Hackerangriffe auf US-Satelliten

Viermal zwischen 2007 und 2008 sollen Hacker die Kontrolle über Funktionen zweier US-amerikanischer Satelliten übernommen haben.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: AFP, BBC, Bloomberg, NASA.

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Bodenstationen für NASA-Erdbeobachtungssatelliten
(Bild: NASA)

In einem Entwurf für einen Bericht einer Kommission, die die wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und China untersucht (U.S.-China Economic and Security Review Commission, USCC), wird der Hackerangriff auf die US-amerikanischen Satelliten angeführt.

Betroffen waren mutmaßlich die beiden Erdbeobachtungssatelliten Landsat 7 und Terra alias EOS AM-1, die durch eine Bodenstation in Norwegen angesprochen worden sein sollen. Landsat 7 dient insbesondere der Erdbeobachtung und Klimaforschung, Terra der detaillierten Untersuchung von Bodenstrukturen.

Der Entwurf zeigt die Risiken auf, die wegen mangelhaft geschützte Kommunikationswege bestehen. Bei Satelliten mit sensibleren Aufgaben könnten die Gefahren für ihre Nutzer durchaus bedeutende Dimensionen erreichen. Es erscheint möglich, Satelliten mutwillig zu beschädigen oder außer Betrieb zu setzten. Es besteht die Gefahr, dass vom Satelliten gesendete Daten verfälscht, und Übertragungen des Satelliten abgeschwächt oder völlig unterdrückt werden.

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Landsat 7 über der Erde – Illustration
(Bild: NASA)

In frühere Versuche, in Satellitensysteme einzudringen, sind nach Angaben in dem Berichtsentwurf Personen aus dem chinesischen Untergrund involviert. Die chinesische Regierung bestritt wiederholt eine eigene Rolle bei dieser Art von Computerkriminalität. Inwiefern mit einem möglichen von Interessierten durchgeführten Austesten von technisch Machbarem Politik betrieben wird, ist nicht ohne Weiteres festzustellen.

Entscheiden ist, zu berücksichtigen, dass es bei der heute gängigen Verbindung von Satellitensystemen von Regierungen und militärischen Organisationen mit dem Internet erforderlich ist, die Zugriffsmöglichkeiten für Befugte bestmöglich abzusichern, und die Sicherheit von Einzelsystemen auch für Stör- und Ausfallszenarien genau zu untersuchen.

Landsat 7, dessen Daten angeblich insbesondere vom US-Militär genutzt werden, ist beispielsweise kein klassisches, völlig isoliertes militärisches System. Von der kommerziellen Satellitenstation SvalSat auf Svalbard (Spitzbergen) in Norwegen, welche über das Internet unter anderem mit der US-amerikanischen Raumfahrtagentur NASA verbunden ist, war der nicht autorisierte Zugriff auf den Satelliten wohl möglich.

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Terra im All – Illustration
(Bild: NASA)

Am 20. Oktober 2007 litt Landsat 7, der von der NASA zusammen mit dem Geologischen Dienst der USA betrieben wird, nach Angaben in dem Berichtsentwurf mindestens 12 Minuten unter fremder Beeinflussung. Am 23. Juli 2008 soll selbiges noch einmal geschehen sein.

Auf Terra gab es laut Berichtsentwurf am 20. Juni und am 22. Oktober 2008 unberechtigte Zugriffe. Beim ersten mindestens zwei Minuten dauernden Angriff habe man alle zur Absetzung von Kommandos an den Satelliten erforderlichen Schritte durchgeführt, aber keine Befehle gesendet. Letzteres habe sich auch beim mindestens neun Minuten dauernden zweiten Angriff nicht geändert.

Landsat 7 ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 25.682 bzw. als COSPAR-Objekt Nr. 1999-020A , Terra alias EOS AM-1 mit der NORAD-Nr. 25.994 bzw. als COSPAR-Objekt Nr. 1999-068A.

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