(Achtung, Aprilscherz) Ein Beitrag von Andreas Weise.
Quelle: Bild, Recherche 1. April 2023.
Der Mond ist immer für eine Überraschung gut. Zumindest, wenn es um die Erschließung und Kolonialisierung geht.
Bislang galt die BILD-Zeitung nicht gerade als Quell seriöser Betrachtung strategisch-technischer Entwicklungen. Trotzdem kam sie jetzt mit einer Schlagzeile auf der Titelseite heraus, die aufhorchen ließ. In dem Beitrag geht es um nichts geringeres, als die Besiedelung des Mondes – also deren Kolonialisierung.
Spricht man über Projekte zur Kolonialisierung des Weltraums, so meint man meistens den Mars und die hochgeschossenen Pläne von SpaceX-Chef Elon Musk. Diese kommen aber im Moment nicht aus den Startlöchern und es ist auch nicht abzusehen, wann der große Run los geht. Starship steht zwar in den Startlöchern, fliegt aber noch nicht so richtig. Weiterer Zeitplan: Ungewiss!
Zeitgleich wird in Europa auf einem ganz anderen Gebiet gerade händeringend nach Rohstoffen gesucht. Durch den Klimawandel aufgeschreckt ist ein Boom für erneuerbare Energien ausgebrochen. Problem nur, das der Bedarf, zum Beispiel an Solarpanelen zur ökologischen Stromerzeugung aus Mangel an Rohstoffen gerade nicht gedeckt werden kann. Und hier kommt der Mond ins Spiel. Siliziumhaltiges Regolith, also blanker Mondstaub rückt in den Fokus der Begehrlichkeiten. Und je schneller und höher die Materialpreise auf der Erde steigen um so ökonomisch reizvoller wird die materielle Ausbeutung des Mondes.
Unter diesem Hintergrund ist die Ankündigung der ESA, eine Kolonie in Form einer dörflichen Gesellschaft auf dem Mond zu bauen ein logischer Schritt. Schaut man sich die Aktivitäten und Planungen der ESA genauer an so glaubt man aus den vielen Einzelteilen plötzlich ein Gesamtbild eines sehr feinkörnigen Mosaiks zu entdecken.
Da wird zum einen in Köln am ESA-Standort eine riesige Mond-Simulationsanlage gebaut.
Kein Geringerer als ESA-Astronaut Matthias Maurer ist hier federführend beteiligt. Maurer ist von Hause aus Materialwissenschaftler und für diese Arbeit geradezu prädestiniert.
Doch während im ESA-Zentrum Köln alles wie auf dem Präsentierteller der Öffentlichkeit gezeigt wird und das Objekt LUNA allmählich Gestalt annimmt, wird im fernen Mecklenburg-Vorpommern der eigentliche Haupt-Coup des Unternehmens „Mond“ vorbereitet. Die Kolonialisierung mit Menschen. Auf dem Gelände des Flughafen Rostock-Laage wurde zunächst das Flughafenterminal in eine Mondlandschaft verwandelt.
Parallel dazu sollen Arbeiten laufen, die darauf abzielen, in die auf der Freifläche des Flughafens stehenden Shelter die ersten Mondbewohner „zur Probe“ einziehen zu lassen. Die Shelter stammen noch aus DDR-Zeiten und dienten den Luftstreitkräften zur Unterbringung von Jagdflugzeugen Su-22. Die Grundkonstruktion entspricht im Grunde dem, was auch auf dem Mond mit dortigen Materialien gebaut werden soll. Eine Hohlraumkonstruktion aus Beton-Teilen im 3D-Druckverfahren wird aufgebaut und dann mit Erde, bzw. Mondgestein abgedeckt um gegen die äußeren Einflüsse, hier Strahlung, zu schützen.
Nach unbestätigten Berichten (das stand nicht in der BILD) wurden die ersten Kolonisten bereits rekrutiert. Interessanter Weise orientierte man sich angeblich beim Auswahlverfahren nicht an den üblichen Kriterien von ESA, NASA und anderen. Da die Zeit drängt und die technologischen Voraussetzungen noch nicht allzu weit entwickelt sind, griff man vermutlich auf ein Konzept der NASA aus den frühen 60er Jahren zurück. Den One-Way-Space-Man aus dem Jahre 1962. Dieses Konzept lief unter dem Namen PILGRIM-PROJECT und sah vor, Astronauten vor der Sowjetunion auf den Mond zu bringen. Kleiner Schönheitsfehler: Es gab zu diesem Zeitpunkt keine Rückkehrmöglichkeit und die Astronauten hätten so lange ausharren müssen, bis die technischen Möglichkeiten zur glücklichen Heimkehr gegeben wären.
