,“ sagte er.
Dieser Gedanke lässt vermuten, dass die demnächst zu startende Kapsel in einen 330 Kilometer hohen, kreisförmigen Orbit gebracht wird, fügt Clark hinzu, wobei eine Landungsmöglichkeit an allen ungeraden Tagen im Orbit besteht: 1, 3, 5, 7, usw. „Wenn also Shenzou 4 nach weniger als sieben Tagen zurückkommt könnte das auf die Dauer des ersten bemannten Fluges hindeuten.“
Shenzou Kabine
Es ist außerhalb chinesischer Kreise immer noch unbekannt ob zwei Personen oder eine volle drei-Mann-Crew an Bord von Shenzou 5 starten wird.
Letzten Mai berichtete die shanghaier Zeitung Wen Hui Bao, dass Chinas erste Astronauten-Generation – eine 14-köpgfige Einheit – im Durchschnitt 30 Jahre alt ist. Die Astronauten sind alle ziemlich klein und leicht. Diese Bedingungen sind notwendig um in die Kleine Shenzou Kabine – ein 2,8 Meter langer Lebensraum mit einem Durchmesser von 2,25 Metern – zu passen.Chinesische Raumfahrtexperten haben, Clark zufolge, gemeldet, dass Shenzou für einen dreiwöchigen Flug ausgerüstet sei. „Ich denke, dass damit 21 „Mannstage“ gemeint sind – 21 Tage bei einer Person, 14, 5 Tage bei zwei und 7 Tage bei dreien.“
Astronauten Dummies
Einige Experten waren erstaunt darüber, dass die Shenzou 3 Rückkapsel „Astronautendummies“ anstelle von Tieren beförderte.
Dem Bericht des People’s Daily vom 5. April zufolge ist es nicht notwendig Tiere ins All zu schießen. Menschen seien bereits gesund aus dem Weltraum zurückgekehrt, bemerkte die Zeitung. Außerdem könnten Tiere in einer neuen Umgebung krank werden oder sogar sterben. „Es ist also schwer zu beweisen, ob es ein Problem an der Kapsel oder am Tier war.“Deswegen flogen Dummies anstelle von Tieren mit Shenzou. „Diese Entscheidung ist wissenschaftlicher und rationaler,“ berichtete People’s Daily.
Doppelte Start Pads
Bei einer anderen Entwicklung arbeiten die Chinesen, Clark zufolge, an einem zweiten Start Pad – eine Ergänzung des „bemannten Komplexes“ am Jiuqan Space Center, von dem aus bislang alle Starts durchgeführt werden.
„Das gibt ihnen eine Rückendeckung, falls es in Zukunft eine katastrophale Explosion an einem der beiden Pads geben sollte,“ meinte Clark. Es bedeutet auch, so fügte er hinzu, dass die Chinesen von jedem Pad aus ein Shenzou starten können, wenn beide funktionieren. China könnte dann Rendevouz- und Docking-Manöver im Erdorbit durchführen.
Im März wurde der Präsident der China Aerospace Science and Technology Corporation (CASC), Zhang Qingwei, mit der Aussage zitiert, dass neue, stärkere Startrampen eine 20 Tonnen schwere, permanent bemannte Raumstation in den Orbit bringen würden.
„Nach westlichen und ehemaligen sowjet-Standards, kommt das bemannte Chinesische Raumfahrtprogramm nur schmerzlich langsam voran,“ bemerkte Clark. „Aber historisch betrachtet haben sich die Chinesen mit Programmen immer Zeit genommen und wenig auf die Erwartungen der Beobachter außerhalb Chinas geachtet!“.