Forschung auf der ISS im Fokus

Die Wartung der Station, die Vorbereitung auf die Rückkehr von Sojus-TMA 18 zur Erde, eine Forcierung der Forschungstätigkeiten und ein Problem im Columbus-Modul bestimmten den Ablauf der letzten Tage in der Internationalen Raumstation.

Ein Beitrag von Ralf Möllenbeck. Quelle: NASA, Raumfahrer.net. Vertont von Peter Rittinger.

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Fjodor Jurtschichin arbeitet mit einer hochauflösenden Kamera (HDV) im Swesda-Modul
(Bild: NASA)

Das stillgelegte Laufband TVIS im russischen Swesda-Modul konnte Anfang dieser Woche wieder in Betrieb genommen werden. Grund der Stilllegung waren ungewöhnliche Geräusche bei der Benutzung von TVIS, welche von einer losen Schraube verursacht wurden. Nach eingehender Prüfung der Bauteile auf Folgeschäden konnte das Laufband zum Training freigegeben werden. Zuvor fand allerdings noch die turnusmäßige Wartung des Trainingsgerätes statt. Alle Fitnessgeräte auf der Station dienen dazu, bei den sechs Besatzungsmitgliedern die Folgen des langen Aufenthaltes in der Schwerelosigkeit zu minimieren.

Am 24. September werden Kommandant Alexander Skworzow, Michail Kornijenko und Tracy Caldwell-Dyson mit ihrem Raumschiff Sojus-TMA 18 zur Erde zurückkehren. Vorbereitend darauf begann die Besatzung der Sojus mit dem Verladen der Fracht für ihre Rückreise. Weiter wurde das Iridium-Satellitentelefon geladen und verstaut, um bei einer Landung außerhalb des geplanten Bereiches eine Kontaktaufnahme mit den Bergungsmannschaften zu ermöglichen. Sojus-TMA 18 befindet sich am Docking- und Schleusenmodul Poisk (MRM 2).

Nach der Wiederinbetriebnahme des zweiten Kühlkreislaufes A konnten Experimente und Forschungsaufgaben in vollem Umfang anlaufen. Kommandant Alexander Skworzow widmete sich dem russischen Experiment SEINER, bei dem er die Ozeane der Erde fotografiert und damit den Experten auf der Erde die Möglichkeit gibt, den aktuellen Zustand, aber auch Veränderungen, in den Weltmeeren zu erkennen. Ein weiteres russisches Erdbeobachtungs-Programm nennte sich URAGAN. Es werden dabei die Auswirkungen von natürlichen oder von Menschen verursachten Katastrophen beobachtet. Daher wurde in dieser Woche ein Hauptaugenmerk auf den Verlauf des Hurrikans Earl gelegt, etliche Fotoreihen angefertigt und zur Erde gesandt.

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Tracy Caldwell-Dyson arbeitet mit BISE im Destiny-Labor
(Bild: NASA)

Weitere russische Experimente waren PNEUMOCARD und PILOT-M. Ersteres untersucht die Vorhersage der physischen Reaktionen von Raumfahrern bei der Rückkehr zur Erde. Kommandant Alexander Skwortsow widmete einen Teil seiner Zeit dieser Forschungsreihe. Fjodor Jurtschichin und Michail Kornijenko führten gemeinsam das russischen Experiment PILOT-M durch. Hierbei wird die Fähigkeit eines Besatzungsmitgliedes untersucht, unter Stress im All ein Raumfahrzeug zu steuern. Es werden Reaktionszeiten des Piloten während einer Simulation auf einem Laptop gemessen und bewertet.

Die amerikanischen Flugingenieure Tracy Caldwell-Dyson und Shannon Walker nahmen an einem Experiment mit Namen BISE teil. BISE (Bodies in the Space Environment) bedeutet eine Erforschung des menschlichen Körpers in der Weltraumumgebung. Dieses kanadische Experiment ermittelt und vergleicht Daten, über die Wahrnehmung von Unten und Oben eines Besatzungsmitgliedes, während seines Aufenthaltes in der Schwerelosigkeit. Die Daten werden vor, während und nach der Langzeitmission ermittelt. Shannon Walker führte ihre zweite Sitzung für das BIORHYTHMS-Experiment der japanischen Raumfahrtbehörde JAXA durch. Dafür trug sie einen Tag lang ein EKG-Aufzeichnungsgerät. Es wird hier der Einfluss des Langzeitaufenthaltes im All auf den Biorythmus anhand von auftretenden Schlafstörungen und der Schwächung des Herz-Kreislauf-Systems bewertet.

NASA-TV
Tracy Caldwell-Dyson untersucht Express-Rack 3 auf Leckstellen
(Bild: NASA-TV)

Ein Problem trat zum Ende diesen Woche an Express-Rack 3 im europäischen Columbus-Labormodul auf. Es wurde ein Leck und eine dadurch verursachte Korrosion an der Rückseite des Schrankes entdeckt. Tracy Caldwell-Dyson erhielt die Aufgabe, mit Hilfe des Columbus-Kontrollzentrums in Oberpfaffenhofen, ein Niedertemperatur-Wasserventil auf der Rückseite von Express-Rack 3 zu fotografieren und manuell zu betätigen. Die Betätigung gelang allerdings nicht. Desweiteren wurde eine grünliche Substanz an dem Ventil festgestellt. Tracy Caldwell-Dyson wurde angewiesen, bei ihren Arbeiten Handschuhe, Schutzbrille und Mundschutz zu tragen. Die Untersuchung des Problems dauert weiter an.

An diesem Wochenende gehen alle Besatzungsmitglieder ihrem täglichen Fitnessprogramm nach, die wöchentliche Stationsreinigung steht auf dem Plan, sie werden etwas Freizeit genießen und haben die Möglichkeit, mit ihren Familien und Freunden zu sprechen. Auch morgen werden die sechs Raumfahrer einen Tag mit nur leichter Aktivität absolvieren können. Grund dafür sind die bevorstehenden Aktivitäten, welche in das nächste Wochenende hineinreichen, wie die Ankunft von Progress-M 07M und die Kommandoübergabe der Station.

Mittlere Bahnhöhe der ISS am 04.09.2010:354,7 km bei einem Höhenverlust von 63 Metern in den letzten 24 Stunden

Zukünftige Ereignisse:

  • 10. September, Ankunft von Progress-M 07M
  • 15. September, Bahnanhebung durch Progress-M 07M
  • 24. September, Ablegen von Sojus-TMA 18 mit A. Skworzow, M. Kornijenko,T. Caldwell-Dyson

Raumcon:

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