Vom 16. bis zum 21. Mai fand dieses Jahr wieder die Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung in Berlin statt. Während der ersten drei Tage war die Ausstellung für Fachbesucher geöffnet, Privatbesucher konnten sie während der letzten drei Tage besuchen.
Autor: Ralf Mark Stockfisch und Kirsten Müller
Bericht von Ralf Mark Stockfisch:
Heute endete in Berlin die Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) und verzeichnete einen Besucherrekord. Insgesamt strömten 250.000 Menschen auf das Feldgelände der ILA, unweit vom Flughafen Schönefeld. Anfänglich nur eine Ausstellung für Flugbegeisterte, Wissenschafter und Geschäftsleute, ist die ILA heute ein Magnet für jeden Bürger, auch für Familien. Schon vor dem eigentlichen Feldgelände, auf dem die ILA stattfand, standen Menschen an den Straßen und auf kleineren Hügeln um die diversen Flugdarbietungen zu bestaunen. Diejenigen, die jedoch direkt das ILA-Gelände besuchen wollten, mussten erhebliche Strapazen auf sich nehmen, um dieses Vorhaben zu verwirklichen.
Schon am Samstag morgen meldete das Radio, dass auf der ILA keine Parkmöglichkeiten vorhanden sind und Besucher gehalten sind, mit Bussen und Bahnen anzureisen. Auch die S-Bahn nach Schönefeld war dicht mit Menschen gefüllt, doch der gesamte S-Bahnhof Schönefeld war am vergangenen Samstag derart mit Menschen überfüllt, dass vom Bahnsteig bis zum Bahnhofsausgang nur zähflüssiger Fußgängerverkehr möglich war. Der Bahnhofsvorplatz war wiederum weiträumig mit Menschen überfüllt, die dicht an dicht standen und auf einen der Busse warteten, die Sie zum ILA-Gelände bringen sollten. Der Veranstalter der ILA mietete Busse, die die Besucher auf das zehn Minuten entfernte Feldgelände außerhalb der Stadt brachten, wo sonst kein Linienverkehr hinführte.
Mit jeder S-Bahn, die in Schönefeld hielt, schien die Luft trotz des sonnig-windigen Wetters knapper zu werden. Durch die hohe Anzahl an Menschen war es nicht möglich, Reihen zu bilden, so dass diejenigen in die wenigen Busse einsteigen konnten, die am stärksten drängelten.
Zusammenfassend betrachtet, war die ILA 2006 wohl ein sehr gutes Geschäft. Nicht nur für die Aussteller und die Fachbesucher sondern besonders für die Veranstalter, die tausende Menschen dazu animierten 21,- EUR für’s Anstehen zu bezahlen und durch anonyme Massenabfertigung mit erheblichen Einsparungen an allen Ecken und Enden, wohl erheblich Gewinn gemacht zu haben. Für den einzelnen Bürger und die Familien war dies nicht nur ein teurer Spaß, sondern auch Stress pur und das mit erheblichen körperlichen und geistigen Anstrengungen, so dass ein Besuch der ILA – diplomatisch ausgedrückt – nicht zu empfehlen ist. Doch dies war für einen Besuch auf der großen internationalen Ausstellung noch erträglich. Schlimm muss es für die (Zwangs-)Busteilnehmer gewesen sein, bis zu einer Stunde im Stau gestanden zu haben. Auf dem Weg zum ILA-Gelände schien eine Gemeinde eine für einige Bewohner einer Siedlung eingerichtete Ampel für derart wichtig zu halten, so dass die Busse samt Insassen bei heiterem Sonnenschein ohne Klimaanlage und intimer Atmosphäre diese Prioritätensetzung spürbar nachvollziehen konnten. Die Brandenburger Polizei hatte am Nachmittag zumindest die Idee, die Busse mit Blaulicht durch den Stau zu begleiten. Wer auf der ILA nun endlich angekommen war, durfte sich an die etlichen Schlangen des Ticketverkaufs anstellen, an der mindestens dreimal so viele Menschen wie vorher am S-Bahnhof standen. Wer sich etwas Proviant und Getränke mitgenommen hatte, schien die Wartezeit doch ein wenig besser durchzustehen. Nach dem Ticketkauf drängte man sich zunächst 300 Meter weiter zur nächsten Menschenansammlung vor dem Einlass. Auch dort durfte man sich wieder anstellen. Die Hundebesitzer haben sich sicher gefreut, denn wer erst dort war, stellte fest, dass Hunde auf dem Feldgelände leider nicht erwünscht sind. Übrigens: Umtausch und Erstattung der Karten ist ausgeschlossen. Wer nun denn die 21 Euro bezahlt hatte, die Kontrolle auf Bomben, Waffen und Ähnliches hinter sich hatte, konnte nun endlich die ILA betreten.
