Großartige Mission zum Mars (2)

Als bei Tests die Airbags platzten und die Fallschirme zerrissen, schien die Marsrover-Mission dem Untergang geweiht.

Autor: Axel Orth

Rob Manning, Leiter des Teams für die Marslandung
(Bild: NASA/JPL)

“Ruhe bewahren, konzentriert bleiben”

Zu gewissen Zeiten während der Marsrover-Mission war die Spannung nahezu greifbar, selbst so weit weg wie im NASA-Hauptquartier in Washington. Und ganz besonders war das der Fall etwa anderthalb Jahre vor dem Start, als die Airbags, die die Marslander polstern, während der Tests zerplatzten, und dann noch einmal etwa ein Jahr vor dem Start, als die Fallschirme versagten.

“Wenn Ihr gesamtes 800-Millionen-Dollar-Projekt an so etwas hängt”, sagte Rob Manning, “dann müssen Sie Ruhe bewahren und konzentriert bleiben.” Mannings Team war verwantwortlich für den Eintritt, Abstieg und die Landung beider Rover auf dem Mars. “Sie brauchen einfach Leute, die es drauf haben, die das Gefühl haben ‘Ich kann das möglich machen.’” Als Chefingenieur für die Mars Pathfinder-Mission in den 90ern war Manning es schon gewohnt, den Fuß auf dem Gaspedal zu halten, auch wenn Anpassungen nötig waren. Aber als die Fallschirme anfingen, in Fetzen zu gehen, war selbst Manning überrascht.

Abenteuer mit den Airbags

Airbag-Test (Bild: NASA/JPL)

Niemand hatte erwartet, dass die Airbags oder die Fallschirme versagen würden, weil es dieselben waren, mit denen der Lander Pathfinder und der Minirover Sojourner 1997 problemlos auf dem Mars gelandet waren. Aber das höhere Gewicht der massigeren Rover überforderte die Originalkonstruktionen. Die Techniker hätten mit einem Auto durch die Löcher fahren können, die nach den Tests im Gewebe der Airbags klafften. Und bei anderen Tests rissen die Fallschirme, die den Sturz der Rover zur Marsoberfläche abbremsen sollten, in Stücke, dass die Ingenieure nur so nach Luft schnappten.

Eine Weile schien die Mission dem Untergang geweiht, bis sie herausgefunden hatten, warum die Airbags platzten und die Fallschirme zerrissen. Einige Tests später hatten die Ingenieure die Idee, die Wirkung der Airbags zu verdoppeln, indem sie in den Airbags noch einen zweiten, kleineren Airbag platzierten, wie ein Reifen mit einem inneren Schlauch. Dies funktionierte zwar anfangs auch nicht, aber es brachte sie darauf, versuchsweise die Luftblasen innen in den Airbags zu verdoppeln. Es schien, dass sie eine Lösung hatten. Und bald hatten sie auch eine erfolgreiche Fallschirmlandung, nachdem sie die Materialien und das Skelett der Schirme geändert hatten, um sie zu verstärken.

Fallschirmtest in der Wüste
(Bild: NASA/JPL)

Abenteuer mit den Fallschirmen

Unglücklicherweise machten diese Modifikationen die Fallschirme auch größer, was bedeutete, dass sie nicht mehr in ihre Behälter passten, deren Volumen fest vorgegeben war. Als das Team kleinere Schirme baute und sie in einem Windkanal am Ames Forschungszentrum der NASA testete, öffneten sich die Schirme nicht richtig, sondern begannen in eigenartiger Weise zu flattern. Der Name dieses Phänomens, “Squidding”, rührt vom Flattern der Arme eines Tintenfischs (engl. squid) her, wenn er durch das Wasser schwimmt.

Fallschirmtest im Ames-Windkanal
(Bild: NASA/JPL)

Nach allerlei weiteren Diskussionen und Konstruktionsänderungen lösten die Ingenieure auch dieses Problem, indem sie die Größe eines Luftlochs anpassten, das ein gewisses Maß an Luft durch den Schirm fließen ließ. Es stellte sich heraus, dass die Schirme sich dadurch, dass sie in ein so kleines Volumen gepresst wurden, verdichteten und daher nicht mehr so durch die Luft glitten wie vorher. Also machte das Team die Schirme kleiner, damit sie besser passten, und fertigte sie zum Ausgleich aus dickerem, stärkerem Material.

Abheben!

Alles in Allem waren es einige wilde Monate von vergeblichen Tests und Änderungen, wieder vergeblichen Tests und wieder Änderungen, während die Uhr tickte und die Zeit verrann. Ingenieure, Wissenschaftler, Techniker und Manager arbeiteten Tag und Nacht, um doch noch alles richtig hin zu bekommen. Und schließlich war es soweit und die Rover wurden von Cape Canaveral ins All geschossen am 10. Juni und 7. Juli 2003.

Aber es warteten noch weitere, außerirdische Herausforderungen auf das Team. Einige Probleme mussten gelöst werden, als die Rover nicht mehr auf der Erde waren, sondern aus Millionen von Kilometern Entfernung.

Quelle: NASA/JPL
Ins Deutsche übersetzt von Axel Orth

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