Indiens militärischer Comsat GSAT 7A im All

GSAT 7A ist ein neuer militärischer Kommunikationssatellit indischer Produktion. Das Raumfahrzeug wurde am 19. Dezember 2018 ins All transportiert und hatte anschließend begonnen, mit Hilfe eigener Triebwerke den Weg in den Geostationären Orbit (GEO) einzuschlagen. Zwischenzeitlich hat der Satellit in etwa das Niveau des GEO erreicht.

Ein Beitrag von Axel Nantes. Quelle: ISRO.

Die indische Raumfahrtforschungsorganisation (Indian Space Research Organisation, ISRO) meldete mit Datum vom 24. Dezember 2018, vier geplante Bahnanhebungsmanöver von GSAT 7A seien erfolgreich absolvieren worden. Nach den vier Manövern befand sich GSAT 7A laut ISRO auf einer 0,2 Grad gegen den Erdäquator geneigten Bahn mit einem der Erde nächstliegenden Bahnpunkt rund 35.800 Kilometer über der Erde und einer Erdferne von rund 36.092 Kilometern.

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GSLV-MkII-Start am 19. Dezember 2018
(Bild: ISRO)

Um 11:40 Uhr MEZ (10:40 Uhr UTC) am 19. Dezember 2018 war die GSLV-Rakete mit der Flugnummer F11 mit GSAT 7A an der Spitze am Ende eines rund 26 Stunden dauernden Countdowns von der Rampe Nr. 2 (Second Launch Pad, SLP) des Raumflugzentrums Satish Dhawan auf der Insel Sriharikota an Indiens Südküste gestartet. Nach etwas über 19 Minuten Flugzeit war dann die Abtrennung des Satelliten auf einer etwas günstigeren als der minimal erwarteten Transferbahn erfolgt. Die dritte Stufe der Rakete wurde vor dem Aussetzen des Satelliten betrieben, bis ihr der Treibstoff ausging.

Die benutzte GSLV-Mk2-Rakete flog in einer gegenüber zuvor eingesetzten GSLV-Mk2-Varianten in zahlreichen Punkten verbesserten Version. Die zweite Stufe GS2 war mit einem schubgesteigertem Haupttriebwerk und statt mit 39,5 Tonnen wie bei früheren Flügen mit über 40 Tonnen (42,196 Tonnen) Treibstoff ausgestattet und wird daher auch als GL40 (statt GL37.5H) bezeichnet. Die Beladung der dritten Stufe GS3 war von 12 auf rund 15 Tonnen (14,996 Tonnen) Treibstoff gesteigert worden, sie hörte daher auf die Bezeichnung C15 bzw. CUS 15 (statt C12.5). Ihr Motor CE7.5 war ebenfalls in der Lage, mehr Schub als seine Vorgänger zu liefern. Seine Regelbrennzeit wurde um rund 80 Sekunden gesteigert. Die notwendigen Konstruktionsänderungen bewirkten eine Vergrößerung der Höhe der Rakete um etwa 1,8 Meter auf eine Gesamtbauhöhe von 50,926 Metern.

Der der Erde nächstliegende Bahnpunkt der anvisierten Übergangsbahn für GSAT 7A lag bei etwa 170 Kilometern über der Erde, ihr erdfernster Bahnpunkt abhängig von der erzielten Performance der Oberstufe im Bereich zwischen 33.190 und 40.600 Kilometern über der Erde. Die Neigung der anvisierten Bahn gegen den Erdäquator betrug 19,35 Grad. Erreicht wurde eine Bahn mit einem der Erde nächstliegenden Bahnpunkt von 170,8 Kilometern und einer Erdferne von 39.127 Kilometern.

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GSAT 7A in Antennentestkammer
(Bild: ISRO)

Ein erstes Bahnanhebungsmanöver am 20. Dezember 2018 dauerte rund 3.895 Sekunden. Es brachte GSAT 7A auf eine Bahn mit einem der Erde nächstliegenden Bahnpunkt von rund 11.693 Kilometern und einem erdfernsten Bahnpunkt von 38.905 Kilometern über der Erde. Die Neigung dieser Bahn gegen den Erdäquator war auf 5,75 Grad reduziert, ein Erdumlauf auf ihr dauerte knapp 16 Stunden.

Für die Bahnanhebungsmanöver besitzt GSAT 7A ein mit Monomethylhydrazin (MMH) als Treibstoff und einer Mischung aus Stickstoffoxiden (MON-3) als Oxidator betriebenes, 440 Newton starkes Apogäumstriebwerk (Liquid Apogee Motor, LAM).

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GSAT 7A in Transportkonfiguration – Künstlerische Darstellung
(Bild: ISRO)

Der auf dem indischen Bus I-2K basierende Satellit mit einer Startmasse von rund 2.250 Kilogramm hat eine Auslegungsbetriebsdauer von acht Jahren. Innerhalb eines entsprechenden Zeittraums soll der Satellit von einer Position bei 63 Grad Ost im Geostationären Orbit rund 35.786 Kilometer über der Erde Kommunikationsdienste für Militär und Regierungsstellen Indiens zur Verfügung stellen.

Hauptnutzer von GSAT 7A wird die Indische Luftwaffe (Indian Air Force, IAF) sein. Die IAF will mit Hilfe des Satelliten Verbindungen zwischen ihren Luftwaffenbasen, Kontrollzentren und Radarstellungen am Boden, mit Frühwarnflugzeugen (z.B. wie Berijew A-50 Schmel – Бериев А-50 Шмель – auf Basis der Iljuschin Il-76) und mit fernzusteuernden Drohnen herstellen können. Einen gewissen Anteil der Kapazitäten des neuen Satelliten – die Rede ist von etwa 30 Prozent – soll von den Indischen Landstreitkräften genutzt werden können. Die indischen Landstreitkräfte sollen später ihren eigenen GSAT 7 bekommen, nämlich GSAT 7B. GSAT 7 (ohne anhängendes A) alias Insat 4F (NORAD 39.234, COSPAR 2013-044B) ist schon seit dem 29. August 2013 im All und wird von der Marine Indiens genutzt.

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GSAT 7A in Betriebskonfiguration – Künstlerische Darstellung
(Bild: ISRO)

Um seinen Aufgaben nachkommen zu können, erhielt GSAT 7A eine Kommunikationsnutzlast mit einer Anzahl von im Ku-Band arbeitenden Transpondern. Zur Bahnverfolgung, zur Telemetriedatenübertragung und zur Fernsteuerung des Satelliten besitzt letzterer zusätzliche Kommunikationseinrichtungen für das C-Band (Tracking, Telemetry and Control – TT&C – während LEOP) und das Ku-Band (TT&C im Regelbetrieb).
Der Energieversorgung der Kommunikationsnutzlast und der übrigen Systeme an Bord von GSAT 7A dienen zwei Solarzellenausleger. Bei Betriebsende sollen sie zusammen immer noch ausreichend elektrische Leistung für den 3,3 Kilowatt starken Satelliten zur Verfügung stellen können.

GSAT 7A ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 43.864 und als COSPAR-Objekt 2018-105A.

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