Finanzspritze für die russische Raumfahrt

Im kommenden Jahr sollen zusätzliche 100 Millionen Dollar wenigstens die fundamentalen russischen Raumfahrt-Projekte am Laufen halten – hierzu zählt auch die ISS

Ein Beitrag von Felix Korsch. Quelle: Spacedaily.com/Interfax/AP.

Das Budget der russischen Raumfahrt soll im kommenden Jahr um rund drei Milliarden Rubel, umgerechnet 100 Millionen US-Dollar, aufgestockt werden. Dies verkündete heute der Chef der Raumfahrtbehörde Rosaviakosmos im Rahmen der Airshow MAKS ‘2003 in Zhukowski bei Moskau. “Dies wird es uns ermöglichen, unsere Hauptprojekte fortzuführen”, sagte Koptew gegenüber Pressevertretern. Die zusätzlichen Gelder sollen dabei vor allem den internationalen Verpflichtungen Russlands zu Gute kommen: “Wir werden dadurch in der Lage sein, die Internationale Raumstation aktiv weiterzuentwickeln”, so Koptew weiter. Die ISS steuert seit dem Stopp aller Flüge des US-amerikanischen Space Shuttles in Folge der Columbia-Katastrophe vom 1. Februar dieses Jahres auf einen akuten Versorgungsengpass zu. Mit dem russischen System allein lassen sich die nötigen Tranporte von Nahrungsmitteln, Wasser und Treibstoffen zur ISS nicht bewältigen. Hinzu kommen lang bestehende finanzielle Hürden auf russischer Seite.

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Juri Koptew, Chef der russischen Raumfahrt-Behörde Rosaviakosmos , hier bei einer Presse-Konferenz (Archiv).
(Bild: AP)

Eben dieses Problem erhofft man durch die zusätzlichen Gelder lösen zu können. “Wir werden es hauptsächlich für die Lösung der Tranportprobleme und die Lebenserhaltungs-Systeme aufwenden, aber einiges wird auch zum Ausbau des russischen Segments der ISS übrigbleiben”, zitiert Interfax den Chef der russischen Weltraumbehörde. Zusätzlich hofft man, auch unbemannte Projekte fördern zu können. Hierzu zählen vor allem Kommunikations- und Wissenschafts-Satelliten. Derzeit operieren rund 100 russische Satelliten aktiv in einer Erdumlaufbahn, 60 davon sind militärischer Natur. Noch vor wenigen Jahren und erst recht zu Sowjetzeiten lag deren Zahl wesentlich höher. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion ist das russische Raumfahrtprogramm chronisch unterfinanziert.

Zu ernsten Schwierigkeiten führte diese Lage allerdings erst in der vergangenen Zeit. Aus Mangel an Tranportkapazität musste so zum Beispiel die Größe der Stammbesatzungen auf der ISS auf zwei Personen begrenzt werden. Ausgelegt ist die Internationale Raumstation jedoch für sieben permanent arbeitende Raumfahrer. Zwar wäre es technisch kein Problem, den Ausfall des Shuttles durch mehr Starts der Sojus-Raumschiffe und der unbemannten Progress-Transporter zu kompensieren; allerdings ist man finanziell hierzu nicht in der Lage. Konkrete Zahlungen aus den USA, um die mehrfach gebeten wurde, blieben auf Grund diverser Rüstungssanktionen ebenfalls aus. Die nun zur Verfügung gestellte zusätzliche Summe, welche in den folgenden Wochen noch durch die Duma formell beschlossen werden soll, wird zumindest im kommenden Jahr den ständigen bemannten Betrieb der ISS sicherstellen. Wann die Amerikaner wieder ihren Verpflichtungen durch Shuttle-Missionen werden nachkommen können ist allerdings unklar. Die verbliebene Orbiterflotte der NASA soll noch mindestens bis zum April gegroundet bleiben.

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