Auf Aufnahmen der amerikanischen Raumsonde Galileo wurden rötliche Stellen an der eisigen Oberfläche des Jupitermondes Europa entdeckt, die auf das Aufsteigen wärmerer Eismassen aus tieferen Schichten eines möglicherweise flüssigen Ozeans hindeuten könnten.
Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: NASA / JPL.
Schon seit längerem steht der Jupitermond Europa ganz oben auf der Liste vieler Wissenschaftler, wenn es um die Suche nach Orten in unserem Sonnensystem geht, an denen primitive Lebensformen existieren könnten. Verschiedene Messungen der Raumsonde Galileo, die seit 1995 den Jupiter umkreist, deuten darauf hin, dass unter dem Eispanzer von Europa ein Ozean aus flüssigem, salz- und mineralstoffhaltigem Wasser existiert. Die Sonne würde dort zwar als Energielieferant keine Rolle spielen, dennoch wäre primitives Leben denkbar, wie die so genannten „Black Smoker“ in der irdischen Tiefsee beweisen: Rund um diese heißen, schwefel- und mineralstoffhaltigen Thermalquellen haben sich hochspezialisierte Bakterien angesiedelt, die in dem schwefelhaltigen und warmen Milieu auch ohne jede Lichtquelle gedeihen können.
„Europa […] transportiert Material von der Nähe der Oberfläche nach unten in den Ozean und transportiert möglicherweise Organismen – sofern sie existieren – an die Oberfläche“, so Dr. Robert Pappalardo, Planetenwissenschaftler an der University of Colorado. Dieser „Aufzug-Effekt“ könnte bei der Suche nach Spuren extraterrestrischer Lebensformen auf Europa sehr hilfreich sein, da eine Bohrung oder Schmelze durch den Eispanzer hindurch an den „Lenticulae“ (lat. „Sommersprossen“) genannten Stellen deutlich schneller auf interessante Schichten stoßen könnte. Die jetzt von der NASA veröffentlichte Fotomontage ist eine Kombination zweier Aufnahmen, die von Galileo bereits im Juni 1996 und im Mai 1998 gemacht worden sind.
Während Meldungen in der jüngeren Vergangenheit, wonach der Eispanzer an der Oberfläche von Europa deutlich dicker als früher angenommen sein soll, eine Forschungsmission zu diesem Jupitermond unwahrscheinlicher gemacht haben lassen die nun entdeckten (oder besser: nun publizierten) Lenticulae eine solche Mission wieder in einem optimistischeren Licht dastehen – vielleicht eine nicht ganz zufällige Nebenwirkung dieser Meldung.