Griffin gibt erste Pressekonferenz

Der neue NASA-Administrator Michael Griffin hat heute Abend im NASA-Hauptquartier in Washington die erste Pressekonferenz seiner Amtszeit gegeben, nachdem er am vergangenen Donnerstag sein Amt angetreten hatte.

Ein Beitrag von Gero Schmidt. Quelle: NASA.

Michael Griffin (li.) beim Ablegen des Amtseids. (Bild: NASA)

18. April 2005 – Griffin legte zu Beginn noch einmal kurz seine Hauptziele und Pläne dar: Die Wiederaufnahme der Shuttle-Flüge, eine schnellere Entwicklung des Shuttle-Nachfolgers CEV (Crew Exploration Vehicle), eine Neubewertung der von seinem Vorgänger Sean O’Keefe getroffenen Entscheidung, die finale Shuttle-Wartungsmission zum Hubble-Weltraumteleskop zu streichen, sowie die Umsetzung der Pläne der Bush-Regierung, wieder Menschen zum Mond zu schicken, als Vorbereitung für bemannte Missionen zum Mars und anderen Zielen.

Im folgenden ging er während der Fragen-Phase noch näher auf das Hubble-Problem ein: Sobald die erste Shuttle-Mission (seit dem Columbia-Unglück im Februar 2003) erfolgreich abgeschlossen sei, werde man sich intensiv damit befassen und recht bald zu einer Entscheidung hinsichtlich der Wartungsmission kommen. Die Zeit drängt, denn man schätzt, dass in zwei oder drei Jahren das Teleskop in einem Zustand sein wird, der es unmöglich machen würde, es noch zu reparieren.

Wiederholt wurde er gefragt, ob er auch einen Shuttlestart befürworten würde, wenn noch nicht alle Bedingungen, die das CAIB (Columbia Accident Investigation Board) für eine Wiederaufnahme des Shuttle-Programms gestellt hatte, erfüllt wären, was Griffin bejahte. Er würde sich in erster Linie auf die Meinungen der Techniker und Ingenieure der NASA verlassen. Insbesondere kam er auf die Forderung des CAIB zu sprechen, eine Methode zu entwickeln, die Hitzeschutzkacheln des Shuttles im Orbit zu reparieren (ein Schaden am Hitzeschild der Columbia hatte sie beim Wiedereintritt verglühen lassen): Unter Umständen könne eine solche Reparatur die Situation noch verschlechtern, man wisse einfach noch zu wenig über das Problem. Wenn es sich herausstellen sollte, dass eine Reparatur prinzipiell unmöglich sei, müsse man sich darauf konzentrieren, eine Beschädigung des Hitzeschilds (durch herabfallendes Isoliermaterial vom externen Tank des Shuttles beim Start) von vornherein zu vermeiden und dann abwägen, ob das Risiko noch vertretbar sei. Bei der Erörterung dieses Problems zeigte sich sehr deutlich Griffins technisches Fachwissen.

Mit Bezug auf eine Beschleunigung des CEV-Programms wiederholte er seine bereits bei der Senatsanhörung gemachte Aussage, dass er es für nicht vertretbar halte, wenn es eine Lücke von fünf Jahren zwischen der Außerdienststellung des Shuttles und der Indienststellung des CEV geben würde. Er schloss nicht aus, dass sich die derzeitigen Pläne der NASA hinsichtlich dieses Projekts noch einmal deutlich ändern könnten, genaueres könne er aber nach drei Tagen in seinem neuen Job hierzu noch nicht sagen.

Künstlerische Darstellung einer Mondrakete mit Landefähre. (Bild: First Lunar Outpost-Studie)

Griffin stellte sich ausdrücklich hinter die von der Bush-Regierung initiierte Neuausrichtung des US-Raumfahrtprogramms. Die Vision for Space Exploration sei genau das richtige für die NASA und er würde den Job als NASA-Administrator nicht wollen, wenn es so weiterlaufen sollte wie in den vergangenen 30 Jahren. Diese Umstellung sei mit Einschnitten verbunden, die zwar schmerzhaft, jedoch unvermeidbar seien, stellte Griffin klar. Insbesondere die Luftfahrtforschung ist momentan von massiven Kürzungen und Stellenabbau bedroht.
Mit Blick auf die langfristige Perspektive merkte Griffin an, dass er bemannte Marsmissionen für „absolut machbar“ und auch bezahlbar halte; ein solches Unternehmen würde etwa soviel kosten wie das Apollo-Programm, aber mit dem Unterschied, dass die Kosten über einen größeren Zeitraum verteilt würden.

Michael Griffins erste Pressekonferenz kann als überaus gelungen betrachtet werden. Er gab klare Antworten und versuchte nicht, Fragen auszuweichen. Außerdem sagte er ganz ehrlich, dass er noch nicht zu allen Angelegenheiten Stellung nehmen könne, da er noch nicht entsprechend eingearbeitet sei. Es bleibt zu hoffen, dass der neue NASA-Chef diesen offenen Stil in den kommenden Jahren beibehält.

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