Drei staub(ige) Schönheiten

Drei neue Aufnahmen der FORS-Kameras der VLT-Teleskope zeigen, wie Staub durch seine Lichtabsorption wunderschöne Strukturen erzeugt und außerdem auf Sternentstehungsgebiete hinweist.

Ein Beitrag von michaelaye. Quelle: ESO.

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Bild der Balken-Spiralgalaxie NGC 613, aufgenommen mit den VLT Teleskopen Melipal und Yepun am 16.-18. Dezember 2001. Dieses Bild ist durch Überlagerung mehrerer Aufnahmen in 3 verschiedenen optischen Wellenlängenbereichen gemacht worden.
Man beachte die vielen Spiralarme und die deutlichen Staubbänder.
Norden ist oben, Osten links.
(Quelle: ESO)

Vor nicht allzu langer Zeit, jedenfalls im astronomischen Sinne, war die wahre Natur sogenannter Spiralnebel, also spiral-förmiger, diffus erscheinender Objekte, die mit Teleskopen im Himmel beobachtet worden waren, nicht bekannt. Die fast hundert Jahre lang diskutierte Frage, ob denn diese Objekte weit weg oder nahebei wären, wurde letztendlich 1924 gelöst, als der berühmte amerikanische Astronom Edwin Hubbleschlüssige Hinweise darauf fand, dass sich diese nebeligen Spiralen außerhalb unserer eigenen Galaxie befinden und außerdem sie selbst so genannte Insel Universen sind. 

Die resultierenden Farbbilder wurden hergestellt, indem mehrere CCD-Bilder des FORS-Instruments (FOcal Reducer/low dispersion Spectograph) miteinander kombiniert wurden. Sie wurden im blauen, grünen und roten Wellenbereich mit einer Beobachtungszeit von bis zu 300 Sekunden an den VLT-Teleskopen Melipal (Sprache der chilenischen Mapuche-Indianer, zu Deutsch: Kreuz des Südens) mit FORS1 und Yepun (zu Deutsch: Sirius) mit FORS2 aufgenommen.

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Bild der Starburst Galaxie NGC 1792. Man beachte die große Anzahl an Hintergrundgalaxien in diesem Himmelsfeld.
Norden ist oben, Osten links.
(Quelle: ESO)

Die drei Galaxien mit ihren Katalognamen NGC (New General Catalogue) 613, NGC 1792 und NGC 3627 (gleichzeitig auch Nummer 66 im bekannten Messier-Katalog) werden duch ihre starke Infrarot-Ausstrahlung und gleichzeitig vorhandener Radiostrahlung charakterisiert, ein Indiz für starke Sternentstehungs-Aktivität innerhalb der Galaxie. Tatsächlich zeigen auch alle Bilder deutliche Staubvorkommen und andere Charakteristiken, die jungen Sternen und ihrer Umgebung zugeschrieben werden, zusammen genommen klare Zeichen intensiver Sternentstehung.
NGC 613
NGC 613 ist eine Balken-Spiralgalaxie in dem südlichen Sternbild Sculptor (Bildhauer). Sie ist zum Betrachter um 32 Grad geneigt und hat, im Gegensatz zu den meisten anderen Balkengalaxien, viele Spiralarme, die der Galaxie ein kraken-ähnliches Aussehen verleihen.

Entlang des großen Balkens kann man deutlich große Staubgebiete entdecken. In diesen Regionen an den Enden und in den Kernregionen des Balkens ist intensive Sternentstehung am Operieren. Das Gas im Zentrum zusammen mit den Radioeigenschaften indizieren die Präsenz eines massiven Schwarzen Lochs im Zentrum von NGC 613.

NGC 1792
NGC 1792 befindet sich in dem südlichen Sternbild Columba (Taube), fast an der Grenze zum Sternbild Caelum (Grabstichel), und ist eine so genannte Starburst Spiralgalaxie, d.h. ein großer oder sogar der größte Teil ihrer Leuchtkraft wird durch Sternentstehungsgebiete erzeugt (es gibt leicht variierende Definitionen).

Ihre optische Erscheinung ist ziemlich chaotisch wegen der bruchstückhaften Verteilung von Staub in der Scheibe der Galaxie. Sie hat eine große Menge an neutralem Wasserstoffgas – Treibstoff für die Entstehung von neuen Sternen – und damit bildet sie tatsächlich auch mit hoher Rate neue Sterne.

Die Galaxie lässt sich mittels ihrer unüblich hohen Leuchtkraft im Fern-Infrarotbereich charakterisieren. Diese wird von Staub abgegeben, der vorher durch die Hitzestrahlung von in dem Staub eingebetteten jungen Sternen aufgeheizt wurde.

M 66 (NGC 3627)

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Bild der Spiralgalaxie M66 (NGC3627).
Norden ist oben links, Westen oben rechts.
(Quelle: ESO)

Die dritte Galaxie NGC 3627 ist unter der Bezeichnung M (oder Messier) 66 auch als 66. Objekt im berühmten Nebel-Katalog des französischen Astronomen Charles Messier (1730-1817) verzeichnet. Sie befindet sich im Sternbild des Löwen.

M66 ist eine wunderschöne Spirale mit einem stark entwickelten zentralen Balken. Sie zeigt außerdem sehr deutliche Staubgebiete. Über die ganze Scheibe verteilt lassen sich auch viele Gebiete mit warmem Wasserstoffgas entdecken.

Diese Regionen werden durch Strahlung von Haufen aus neugeborenen Sternen ionisiert, d.h. der Wasserstoff verliert sein eingebautes Elektron. Damit werden auch in NGC 3627 hochaktive Sternentstehungsgebiete vermutet.
Diese Galaxie formt außerdem noch zusammen mit ihren Nachbarn M 65 und NGC 3628 das so genannte Löwen-Triplet, dass sich in einer Entfernung von 35 Millionen Lichtjahren befindet.

M 66 ist die größte der drei Galaxien und ihre Spiralarme erscheinen verzerrt und aus der Hauptebene der Galaxie heraus verschoben. Diese asymmetrische Erscheinung wird höchstwahrscheinlich durch Schwerkraft-Wechselwirkungen mit ihren Nachbarn verursacht.

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