Delta – Teil 1

Schon kurz nach Indienststellung der Thor als Trägerrakete begann auch die neu gegründete NASA, diesen Träger für sich zu nutzen. Daraus entstand eine der wichtigsten Trägerfamilien für die USA. Hier alle alphabetisch nummerierten Delta-Versionen A-N.

Autor: Daniel Maurat.

Geschichte

Im Jahr 1959 hatte die kurz zuvor gegründete NASA ein großes Problem: Man hatte zwar verschiedene Satelliten, die man starten wollte, doch fehle ihr der dazu passende Träger, um die Nutzlasten zu starten. Doch dieses Problem wurde schnell gelöst: Im April desselben Jahres unterzeichnete das Goddard Space Flight Center der NASA einen Vertrag mit der Luft- und Raumfahrtfirma Douglas, die die Thor produzierte. Inhalt des Vertrags war, dass Douglas eine Rakete auf Basis der Thor Able für die NASA bauen sollte. Man verbesserte die Zweitstufe der Thor Able, die nun als vierte Oberstufe, nach der Able, der Agena und der Able-Star, nach dem vierten Buchstaben des griechischen Alphabets Delta benannt wurde. Diese neue Rakete erhielt den Namen Thor Delta, wobei man später das Thor aus dem Namen ließ, um auf den nicht-militärischen Aufgabenbereich der Rakete zu deuten. Zunächst orderte die NASA zwölf Deltas, um damit Nutzlasten wie den Ballonsatelliten Echo 1 und die zweite Baueinheit, Echo 1A, sowie adere berühmte Nutzlasten wie zum Beispiel Telstar. Nach diesen zwölf Deltas orderte die NASA neue Träger und ließ sie verbessern, was das Fundament für die heutige Delta II legte.

Für Verwirrungen sorgen seit jeher die Bezeichnungen: Die Erststufe wurde DM (Douglas Missile) genannt, während die ganze Rakete als DSV (Douglas Space Vehicle) bezeichnet wurde. Die US Air Force nannte den Träger darüber hinaus noch SLV 2 (Space Launch Vehicle 2), wobei ein Buchstabe angehängt, wenn eine neue Version entwickelt wurde.

Die elfte Thor Delta beim Start von Telstar 1 am 10. September 1962.
(Bild: NASA)

Delta / Thor Delta

Die Thor Delta beziehungsweise Delta ist im Grunde genommen eine Thor Able mit verbesserter Zwei- und Drittstufe. Sie stammten noch von der unglücklichen Vanguard-Rakete, doch zeigten sie ihr volles Potential erst in Kombination mit der Thor als Erststufe. Die zweite und dritte Stufe wurden im Gegensatz zur Thor Able verbessert, vor allem die Triebwerke.

Insgesamt starteten zwischen 1960 und 1962 zwölf Deltas, die auch batch 12 genannt wurden. Sie starteten viele berühmte frühe Nutzlasten der NASA, so das Orbiting Solar ObservatoryOSO-1, der erste Satellit, der seine Instrumente genau (auf die Sonne) ausrichten konnte, sowie Wettersatelliten der Tiros-Serie, den ersten britischen Satelliten, Ariel 1 sowie Forschungssatelliten der Explorer-Serie. Der einzigen Fehlstart der Delta war der Jungfernflug am 13. Mai 1960, was an einem Problem im Lageregelungssystem der Delta-Zweistufe lag. Dabei ging der Ballonsatellit Echo 1 verloren. Doch startete man schon drei Monate später, am 12. August 1960, den Ersatzsatelliten, Echo 1A, der mit seiner großen Oberfläche, ähnlich einem Spiegel, es erstmals ermöglichte, Nachrichtenübertragungen über einen Satelliten von der US-Westküste zur Ostküste zu schicken. Aber die wohl berühmteste Nutzlast der Delta war der erste Nachrichtensatellit, Telstar (nach Sputnik 1 der wohl berühmteste Satellit), der am 10. Juli 1962 mit der elften Delta startete.