Obwohl das Gelände sehr groß und weiträumig ist, war der Verkehr nur sehr zähflüssig möglich. Das Gelände war „bis zum Erbrechen voll mit Menschen, die alle in irgendwelche Richtungen umher irrten“, so ein Besucher. Die ausgestellten Flugzeuge waren weiträumig abgesperrt und konnten durch die Besucher angeschaut werden. Einige kleinere Flugzeuge konnten sogar von innen besehen werden, doch nur, wenn man sich an den extrem langen Schlangen anstellte und akzeptierte, dass man den anderen nicht an der Schlange anstehenden Menschen im Weg steht. Dies sollte jedoch kein Problem gewesen sein, da man doch das Anstehen bisher erfolgreich geprobt hatte. Wer sich wunderte, dass die Schlangen auch nach Stunden nicht kürzer wurden, hatte nicht beachtet, dass die Besichtigung lediglich von zwei bis drei Personen im Zehn-Minutentakt möglich war und so die „Abarbeitung“ der Schlange ein wenig Zeit mit sich brachte, welche die Gäste nach Ansicht des Veranstalters sicher mitgebracht hatten.
Auch wer in die Raumfahrtaustellung wollte, durfte sich erstmal längere Zeit anstellen und sich vertieft Gedanken darüber machen, ob es sich dabei nicht um eine Art religiöse Geduldsprobe handeln könnte. Auf der Suche nach fachkundigen Mitarbeitern für seine Fragen wurde man stets abgewiesen, ausgelacht oder woanders hingeschickt. Zu beobachten war sogar, wie der Mitarbeiter des Verkehrsdienstes eine Gruppe über Lautsprecheransagen über seine Wichtigkeit aufklärte und ihnen klar machte, dass sie doch bitte zum Teufel gehen sollen. Wer dann immer noch nicht die Nase voll hatte und etwas Essen wollte, konnte sich gleich noch mal in Geduld erproben und an einige der wenigen Imbisse anstellen, deren Preis-Leistungs-Verhältnis, wohl im Zuge zunehmenden Größenwahns, gelinde gesagt als mangelhaft zu bezeichnen ist. Schließlich war auch der Weg zurück ein Akt, der die letzten Kraftreserven erforderte. Von der Bushaltestelle, wo der Bus, der vom S-Bahnhof Schönefeld ankam und die Besucher herausgelassen hat, fuhr kein Bus zurück in dieselbe Richtung sondern nur nach Tempelhof, Tegel oder Kiekebusch. Anfragen an die Security, den Verkehrsdienst oder die Busfahrer selber, wo denn der Bus nach Schönefeld fährt, konnten nicht beantwortet werden. Nach längerem Herumfragen konnte jedoch festgestellt werden, dass man ca. 20 Minuten zu Fuß um das ILA-Gelände herumlaufen musste und so zum Bus nach Schönefeld gelangen würde. Wer dort angekommen war, hatte es endlich geschafft. Nur noch einmal anstellen und dann „in den Viehtransport“, sagte ein Rentner.
Bericht von Raumfahrer.net Korrespontin Kirsten Müller:
Halle 9 war komplett der Raumfahrt gewidmet. In ihrem gemeinsamen Space Pavillon haben die DLR, die ESA und verschiedene Unternehmen der deutschen Raumfahrtindustrie einige neue Projekte präsentiert. Neben einem original großen Modell des in Bremen gebauten Ariane 5-Triebwerkes ESC-A (Etage Superieur Cryogenic A) waren Videopräsentationen von der Auslieferung des Columbus-Moduls in Bremen sowie von Thomas Reiters Vorbereitung auf seinen anstehenden Langzeitaufenthalt auf der Internationalen Raumstation (ISS) zu sehen. Als live vor Ort anwesende Astronauten und Kosmonauten waren im Laufe der 6 Tage Valery Ryumin (RUS), Ulf Merbold, Ernst Messerschmid, Reinhold Ewald, Frank de Winne (alle ESA) und Timothy Creamer (NASA) anwesend.
Ebenfalls in Halle 9 vertreten waren verschiedene andere internationale Firmen der Raumfahrtindustrie sowie die Raumfahrtagentur der Ukraine. Offizielles Partnerland der diesjährigen ILA war Russland, das in einer eigenen Halle veschiedene Stände hatte. So hat die russische Raumfahrtagentur Roskosmos in Zusammenarbeit mit der kommerziellen Lavochkin Association ihr Luna-Glob-Mondsondenprojekt, ihr Phobos Sample Return-Projekt und zukünftige unbemannte Mars- und Venus-Landeprojekte vorgestellt. Darüber hinaus arbeitet diese Kooperation an einem Soyuz-Startplatz im europäischen Raumfahrtzentrum Kourou, Französisch-Guayana.
Es war auch geplant, ein Modell des russischen Raumgleiters Kliper im Maßstab 1:1 auszustellen. Allerdings war nur eines im Massstab 1:10 zu sehen.
Die DGLR – in Zusammenarbeit mit verschiedenen Raumfahrt-Hobbyprojekten – , das Institut für Raumfahrtsysteme Stuttgart und die permanente Raumfahrtausstellung in Peenemünde präsentierten sich in einer der anderen Ausstellungshallen mit ihren Ständen.
Insgesamt war auf der diesjährigen ILA leider nicht sehr viel Neues auf dem Gebiet der Raumfahrt zu sehen, man konnte aber einen guten Eindruck bekommen, was momentan europa- und weltweit passiert. Die nächste ILA in Berlin findet vom 27. Mai bis zum 1. Juni 2008 statt.
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