Deutscher Testsatellit TET-1 startet am 22. Juli

Der erste Technologie-Erprobungs-Träger (TET-1) für das On-Orbit-Verification-Programm (OOV) des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) startet am 22. Juli 2012.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: DLR.

DLR RM-OS / ASTRO
TET-1 über der Erde – Illustration
(Bild: DLR RM-OS / ASTRO)

Ursprünglich sollte TET-1 schon im Jahre 2010 den Weltraum erreichen. Später im Verlauf des Projekts war ein Start als Sekundärnutzlast im März 2011 ins Auge gefasst worden. Wegen Problemen mit der Hauptnutzlast, zwei Erdbeobachtungssatelliten, die die Trägerrakete vom Typ Sojus-Fregat transportieren soll, dem russischen Satelliten Kanopus-V 1 sowie dem weißrussischen Satelliten BelKA-2, wurde der Start jedoch mehrfach aufgeschoben.

Schließlich sorgte Kasachstan wie bei manch anderer Raumfahrtmission zuvor für eine zusätzliche Verzögerung, weil man Russland als Nutzer des Raumfahrtzentrums Baikonur wegen Raketenteilen und Treibstoffresten, die nach dem Start auf kasachisches Staatsgelände fallen, wieder einmal das Starten untersagte. Im Juni 2012 wurde dann aber bekannt, dass Russland und die ehemalige Sowjetrepublik Kasachstan eine erneute Einigung erzielt haben, und der Start somit stattfinden könne.

Mittlerweile ist ein festes Startdatum bekannt: Am 22. Juli 2012 geht es los. Anvisiert ist ein Start um 8.42 Uhr MESZ, dann soll die Sojus-Fregat-Rakete mit einer Anzahl von Satelliten an Bord – unter ihnen eben auch TET-1 – die Rampe 31/6 im kasachischen Baikonur verlassen.

DLR / ASTRO / Kayser-Threde
TET-1
(Bild: DLR / ASTRO / Kayser-Threde)

Am 11. Juli ist TET-1 auf seinem Platz auf der Nutzlasttragstruktur der Raketenoberstufe untergebracht worden. Die Nutzlastverkleidung, die die Fregat-Oberstufe, die Nutzlasttragstruktur und die Satelliten beim Flug durch die Atmosphäre schützen wird, soll am 16. Juli geschlossen werden.

TET-1 ist eine Konstruktion der Astro- und Feinwerktechnik Adlershof GmbH (Astrofein), die ihn als Subunternehmer der Kayser-Threde GmbH assemblierte. Die Abwicklung der Mission des Satelliten obliegt dem Deutschen Raumfahrt-Kontrollzentrum (GSOC, German Space Operations Center), einer Einrichtung des DLR.

Das Missionsziel ist, so wie bei anderen Missionen im Rahmen des OOV-Programms auch, die Überprüfung von Nutzlasten während eines einjährigen Betriebs im All auf einer sonnensynchronen Erdumlaufbahn in rund 520 Kilometern Höhe über der Erdoberfläche. An Bord von TET-1 befinden sich elf zu testende Geräte und Instrumente deutscher wissenschaftlicher Institutionen und Industrieunternehmen. Darunter sind neuartige Solarzellen, Navigations-Geräte, Batterien, Weltraum-Kameras, Kommunikationsausrüstungen, Satelliten-Antriebssysteme und Computer-Komponenten.

DLR
Waldbrände bei Los Angeles im Oktober 2003 von BIRD beobachtet
(Bild: DLR )

TET-1 will man als Teil des OOV-Programms des DLR laut Plan 14 Monate lang einsetzen. Danach soll der Satellit Teil einer FIREBIRD genannten Satellitenkonstellation des DLR Forschungs- und Entwicklungszentrums zur Warnung vor Waldbränden werden. Der TET-1 IR Sensor kann so einen Beitrag zur Feueraufklärung leisten. Zu der Konstellation wird dann auch der aktuell in der Endfertigung befindliche Satellit BIROS gehören. Das Satellitenduo soll die Suche nach Waldbränden und die Beobachtung ihrer Entwicklung vom Weltraum aus erheblich verbessern.

DLR
BIRD über der Erde – Illustration
(Bild: DLR)

Die TET genannte Satellitenplattform, auf der TET-1 aufgebaut wurde, hat eine Masse von rund 70 kg. Sie kann Nutzlast bis zu einer Gesamtmasse von weiteren 50 kg aufnehmen. Die Plattform geht auf das erfolgreiche Konzept des Kleinsatelliten BIRD zurück (BIRD steht für Bi-Spectral Infra-Red Detection). Letzterer gelangte am 22. Oktober 2001 ins All.

Neben TET-1 sind für die kommenden Jahre eine Reihe von ähnlichen Missionen vorgesehen. Erste Arbeiten zu TET-2 sind im Juni 2012 aufgenommen worden.

Ein besonderer Vorteil der TET-Plattform ist das günstige Verhältnis zwischen Gesamt- und möglicher Nutzlastmasse. Außerdem zeichnet sich der TET-Bus durch eine geringe Fehleranfälligkeit innerhalb einer angenommenen zweijährigen Betriebsperiode aus, und kann an vielfältige Missionsanforderungen angepasst werden.

Astrofein hat zusätzlich zu und aufbauend auf dem TET-Bus die TET-XL-Plattform entwickelt. Der TET-XL-Bus soll bei einer Eigenmasse von rund 120 kg Nutzlasten von einer Gesamtmasse von zusätzlich bis zu 80 kg unterstützen können. Den Flug in Satellitenkonstellationen und Bahnanpassungen unterstützt beim TET-XL-Bus ein entsprechendes eigenes Antriebssystem.

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