Eine Delta A beim Start von Explorer 14 am 2. Oktober 1962.
(Bild: NASA)

Delta A

Die Delta überzeugte schnell die NASA, die damit begann, sie weiter verbessern zu lassen. Die wohl größte Verbesserung war, dass man die Erststufe wechselte: anstatt der bisher benutzten Thor DM-19 nutzte man nun die Thor DM-21, die mit dem MB 3-2 ein neues und leistungsfähigeres Triebwerk nutze. Eine weitere Verbesserung bestand darin, dass von nun an die Delta-Zweitstufe durch das neue AJ-110-118-Triebwerk wiederzündbar war und so der Orbit mit mehreren Zündungen optimiert werden konnte. Durch diese Verbesserungen steigerte sich die Nutzlastkapazität auf 320 kg in einen erdnahen und auf 70 kg auf einen Geotransferorbit.

Die Delta A startete insgesamt nur zweimal im Oktober 1962. Als Nutzlasten startete man die Forschungssatelliten Explorer 15 / 16. Diese kurze Einsatzdauer zeigt, wie schnell sich die Raketentechnik in den frühen 60er Jahren entwickelte.

Eine Delta B mit dem Wettersatennliten Tiros 8 vor dem Start am 21. Dezember 1963
(Bild: NASA)

Delta B

Die Delta B war eigentlich nichts weiter als eine Delta A mit verbesserter Zweitstufe. Da die Delta-Zweitstufe von der Able der Vanguard abstammte, war sie für die stärker motorisierte Thor zu klein. Deswegen verwendete man eine weiterentwickelte Zweitstufe, die Delta-D, welche zunächst um 2 m verlängert wurde. Darüber hinaus wurden die Steuerungs- und Navigationseinrichtungen modernisiert. Darüber hinaus nutzte man einen neuen Oxidator: anstatt der bisher verwendeten rotrauchenden Salpetersäure, auch WFNA genannt, nutze man IRFNA, also rotrauchende Salpetersäure. Der Treibstoff, UDMH, blieb bestehen.

Die Delta B startete zwischen 1962 und 1964 insgesamt neun Mal, wovon ein Start ein Fehlschlag war. Beim letzten Start nämlich am 19. März 1964, als die dritte Stufe vom Typ Altair 1 abrupt aufhörte zu brennen. Höchstwahrscheinlich ist die Stufe explodiert und mit ihr die Nutzlast, Explorer (20) (sein Name bei einemerfolgreichen Start). Bei den übrigen Starts wurden auch bekannte Nutzlasten gestartet, wie die experimentellen Kommunikationssatelliten Relay 1 / 2, die experimentellen Nachrichtensatelliten Syncom 1 / 2 und Telstar 2, dessen Vorgänger schon auf der Delta startete, sowie Satelliten vom Typ Tiros zur Wettervorhersage.

Eine Delta C beim Start von OSO 2 am 3. Februar 1965.
(Bild: NASA)

Delta C und C1

Die Delta C führte für die Delta die schon von der Thor Able bekannte tropfenförmige Nutzlastverkleidung ein, die mehr Volumen bot als die bisherigen Nutzlastverkleidungen. Die größte Verbesserung besteht in der neuen dritten Stufe, eine Weiterentwicklung derr bisherigen Altair 1-Stufe mit Namen Altair 2A. Diese wurde schon auf der Scout beutzt und war auf dieser sehr zuverlässig. Die Altair 2A war wesentlich einfacher aufgebaut als ihr Vorgänger und lieferte einen höheren Schub. Eine Neuerung war, dass es von der Delta C eine weitere Variante gab, die Delta C1. Diese verwendete eine leistungsstärkere Oberstufe vom Typ FW-4D, die später auf anderen Delta-Varianten genutzt wurde. Mit ihr konnten schwerere Nutzlasten bis zu einem Gewicht von 600 kg in einen erdnahen Orbit gestartet werden.

