Countdown zu STS 132 läuft

Die 32. und voraussichtlich abschließende Mission der US-Raumfähre Atlantis soll am 14. Mai, gegen 20:20 Uhr MESZ starten. Ziel der sechsköpfigen Besatzung sowie der mehrteiligen Fracht ist die Internationale Raumstation.

Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: NASA. Vertont von Peter Rittinger.

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Die Besatzung der Atlantis-Mission STS 132.
(Bild: NASA)

Hier soll am 16. Mai, nach knapp zweitägigem Flug am Bug angekoppelt werden. Danach dreht sich die Station um 180 Grad, damit die empfindliche Unterseite der Raumfähre besser vor Weltraumschrott und Mikrometeoriten geschützt ist. Die Besatzung besteht aus dem Kommandanten Ken Ham, dem Piloten Tony Antonelli sowie den Missionsspezialisten Michael Good, Garrett Reisman, Steve Bowen und Piers Sellers. Neulinge sind nicht dabei, alles in allem eine reine Männerriege.

Die Vorbereitungen für die Mission begannen unmittelbar nach dem vorherigen Flug, Ende November 2009, mit der Wartung des Orbiters in der dafür vorgesehenen Halle am Kennedy Space Center. Am 17. Dezember traf aus Russland das Mini-Forschungsmodul Rasswjet (MIM 1) am KSC ein. Am 23. März begann das Stacking der Booster, kurz zuvor traf der externe Tank in Florida ein und wurde am 29. März an den fertigen Boostern befestigt. Die Raumfähre Atlantis wurde am 13. April zum Vehicle Assembly Building (VAB) überführt und am folgenden Tag am Stack montiert.

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Atlantis am Haken (Bild: NASA)

Bereits am 15. April wurde der Nutzlastcontainer mit dem innen mit NASA-Fracht gefüllten sowie außen mit einer Schleuse, einem Radiator, einem Ersatzteil für den europäischen Manipulatorarm ERA sowie einer Arbeitsplattform beladenen Modul Rasswjet und einem intergrierten Nutzlastträger (Integrated Cargo Carrier) zum Startplatz 39A transportiert. Der ICC trägt u. a. 6 Austauschbatterien für das Gitterelement P6, eine Ku-Band-Antenne sowie Ersatzteile für den Roboter Dextre.
Am 22. April wurde der komplette Stack mittels eines riesigen Raupenschleppers auf einer mobilen Startplattform vom VAB zum Startplatz gefahren. Vom 21. bis zum 24. April fand außerdem das Startabbruchtraining der Besatzung statt. Am 29. April begann man mit dem Befüllen verschiedener Tanks in der Raumfähre mit hypergolen, also selbstentzündlichen Treibstoffen für Orbitalmanöver, Energieversorgung und Lageregelung. Am 5. Mai wurde der Flug der Atlantis nach Prüfung aller Fakten freigegeben. Seit dem 11. Mai ist die Crew vor Ort und beginnt mit der letzten Vorbereitungsphase.

Während des zwölftägigen Fluges sind drei Ausstiege, umfangreiche Frachttransfers und verschiedene wissenschaftliche und technische Experimente vorgesehen. Nach der Kopplung an die ISS am dritten Flugtag soll zunächst der Frachtträger aus dem Laderaum der Fähre gehievt und an der Gitterstruktur der Station zwischengelagert werden. Am vierten Flugtag wird dann während eines Ausstiegs die Antenne nebst Haltearm an der Gitterstruktur Z1 montiert. Die Ersatzteile werden auf einer Außenpalette der ISS untergebracht. Am 5. Tag soll das Mini-Forschungsmodul Rasswjet mittels Stationsarm am Nadir-Kopplungsaggregat von Sarja angekoppelt werden. Es ist 6 Meter lang, zylindrisch, hat einen Durchmesser von 2,35 m und eine Masse von 5,1 Tonnen. Es dient als Distanzstück zur Verringerung der Kollisionsgefahr beim Andocken von Sojus-Raumschiffen, da während der nächsten Shuttle-Mission in unmittelbarer Nachbarschaft ein 6,5 Meter langes Mehrzweckmodul ebenfalls nach unten angekoppelt werden soll.

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MIM 1 (Hintergrund) und Experimentierschleuse
(Bild: NPO Energia)

Das MIM 1 (Malui Issledowannui Modul 1) trägt außen eine Experimentierschleuse, einen Radiator, eine Arbeitsplattform und ein Ellbogenersatzteil für den Manipulatorarm ERA. Alle Teile sind für das 2012 zu startende russische Mehrzweckmodul MLM Nauka vorgesehen. Im Inneren von Rasswjet sind etwa 1,4 Tonnen Fracht für die NASA untergebracht, darunter medizinische Geräte sowie Ausrüstungen für Kühleinrichtungen und das US-Projekt “National Laboratory Pathfinder”. Im Rahmen dieser Initiative soll die Internationale Raumstation zu einem nationalen Großforschungsprojekt der USA werden. Den Partnern der USA ist dies recht, kann man doch auf diese Weise die ISS mindestens bis 2020 nutzen.

An den Flugtagen 6 und 8 finden die beiden übrigen Außenbordeinsätze statt, während derer 6 Nickel-Wasserstoff-Batterien, die seit Dezember 2000 im Einsatz sind, gegen 6 neue ausgetauscht werden. Jede Batterie ist ca. 100 x 90 x 45 Zentimeter groß, hat eine Masse von etwa 170 kg und soll 38.000 Lade-Entlade-Zyklen durchhalten. An einem “normalen” Tag auf der ISS erlebt man 16 Sonnenauf- und -untergänge. Damit kommt man auf eine theoretische Funktionsdauer von 6,5 Jahren. Die bisher im Einsatz befindlichen Batterien haben aber gezeigt, dass dies keineswegs die Grenze sein muss.

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Integrated Cargo Carrier (ICC) mit Antenne, Batterien und weiteren Ersatzteilen. (Bild: NASA)

Während der 7 Tage, die beide Raumfahrzeuge miteinander verbunden sind, wird weitere Fracht vom Mitteldeck der Atlantis in die verschiedenen Module der Station transportiert. Verpackungen und Abfälle, vor allem aber die Ergebnisse von 15 Langzeitexperimenten werden dagegen zur Erde mitgenommen. Insgesamt laufen an Bord der Internationalen Raumstation gegenwärtig etwa 150 kurz-, mittel- und langfristige Untersuchungen auf den Gebieten Astronomie, Astrophysik, Bildung, Biologie, Biotechnologie, Erderkundung, Materialwissenschaft, Medizin, Physik und Technologie.

Die Landung mit gleicher Besatzung ist für den 26. Mai, gegen 14:44 Uhr MESZ geplant, man hat aber 2 Reservetage. Nach dieser Mission könnte die Atlantis insgesamt rund 294 Tage den erdnahen Weltraum durchflogen und ihre Besatzungen unzählige faszinierende, alltägliche, komplizierte, wegweisende und Routineaufgaben absolviert haben.

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