Nach einigen Verzögerungen hob die Falcon 1 beim zweiten Versuch ab. 5 Minuten nach dem Start verlor man jedoch den Kontakt zur Oberstufe der Rakete.
Ein Beitrag von Maria Steinrück und Axel Orth. Quelle: Spaceflight Now.
Der Start der Falcon 1 war nach dem gestrigen Startabbruch für 0:00 Mitteleuropäische Zeit (MEZ) geplant gewesen. Der Himmel über dem Kwajalein-Atoll zeigte sich bewölkt, aber ansonsten waren die Bedingungen akzeptabel. Wegen eines Kommunikationsproblems, das bald beseitigt werden konnte, musste der Start jedoch zunächst auf 1:05 MEZ verschoben werden.
Dieser Countdown verlief ohne weitere Probleme. Pünktlich um 1:05 Uhr zündete das Triebwerk – doch es schaltete sich sofort wieder aus, die Rakete blieb auf der Startrampe stehen.
Die Ursache dafür stellte sich rasch heraus: Der Druck in der Brennkammer des Triebwerks war um 0,2 Prozent zu niedrig gewesen. Die Techniker vermuteten, dass dies an der Temperatur des Treibstoffes Kerosin lag.Um das Problem zu beheben, wurde beschlossen, den Tank teilweise zu entleeren und dann wieder aufzufüllen.
Der nächste Startversuch sollte nur eine Stunde später, um 2:10 Uhr MEZ, erfolgen. Diesmal schien zunächst alles zu klappen. Das Triebwerk zündete rechtzeitig, die Rakete hob ab. Der Live-Videostream von SpaceX zeigte beeindruckende Bilder. Auch im weiteren Flugverlauf brannte das Triebwerk der ersten Stufe, genannt Merlin, stabil.
Zwei Minuten und 50 Sekunden nach dem Start wurde es abgeschaltet und die erste Stufe wurde abgetrennt. Nur Sekunden später zündete das Kestrel-Triebwerk der zweiten Stufe. Die ausgebrannte Stufe fiel derweil an einem Fallschirm zurück zur Erde, um von einem Schiff geborgen und später wieder verwendet zu werden.
Etwas mehr als 20 Sekunden nach Zündung der zweiten Stufe wurde auch die Nutzlastverkleidung abgetrennt. Die Rakete flog weiter. Vier Minuten und 20 Sekunden nach dem Start hatte sie bereits eine Höhe von 161 Kilometern erreicht. Doch 50 Sekunden später sah es gar nicht mehr so gut aus: Die Rakete führte zunächst schwache, dann deutliche Schlingerbewegungen aus, dann riss die Übermittlung der Telemetriedaten schlagartig ab, ebenso der Livestream von SpaceX. Insgesamt hätte der Flug um die 10 Minuten dauern und in einem elliptischen Orbit zwischen 330 und 685 Kilometer Höhe enden sollen.
Obwohl die Rakete nicht ihren Zielorbit erreichte, knallten bei SpaceX die Korken. Bei einer Pressekonferenz nahm Firmengründer Elon Musk mit emotionalen Worten Stellung: „Das war heute ein nervenaufreibender Tag, um es milde auszudrücken… Das Raketengeschäft ist definitiv keine stressarme Branche, das ist mal sicher.“ Er sagte, da die Rakete 90 Prozent der technischen Herausforderungen, insbesondere die kritische Phase der ersten Stufe, einwandfrei bewältigt habe, sei es fair, von einem Erfolg zu sprechen. Wenn es ein Satellitenstart gewesen wäre, wäre es klar ein Misserfolg, aber es war eben nur ein Teststart. Als Ursache des vorzeitigen Abbruchs gab er an, dass eine „Anomalie“ in der Lageregelung aufgetreten sei, aufgrund derer sich der Raketenmotor der zweiten Stufe abgeschaltet hat.
Über den Verbleib der Rakete wisse man noch nichts Genaueres. Es sei aber wahrscheinlich, dass sie nach Erreichen einer Höhe von 300 Kilometern in die Erdatmosphäre zurück gestürzt sei, noch bevor sie einen vollen Erdorbit vollendet habe. Dennoch sei kein weiterer Teststart mehr nötig; mit dem nächsten Start einer Falcon-1 könne sofort der militärische TacSat-Satellit in einen Orbit geschossen werden. Das Problem mit der Lageregelung schilderte er als beherrschbar und nannte bereits zwei in Frage kommende Systeme. Genaueres könne man erst nach eingehender Analyse der Telemetriedaten sagen.
Insgesamt war er aber sehr zufrieden, wörtlich: „I would characterize this as a very good day for SpaceX“. Es ist der Firma zu gönnen, die auch schon schlechtere Tage erlebt hat. Ihr Ziel ist es, mit Raketen, deren Entwicklung rein privat finanziert wurde, Lasten und Menschen in den Orbit zu bringen und damit bedeutende Beiträge für die kommerzielle Raumfahrt zu leisten, deren Anfänge wir derzeit erleben.