Die Delta C und die Delta C1 starteten zwischen 1963 und 1969 insgesamt 13 Mal, wobei zwei Starts in der C1-Konfiguration starteten. Von diesen 13 Starts schlug einer fehl, nämlich der achte Start der Delta C am 25. August 1965, nachdem die dritte Stufe nicht über die volle Brennzeit brannte und der Satellit OSO C nicht auf seine Umlaufbahn gelangte. Bei den restlichen Starts aber konnte die Rakete Nutzlasten wie einige Satelliten der Explorer-Reihe sowie zwei Tiros-Wettersatelliten sowie Sonnenobservatorien des Typs OSO starten. Die Delta C1 startete dagegen den Forschungssatelliten Explorer 32 sowie das Sonnenobservatorium OSO 5. Eine Besonderheit der Delta C war, dass sie, im Gegensatz zu ihren Schwesterraketen, über längere Zeit genutzt wurde, und nicht nach ein oder zwei Jahren schon ersetzt wurde.

Der letzte Start einer Delta D mit dem Nachrichtensatelliten Intelsat-1 1 an Bord am 6. April 1965
(Bild: NASA)

Delta D

Die Delta D war ein großer Schritt in Richtung heutige Delta: zum ersten Mal wurden im Delta-Programm ähnlich wir bei der Thor Agena drei Castor-Starthilfsraketen benutzt. Diese neue Rakete wurde auch Thrust Argumented Delta (TAD), also Schubverstärkte Delta genannt. Neben dieser offensichtlichen Weiterentwicklung nutzte man nun in der Erststufe eine Weiterentwicklung des bisherigen Triebwerks, nämlich das MB-3-3 von Rocketdyne.

Die Delta D hatte kein sehr langes Einsatzleben: zwischen 1964 und 1965 starteten gerade einmal zwei Raketen, wobei man die Satelliten Syncom 3 und Intelsat-1 1, auch Early Bird, also früher Vogel genannt und der ersten kommerziellen Nachrichtensatellit, auf einen GEO Orbit brachte.

Eine Delta E mit der Raumsonde Pioneer 6 an Bord. Start war am 16. Dezember 1965.
(Bild: NASA)

Delta E und E1

Die Delta E brachte vor allem eine neue Oberstufe und ein völlig neues Aussehen: Die bisher benutzte Zweitstufe Delta-D wurde durch die Delta-E ersetzt. Diese neue Rakete nannte man auch TAID, für Thrust Argumented Improved Delta. Die neue Delta-E-Oberstufe hatte nun einen viel größeren Durchmesser und gab der Rakete ein homogeneres Aussehen. Auch hatten man so viel mehr Volumen für die Nutzlast gewonnen, ein großes Problem für die frühen Deltas. Die Nutzlastverkleidung adaptierte man von der Thor Agena. Darüber hinaus konnte die Delta-E-Zweitstufe nun mehr als doppelt so viel Treibstoff mitführen wie zuvor, wodurch die Brenndauer sich mehr als verdoppelte. Doch trotz dieser Veränderungen konnte man die bisherigen Startrampen ohne Veränderungen an diesen weiterbenutzen. Genauso wie bei der Delta C gab es bei der Delta E eine zweite Variante, die Delta E1, welche wieder die FW-4D-Drittstufe, auch Altair 3 genannt, anstatt der sonst genutzten Altair 2A. Damit konnte man etwas mehr Nutzlast starten.

