GOCE, ein Satellit der europäischen Raumfahrtagentur (ESA) zur Vermessung des Schwerefelds der Erde, wird seine wissenschaftlichen Aufgaben früher als erwartet wieder aufnehmen können.
Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: ESA. Vertont von Peter Rittinger.
Die ESA berichtete am 7. September 2010, dass GOCE seine Mission dank des unermüdlichen Einsatzes der beteiligten Experten wird fortsetzen können. Am 8. Juli 2010 waren die Sendungen der von GOCE erfassten Daten auf dem dafür an und für sich vorgesehen Weg an die Bodenstationen plötzlich abgebrochen. Untersuchungen von Experten der ESA und ihrer Industriepartner förderten zutage, dass es aller Wahrscheinlichkeit nach ein Problem mit der Kommunikation zwischen Prozessor- und Telemetriemodulen in GOCEs Hauptrechner gab.
Die logisch zwischen Prozessorboard und GOCEs Sendeanlagen sitzenden Telemetriemodule sind zentrale zur Datenverarbeitung und -Übermittlung erforderliche Komponenten. Nach dem Einspielen von Softwareanpassungen konnten über eine langsame Datenverbindung, die weiter zwischen Satellit und Bodenstationen bestand, Diagnoseinformationen übertragen werden. Diese erlaubten es, ein Verständnis für den Zustand des Raumfahrzeugs und die Situation an Bord zu entwickeln und einen Plan zu entwerfen, wie GOCE wieder so ertüchtigt werden könnte, dass er Messaufgaben erfüllen kann. Eine der Maßnahmen war dann, die Abteilung, in der die Rechneranlagen von GOCE untergebracht sind, um rund sieben Grad Celsius zu erwärmen. Dies führte schließlich zur Wiederherstellung der normalen Kommunikationsverbindungen zwischen Satellit und Bodensegment.
Für den Fall, dass sich der Fehler wiederholen sollte, will man sich wappnen. Weitere Softwareanpassungen sind in Arbeit. Sie sollen unter anderem die Zusammenarbeit von Komponenten der beiden ursprünglich als redundante Systeme ausgelegten Hauptrechner von GOCE sicherstellen. Wegen eines Chipfehlers war einer der beiden Rechner im Februar 2010 ausgefallen. Das defekte Bauteil ist unbenutzbar, was jedoch nicht für andere Bestandteile dieses Rechners gilt. Einen Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen den beiden Ereignissen im Februar und im Juli hat man bisher nicht gefunden.
Zwei Drittel der Datenmenge, die man sich von GOCE erwartet hat, konnte der Satellit bereits liefern, seit er im September 2009 mit Messkampagnen begonnen hat. Schon jetzt stehen Wissenschaftler in aller Welt ausgesprochen wertvolle Daten in erheblichem Umfang zur Verfügung, die eine maßgebliche Verbesserung des Verständnisses des Schwerefelds der Erde erlauben. Hinsichtlich des fehlenden Drittels ist man bei der ESA zuversichtlich, die entsprechenden Daten nun in den kommenden Monaten gewinnen zu können. Darüber hinaus hofft man, GOCE weit über seine Auslegungsbetriebsdauer hinaus einsetzen zu können. Weil man für den Flug des Satelliten auf einer wegen seiner speziellen Messaufgabe sehr niedrigen Umlaufbahn bis dato deutlich weniger Treibstoff als erwartet verbraucht hat, scheint ein Betrieb des Satelliten weit über 2011 hinaus möglich.
GOCE ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 34.602 und als COSPAR-Objekt 2009-013A.
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