Genau darauf könnte das ESA-Konzept aufbauen. Und Kandidaten für so einen Job im Außenposten ohne konkrete Rückfluggelegenheit gibt es bestimmt ausreichend. Die Meisten könnten sich aus dem schon fast vergessenen Projekt Mars-One rekrutieren.
Der Autor hatte vor Jahren selber einmal die Gelegenheit, mit einem Mars-One-Kandidaten zu sprechen. Die meisten Kandidaten hatten Berufe, die so eher nicht zu erwarten gewesen wären. Es waren Fleischer, Bäcker, Handwerker – eben alles Berufe, die man für eine funktionierende Dorfgemeinschaft braucht. Genau richtig für das Dorf auf dem Mond. Im Gegensatz zum Marsprojekt geht man aber bei der Mondbesiedelung davon aus, den Kolonisatoren eine Rückkehr zu ermöglichen.
Doch zunächst wird das Zusammenspiel aller menschlichen und technischen Komponenten trainiert. Basis dazu bieten auch die Ergebnisse der Isolation-Simulation Mars500 von 2011 und des etwas unbekannteren Jahres-Isolationsexperiments von 1967 in der Sowjetunion.
Mit ersten Ergebnissen und Berichten zum Mond-Kolonisation-Isolation-Experiment in Laage ist Ende des Jahres 2023 zu rechnen. Spätestens zu den Raumfahrttagen in Neubrandenburg wird dem fachkundigen Publikum hoffentlich mehr Informationen geboten.
Man darf gespannt sein, wie schnell das Projekt wirklich voran kommt.
Quellen:
https://www.mdr.de/wissen/luna-mond-trainingsanlage-koeln-100.html
https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Rostock-Laage-Mondlandschaft-im-Flughafen-Terminal,flughafen2702.html
https://www.wired.com/2012/04/one-way-space-man-1962/
https://www.spiegel.de/wissenschaft/neue-heimat-auf-dem-mars-a-391b955c-0002-0001-0000-000128743759
https://www.youtube.com/watch?v=nM_fmLxzqhQ
https://www.youtube.com/watch?v=GFX0gnHFCco
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Update 2. April 2023:
Da war am ersten April die Phantasie unseres Autors völlig durchgegangen… .
Vermutlich hatte er von vielen realen Dingen geträumt und alles miteinander vermischt und durcheinander gebracht.
Doch ein bisschen Wahrheit ist dabei …
Die Bildzeitung mit der Schlagzeile „Deutscher ESA-Chef plant Dorf auf dem Mind“ ist vom 6. Juni 2015 und bezieht sich auf Prof. Jan Wörner.
Das Mond-Trainigszentrum der ESA in Köln gibt es.
Ebenso gibt es das Simulations-Mond-Feld im Flughafen Rostock Laage.
Die Geschichte mit den Sheltern ist Unfug.
Die Idee vom One-Way-Space-Man hat es wirklich gegeben. Sie wurde aber recht früh verworfen. Das ganze wurde dann später in einem Roman „The Pilgrim Projekt“ nieder geschrieben. Dieser wurde 1967 verfilmt unter dem Titel „Countdown“.
Mars-One gab es und wurde auch hier in der RaumCon besprochen. Das Projekt selber ist gestorben. Der Autor hatte tatsächlich einmal einen Kandidaten in Chemnitz getroffen.
Mars500 war ein sehr ernst zu nehmendes Langzeit-Isolations-Experiment. Hier wurde ein kompletter Mars-Flug incl. Landung simuliert. Bei RaumCon wurde auch darüber diskutiert.
Das Ein-Jahres-Isolations-Experiment fand 1967 in der Sowjetunion statt. Drei Probanten wurden in einer kleinen Kammer für ein Jahr eingesperrt. Ein bislang einmaliges Experiment. Die Dokumentation auf youtube ist verlinkt. Irgendwo gibt es den Beitrag auch in Deutsch.
… Und auf die Raumfahrttage in Neubrandenburg im Herbst freut sich der Autor schon.
Die Schlussfolgerungen, Mutmaßungen, alles Andere und der ganze Rest … sind April, April.
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