Die Delta E und die E1 starteten zwischen 1965 und 1971 insgesamt 23 Mal, wovon 17 Starts auf die Delta E1 und nur sechs auf die Delta E entfielen. Es gab einen Fehlschlag am 26. Oktober 1966, wobei dies nicht an der Rakete an sich lag, sondern an der Nutzlast Intelsat 2-1, weil der Apogäumsmotor des Satelliten nicht zündete und so nicht den vorgesehenen Geostationären Orbit erreichen konnte. Dafür wurde der Satellit für experimentelle Zwecke genutzt. Bei den erfolgreichen Starts startete man verschiedene Nutzlasten, so Nachrichtensatelliten vom Typ Intelsat 2, verschiedene Explorer-Forschungssatelliten, Wettersatelliten vom Typ Essa, aber auch Pioneer-Raumsonden sowie den europäischen Forschungssatelliten Heos 1 oder die beiden kanadischen Satelliten Isis 1 / 2. Die Delta E startete dabei einen Explorer-Satelliten, die Raumsonde Pioneer 6 sowie vier Essa-Wettersatelliten. Nebenbei war die Delta E die erste Delta, die auch von der Vandenberg Air Force Base (VAFB) startete. Dies machten zuvor nur die militärischen Versionen der Thor.

Eine Delta G beim Start des Satelliten Bios 1 am 14. Dezember 1966.
(Bild: NASA)

Delta G

Zwar gab es Pläne für eine Delta F, doch das wäre eine Delta E ohne zusätzliche Castor-Booster gewesen. Da die NASA keinen Bedarf für so eine Rakete hatte, nutzte man diese Rakete nicht. Die Delta G war im Grunde genommen eine Delta E ohne Drittstufe. Sie startete zwischen 1966 und 1967 lediglich zwei Mal, und zwar zum Start der beiden Bios-Satelliten der NASA, wobei eine dritte Stufe nicht sinnvoll gewesen wäre, da die Satelliten nur in einen erdnahen Orbit gebracht werden sollten. Ziel der Satelliten war es, die Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf verschiedene Pflanzen und Tiere zu untersuchen. Beide Starts waren für die Delta ein Erfolg, doch Bios 1, die beim ersten Start der Delta G ins All gebracht wurde, konnte ihre Retroraketen nicht zünden und so nicht zur Erde zurückkehren. Der zweite Satellit, Bios 2, dagegen war auch von Seiten der Nutzlast ein voller Erfolg.

Der Start der einzigen Delta J mit dem Forschungssatelliten Explorer 38 an Bord am 4. Juli 1968
(Bild: NASA)

Delta J

Wieder fehlen zwei Versionen: die Delta H und die Delta I. Während die Delta H nichts anderes als eine Delta G ohne Zusatzbooster gewesen wäre, gab es die Delta I nicht einmal auf dem Papier. Das lag daran, dass man eine Verwechslungsgefahr mit der Römischen 1 sah. So wurde die nächste Version die Delta J. Diese unterschied sich von der Delta E eigentlich nur darin, dass man anstelle der Altair-Oberstufe eine Burner 2-Oberstufe auf Basis des Star-37D-Antriebes verwendete.

Ihren einzigen Start erlebte die Delta J am 4. Juli 1968 (dem amerikanischen Unabhängigkeitstag), wobei man den Radio Astronomy Explorer beziehungsweise Explorer 38, einem frühen Weltraum-Radioteleskop. Der Start fand von Vandenberg aus statt.

Delta L, M, M6, N und N6

Eine Delta L vor ihrem Fehlschlag am 27. August 1969 mit den Raumsonden Pioneer E und TTS 3 an Bord.
(Bild: NASA)

Wieder wurde scheinbar ein Buchstabe ausgelassen, denn es gab nie eine Delta K, die gestartet ist. Das liegt daran, dass diese Delta eine kryogene Oberstufe auf Basis des gerade für die Centaur entwickelte RL-10 bekommen hätte. Doch wurde solch eine Oberstufe nicht entwickelt (erst für die Delta III, ganze 30 Jahre später) und so übersprang man den Buchstaben.

