Falcon 9 im wesentlichen erfolgreich

Am 4. Juni, gegen 20:45 Uhr MESZ startete der Jungfernflug der neuen Trägerrakete Falcon 9 der Space Exploration Technologies Corporation (SpaceX) innerhalb des geplanten Zeitfensters und Oberstufe sowie Nutzlast gelangten in einen 243-mal-274-Kilometer-Orbit. (Newsimage: SpaceX)

Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: SpaceX, Spaceflight Now, Raumcon.

Die Bahnneigung liegt wie geplant bei 34,5 Grad. Damit wurden die wesentlichen Zielstellungen des Erstfluges erreicht: Zweitstufe und Dragon-Demonstrationseinheit sind in eine Erdumlaufbahn gelangt, alle Triebwerke funktionierten über die gesamte geplante Brenndauer.

Probleme vor dem Start gab es zunächst mit dem Wetter, danach mit einem zu schwachen Antennensignal für das Flugabbruchsystem vonseiten der Air-Force-Mannschaft, des Weiteren mit mehreren Booten, die in der gesperrten Zone unterwegs waren und schließlich mit einem wohl zu restriktiv eingestellten Startparameter. Dieser wurde überschritten, worauf die Rakete unmittelbar nach der Zündung der Triebwerke der ersten Stufe in einen Sicherheitsmodus ging und die Treibstoffzufuhr abschaltete.

Relativ unbeeindruckt davon nahm man wenig später den Countdown bei T-15 Minuten wieder auf und war damit erfolgreich. Beobachtern zufolge erfolgte der Start einige Sekunden vor dem eigentlichen Startzeitpunkt, die Rakete drehte sich unmittelbar nach dem Start, noch im Startturmbereich. Die Antriebsphase der ersten Stufe verlief des Weiteren ruhig und kraftvoll, Abstoßen der ersten Stufe nach 2:56 min und Zündung der zweiten, 3 Sekunden später, verliefen ohne Auffälligkeiten. Die zweite Stufe geriet kurz nach ihrer Zündung in „etwas mehr Rotation als erwartet“ laut Elon Musk, CEO und CTO von SpaceX. Offenbar kam auch die Erststufe nicht wie gewünscht in einem Stück zurück auf die Erde, respektive ins Wasser. Geplant war eigentlich die zumindest teilweise Wiederverwendung.

Alles in allem erscheinen die Probleme aber kurzfristig lösbar zu sein. Musk gab auf einer Pressekonferenz bereits bekannt, dass man weitere Startaufträge in Aussicht habe, die Belegschaft von SpaceX in diesem Jahr noch auf über 1.200, im nächsten Jahr möglicherweise auf 1.800 ansteigen, die bemannte Dragon-9-Kapsel nicht wassern sondern weich auf festem Boden landen soll und man der NASA eine Schwerlastrakete anbieten wolle.

Der gelungene Jungfernflug der Falcon 9 hat politisch eine gewisse Bedeutung. Nach der Einstellung der Space-Shuttle-Flüge – voraussichtlich in diesem Jahr – verfügen die USA über kein eigenes Raumschiff mehr, mit dem sich Astronauten oder Fracht zur Internationalen Raumstation und zurück auf die Erde befördern lassen. Die NASA ist also auf Jahre hinaus von anderen Anbietern, vor allem Russland, abhängig. US-Präsident Obama möchte diese Situation ändern, indem er private Anbieter unterstützt, in kurzer Zeit einen preiswerten aber ebenso sicheren Zugang für Menschen und Material zum niedrigen Erdorbit zu schaffen. Viele Raumfahrtexperten bezweifeln allerdings die Machbarkeit. Sicherheit für Astronauten, sei nicht zum „Billigtarif“ machbar.

Während etablierte Firmen wie Boeing oder Lockheed Martin noch zögern oder finanzielle Verluste beklagen, handeln kleinere Firmen, allen voran SpaceX. Der gelungene Start der Falcon 9, die etwa 9,5 Tonnen in eine niedrige Erdumlaufbahn und bis zu 6 Tonnen Nutzlast zur Internationalen Raumstation bringen können soll, ist ein deutliches Zeichen, auch für die US-amerikanische Öffentlichkeit.

Raumcon:

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