Die Delta L bildete zusammen mit der Delta M und der Delta N eine eigene kleine Raketenfamilie. Alle drei hatten die gleichen Booster, Erst- und Zweitstufen, unterschieden sich aber in der eingesetzten (oder nicht eingesetzten) Oberstufe. Eine wichtige Neuerung waren sowohl die neuen und schubstärkeren Castor 2-Startbooster sowie die neue Erststufe. Die neue LTTA Thor-Erststufe (Long Tank Thrust Argumented Thor) hatte nun durchgehend den gleichen Durchmesser und war um 4 m verlängert worden. Die Zweitstufe blieb unverändert, während die Delta L noch die FW-4D-Oberstufe benutzte, um Nutzlasten auf hochexentrische Orbits oder sogar auf Fluchtbahnen zu bringen, während die Delta M schon die Burner 2-Oberstufe auf Basis der Star-37D, wie sie auch schon für die Delta J genutzt wurde, einsetzte, um Satelliten auf einen geostationären Orbit zu bringen. Die Delta N schließlich benutzte gar keine Oberstufe, um Satelliten auf einen erdnahen Orbit zu bringen. Erstmals gab es aber auch die Möglichkeit, anstatt drei Castor-Booster gleich sechs Booster zu benutzten. Dabei zündeten drei Booster am Boden und drei erst, nachdem der erste Satz ausgebrannt war. Solch eine Version mit sechs Boostern wurde mit einer “6” hinter dem Buchstaben gekennzeichnet. Genutzt wurde das aber nur bei der Delta M und der Delta N.

Die Delta L startete nur zweimal, nämlich zum einem am 27. August 1969 (nur etwas mehr als einen Monat nach der Landung von Apollo 11), die zweite erst am 31. Januar 1972. Von den zwei Starts war der Jungfernflug ein Fehlschlag, nachdem im der ersten Stufe ein Hydraulikfehler diagnostiziert wurde. Kurz darauf kam die Rakete vom Kurs ab und der Range Safety Officer musste die Rakete sprengen. Dabei gingen die beiden Raumsonden Pioneer H und TTS 3 verloren. Beim zweiten Start lief aber alles erfolgreich und der europäische Forschungssatellit HEOS 2 erreichte erfolgreich seinen Orbit.

Der Start der einzigen Delta M6 am 23. Januar 1970 mit Explorer 43 an Bord.
(Bild: NASA)

Die Delta M hatte ihren Jungfernflug schon etwas eher als die Delta L, nämlich am 18. September 1968. Insgesamt startete sie 13 Mal, wobei ein Start in der Version Delta M6 erfolgte. Dabei kam es zu zwei Fehlschlägen. Der erste fand beim Jungfernflug am 18. September 1968 statt, nachdem ein Gyroskop zur Lageermittlung der Rakete ausfiel, was man bei T+20 Sekunden bemerkte. Bei T+102 Sekunden begann die Rakete auseinanderzubrechen. Bei T+108 Sekunden ließ der Range Safety Officer die Rakete sprengen. Dabei ging die erste Flugeinheit der neuen Intelsat-3-Nachrichtensatelliten verloren. Auch beim zweiten Fehlschlag am 26. Juli 1969 verlor man einen Intelsat-3-Satelliten, nachdem die dritte Stufe versagte und der Satellit auf einem unbrauchbaren Orbit strandete. Als Nutzlasten startete man vor allem zivile und militärische Nachrichtensatelliten vom Typ Intelsat-3, NATO und Skynet. Die einzige Delta M6 dagegen startete den Forschungssatelliten Explorer 48.

Die letzte Delta N auf der Startrampe vor dem Start am 12. März 1972. An Bord der europäische Forschungssatellit TD 1A.
(Bild: NASA)

Die Delta N schließlich flog als erste Version dieser drei Träger schon am 16. August 1968 zum ersten Mal. Dabei startete sie insgesamt neun Mal, wovon drei Starts mit der Delta N6 durchgeführt wurde. Dabei kam es auch zu einem Fehlschlag, nämlich beim letzten Start der Delta N6 am 21. Oktober 1971, weil es in einer Oxidatorleitung zu einem Leck kam. Dadurch kam es zu einem seitlichen Schub, der durch das Lageregelungssystem ausgeglichen werden musste. Schließlich ging der Treibstoff sowohl der Lageregelungstriebwerke als auch der Stufe an sich aus und der Wettersatellit ITOS B ging dabei verloren. Aber bei den erfolgreichen Starts startete man unter anderem Nutzlasten wie den Forschungssatelliten Bios 3 oder auch Sonnenobservatorien der OSO-Reihe, Wettersatelliten der Essa-Serie oder ITOS-Satelliten, eine Weiterentwicklung der Tiros-Satelliten, wobei ein ITOS-Satelliten den Namen NOAA-1, ein Namen für Wetter- und Erderkundungssatelliten, die auch heute noch genutzt werden, bekam. Beim letzten Start der Delta N startete man darüber hinaus noch den europäischen Forschungssatelliten TD 1A, der sogar nach dem Startvehikel benannt wurde (TD steht für Thor Delta).

Technik

Die Delta wurde im Laufe ihrer ersten zwölf Jahre ständig verbessert und überarbeitet. So erstaunt es nicht, dass es sehr viele verschiedene Stufen, Oberstufen etc. gibt. Allen gemein aber ist die Erststufe, die ehemalige Mittelstreckenrakete Thor und ihre Weiterentwicklungen.

Zunächst eine Liste aller Erststufen, die für die Delta genutzt wurden:

  • Die DM-19-Erststufe wurde nur in der Thor Delta eingesetzt. Sie war 19,19 m lang, hatte einen Basisdurchmesser von 2,44 m und wog voll betankt 49,34 t. Sie setzte ein einzelnes Rocketdyne LR-79-7 / MB-3-1-Treibwerk mit einem Schub von 667,2 kN (auf Meereshöhe) ein, welches eine Brenndauer von 165 Sekunden hatte. Als Treibstoff nutze man RP-1 (Kerosin) und als Oxidator LOX (flüssiger Sauerstoff). Gebaut wurde sie von Douglas.
  • Die DM-21-Erststufe ist eine Weiterentwicklung der DM-19-Erststufe und wurde bei den Delta-Versionen A bis C verwendet. Sie war 17,04 m lang, hatte an der Basis einen Durchmesser von 2,44 m und wog voll betankt 48,35 t. Ein Rocketdyne MB-3-2-Triebwerk lieferte einen Schub von 742,9 kN (auf Meereshöhe) und brannte 164 Sekunden lang. Als Treibstoff nutze man RP-1, als Oxidator LOX. Gebaut wurde sie von Douglas.
  • Die Thor TA war für den Betrieb mit drei Castor-Boostern angepasst. Genutzt wurde sie von den Delta-Versionen D, E, E1, G und J. Sie war 17,04 m lang, hatte einen Basisdurchmesser von 2,44 m und wog voll betankt 49,44 t. Ein Rocketdyne MB-3-3-Triebwerk lieferte einen Schub von 765 kN (auf Meereshöhe) und brannte 150 Sekunden lang. Als Treibstoff nutze man RP-1, als Oxidator LOX. Gebaut wurde sie von Douglas.
  • Die LTTA Thor war eine verlängerte Version der Thor TA und hatte nun erstmals einen durchgehend gleichen Durchmesser. Sie konnte bis zu sechs Castor 2-Booster zur Startunterstützung aufnehmen. Genutzt wurde sie bei den Delta-Versionen L, M und N. Sie war 21,43 m lang, hatte einen Durchmesser von 2,44 m und wog voll betankt 70,35 t, 20 t mehr als noch ihre Vorgängerinnen. Ein Rocketdyne MB-3-3-Triebwerk lieferte einen Schub von 765 kN (auf Meereshöhe) und brannte 215 Sekunden lang. Als Treibstoff nutze man RP-1, als Oxidator LOX. Gebaut wurde sie von Douglas.

Die Delta nutze auch ab der Delta D Booster zur Startunterstützung:

  • Der Castor 1-Booster waren die ersten Booster des Delta-Programms und wurde von den Versionen D, E, E1, G und J genutzt. Dabei stammen sie von der Castor-Zweitstufe der Scout-Rakete. Andere Versionen der Castor halfen sogar, den ersten US-Satelliten, Explorer 1, zu starten. Je nachdem, auf welcher Delta sie eingesetzt wurde, konnten drei oder sechs Castor an die Erststufe montiert werden. Nach dem Ausbrennen wurden sie von der Rakete abgetrennt. Ein Booster an sich war 7,25 m lang, hatte einen Durchmesser von 79 cm und wog voll betankt 4,215 t. Das Thiokol TX-33-Feststofftriebwerk lieferte einen Schub von 150,1 kN bei einer Brenndauer von 37 Sekunden. Als Treibstoff nutzte man den Festtreibstoff HTPB. Gebaut wurde sie von Thiokol.
  • Der Castor 2-Booster waren eine Weiterentwicklung der Castor 1 und wurde von den Versionen L, M und N genutzt. Es konnten entweder drei oder sechs Booster zur Startunterstützung eingesetzt werden. Ein Booster an sich war 7,57 m lang, hatte einen Durchmesser von 79 cm und wog voll betankt 4,47 t. Das Thiokol TX-354-5-Feststofftriebwerk lieferte einen Schub von 157 kN bei einer Brenndauer von 40 Sekunden. Als Treibstoff nutzte man den Festtreibstoff HTPB. Gebaut wurde sie von Thiokol.

Die Delta setzte auch eine Reihe von Zweitstufen ein:

  • Die Delta-Zweitstufe ähnelt noch stark der alten Able-Oberstufe der Vanguard und der Thor Able. Die wurde nur in der Thor Delta eingesetzt. Die Delta war an sich 5,36 m lang, hatte einen Durchmesser von 0,84 m und wog voll betankt 2,165 t. Gebaut wurde sie von Aerojet. Das einzelne Aerojet AJ10-118-Triebwerk lieferte einen Schub von 33,8 kN bei einer Brenndauer von 115 Sekunden. Als Treibstoff nutze man Unsymmetrisches Dimethylhydrazin (UDMH) und als Oxidator weißrauchende Salpetersäure (WFNA), ein Gemisch aus Salpetersäure, weniger als 2% Wasser und weniger als 0,5% Stickstoffdioxid.
  • Die Delta-A-Zweitstufe war ein Zwischenschritt zur Delta-D. Die Stufe war an sich 5,36 m lang, hatte einen Durchmesser von 0,84 m und wog voll betankt 2,165 t. Gebaut wurde sie von Aerojet. Das einzelne Aerojet AJ10-118-Triebwerk lieferte einen Schub von 33,8 kN bei einer Brenndauer von 115 Sekunden. Als Treibstoff nutze man UDMH, als Oxidator WFNA.
  • Die Delta-D-Zweitstufe war eine in der Leistung gesteigerte Delta-A. Man begann hier mit dem Einsatz von rot rauchender Salpetersäure (IRFNA), ein Gemisch aus 84% Salpetersäure, 13% Distickstofftetroxid und 3% Wasser. Die Stufe war 7,45 m lang, hatte einen Durchmesser von 0,84 m und wog voll betankt 2,693 t. Gebaut wurde sie von Aerojet. Das einzelne Aerojet AJ10-118D-Triebwerk lieferte einen Schub von 33,7 kN bei einer Brenndauer von 170 Sekunden. Als Treibstoff nutze man UDMH, als Oxidator IRFNA.
  • Die Delta-E-Zweitstufe war wurde vor allem in ihrem Durchmesser gesteigert, um so mehr Treibstoff mitführen zu können. Die Delta-E war 5,6 m lang, hatte einen Durchmesser von 1,4 m und wog voll betankt 5,64 t. Gebaut wurde sie von Aerojet. Das einzelne Aerojet AJ10-118E-Triebwerk lieferte einen Schub von 35,1 kN bei einer Brenndauer von 377 Sekunden. Als Treibstoff nutze man UDMH, als Oxidator IRFNA.

Schließlich nutzte man in der Delta mehrere Oberstufen:

Thor Delta ohne Nutzlastverkleidung. Deutlich sichtbar die dritte Stufe vom Typ Altair sowie die Nutzlast, Telstar
(Bild: NASA)
  • Die Altair 1A stammt noch von der Vanguard und wurde auch in der Scout genutzt. Die wurde in den Versionen Thor Delta und Delta A und B genutzt. An sich war sie 1,83 m lang, hatte einen Durchmesser von 0,46 m und wog voll betankt 238 kg. Das Allegheny Ballistics Laboratory X-248-Triebwerk lieferte für 43 Sekunden einen Schub von 13,8 kN. Als Treibstoff nutze man den Festtreibstoff HTPB. Gebaut wurde sie von Allegheny Ballistics Laboratory.
  • Die Altair 2A war eine Weiterentwicklung der Altair 1A. Sie wurde in den Versionen Delta C, D und E genutzt. An sich war sie 1,7 m lang, hatte einen Durchmesser von 0,85 m und wog voll betankt 275 kg. Das Allegheny Ballistics Laboratory X-258-Triebwerk lieferte einen Schub von 24,8 kN bei einer Brenndauer von 28 Sekunden. Als Treibstoff nutze man den Festtreibstoff HTPB. Gebaut wurde sie von Allegheny Ballistics Laboratory.
  • Die Altair 3 oder FW-4D war eine neue Oberstufe, die leistungsfähiger als die bisherige Altair war. Sie wurde in den Versionen Delta C1, E1 und L genutzt. An sich war sie 1,83 m lang, hatte einen Durchmesser von 0,51 m und wog voll betankt 300 kg. Das Thiokol Chemical FW-4D-Triebwerk lieferte einen Schub von 26,4 kN bei einer Brenndauer von 31 Sekunden. Als Treibstoff nutze man den Festtreibstoff HTPB. Gebaut wurde sie von Thiokol Chemical, dem Hersteller der Castor-Booster.
  • Die Burner 2 oder Star 37D war eine von der US Air Force adaptierte Oberstufe. Sie wurde in den Versionen Delta J und M genutzt. An sich war sie 1,32 m lang, hatte einen Durchmesser von 0,94 m und wog voll betankt 720 kg. Das Thiokol Chemical Star 37D-Triebwerk lieferte einen Schub von 42,3 kN bei einer Brenndauer von 42 Sekunden. Als Treibstoff nutze man den Festtreibstoff HTPB. Gebaut wurde sie von Thiokol Chemical, dem Hersteller der Castor-Booster.

Starts

Insgesamt starteten 88 Deltas dieser Nomenklatur zwischen 1960 und 1972, wobei es sieben Fehlstarts gab. Als Startanlagen standen der Delta zum einem in Cape Canaveral der Lauch Complex 17A/B mit zwei Rampen zur Verfügung sowie in Vandenberg der Space Launch Complex 2W/E mit zwei Rampen zur Verfügung. Die meisten Deltas starteten dabei von Cape Canaveral aus, nur 17 Stars fanden von Vandenberg aus statt. Die Delta wurde aber durch ihre Zuverlässigkeit und Flexibilität schnell ein Standartträger der NASA und startete viele Forschungssatelliten und stieß auch die Tür für den Nachrichtensatellitenmarkt mit den Starts der Intelsat-Satelliten auf.

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