Isar Aerospace entwickelt sich mehr und mehr zum Hoffnungsträger der neuen europäischen kommerziellen Startanbieter. Auch SpaceX hat mit einem Microlauncher begonnen, welcher 180kg in den LEO befördern konnte. Bei Isar Aerospace sollen es ca. 1000kg sein; damit tritt ihr Träger schon in der Medium-Klasse an, womit sie sich von Vorne weg ein ambitioniertes Ziel gesetzt haben. Nach dem Erststart bewegt man sich nun schnell einem zweiten Start zu.
Ein Portalbeitrag des Raumfahrer.net Redakteurs James.
Quelle: Raumfahrer.net Forum, X, Isar Aerospace, 19. November 2025
Das Unternehmen entwickelt sich
Die Firma ist noch jung. Sie wurde am 21. März 2018 als „Isar Aerospace Technologies GmbH“ mit Firmensitz in Gilching bei München mit wenigen Mitarbeitern gegründet und fokussierte sich vorerst auf die Entwicklung und Fertigung von LOX-Triebwerken für Microlauncher. Über Ottobrunn wurde der Firmensitz schließlich nach Vaterstetten verlegt, wo mittlerweile, nach Firmenangaben, über 200 Beschäftigte in diesen Unternehmen tätig sind.

Copyright: Isar Aerospace
Da es aber sowieso schwierig sein dürfte, nur mit Vertrieb der eigenen Triebwerke ein profitables Geschäftsmodel zu entwickeln, gab Isar Aerospace schon 2019 die Entwicklung der Trägerrakete „Spectrum“ bekannt. Die Spectrum wurde als zweistufiger Träger mit 9 Triebwerken in der ersten Stufe und Einem in der zweiten Stufe vorgestellt
Nach und nach konnten auch Investoren gefunden werden, wie Earlybird Venture Capital oder Airbus Ventures. Weitere folgten wie Lakestar, Vsquared Ventures, UVC und HV Capital. Und es sollten nicht die Letzten sein. Gemäß Handelsblatt sollen nach der zweiten Finanzierungsrunde bereits über 100 Millionen Euro zur Verfügung gestanden haben, heute gibt das Unternehmen über 400 Millionen an.
Klein hat man auch mit dem Testgelände in der Nähe von Neuötting, wo man den Gasgenerator testete, angefangen, was aber manchem Anwohnern gar nicht recht war. Für die Triebwerkstests konnte man aber eine Vereinbarung mit Esrange in Kiruna erreichen, womit man wenigstens für diese Tests weniger Probleme hatte.
Als Startplatz wurde vorerst Kourou ins Spiel gebracht, aber bald konnte ein Vertrag für die exklusive Nutzung eines Launch Pads vom Andøya Spaceport auf den norwegischen Vesteraalen, mit einer Laufzeit von 20 Jahren, unterzeichnet werden. Aber auch eine Vereinbarung mit der CNES über die Nutzung von Kourou konnte geschlossen werden.
Startverträge kamen nach und nach zu Stande. Der Mikrolauncher Wettbewerb konnte gewonnen werden. Ein Vertrag zum Start von mehr als 10 OroraTech Cubesats wurde 2021 unterzeichnet, Astrocast wurde ein weiterer Kunde, EnduroSat gesellte sich hinzu, 2022 auch D-Orbit und Exotrail. Das Auftragsbuch füllte sich mehr und mehr.
Der erste Einsatz der Spectrum
Am 14. Februar 2025 konnte Isar Aerospace den Static Fire Test der Hauptstufe mit einer Laufdauer von über 30 Sekunden an ihrem Launch Pads am Andøya Spaceport durchführen. Man wartete aber noch auf die Startgenehmigung der norwegischen Flugbehörde.
Anfang März verdichteten sich die Hinweise auf einen baldigen Teststart. Die Rakete stand voll integriert am Launchpad. Auf Nutzlasten wurde verzichtet. Auf den 24. März war der Start angesetzt, da spielte das Wetter noch nicht mit.
Aber am 30. März war alles o.k. Die Hoffnungen auf einen Orbit waren in der Community sicherlich vorhanden, aber von Isar Aerospace wurden die Erwartungen schon im Vorfeld ganz weit runter gedrückt.

Copyright: Isar Aerospace
Sehr weit kam die Spectrum an diesem Tag wirklich nicht. Die Spectrum konnte sich sauber vom Pad erheben, aber schon in geringer Höhe, nach einer halben Minute Flugzeit, verliert die Rakete die Ausrichtung, dreht sich schließlich zur Seite, die Triebwerke werden deaktiviert und der Fall nach unten beginnt. Nicht weit vom Pad schlug sie schließlich im Meer auf. Auch wenn es als Erfolg vermarktet wurde, viele haben sich wohl ein wenig mehr erhofft. Immerhin konnte man wegen des günstig gelegenen Einschlagortes ausreichend Wrackteile für die Untersuchung bergen. Und auch die Fehlerursache konnte ermittelt werden.
Biegemodi der Rakete lagen anscheinend oberhalb des erwarteten Bereiches und wurden nicht adequat ausgeregelt. Auch ein Ventil wurde unbeabsichtigt vor dem Abheben geöffnet, was in Folge ebenfalls zu einem Problem geführt hätte.
Damit konnte man es angehen diese Probleme auszumerzen.
Es geht weiter!
Am 13. November vermeldete Isar Aeropace die Anlieferung der Haupt-und der Oberstufe für den 2. Teststart am Andøya Spaceport. Das Unternehmen nimmt Vorbereitungstätigkeiten für den 2. Teststart am Startpad auf. Startdatum ist noch keines verfügbar. Straßensperrungen, die von NSF Tätigkeiten von Isar Aerospace zugeschrieben wurden, könnten auch durch den Start von zwei Höhenforschungsraketen, von Oksebasen aus, verursacht worden sein.
Gestern, am 18. November hat auch das texanische Unternehmen SEOPS eine Startvereinbarung mit Isar Aerospace für einen Start im Jahr 2028 geschlossen welcher sich dem ohnehin bereits starken Startmanifest hinzufügt.
Die Entwicklungen bei Isar Aerospace führen durchaus zu Interesse und Aufmerksamkeit wie sie in der privaten Raumfahrt im europäischen Raum nicht alltäglich sind. Spätestens seit dem Erststart haben auch amerikaische raumfahrtbezogene Portale Isar Aerospace auf dem Schirm.

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Die Geschehnisse um Isar Aerospace stehen also nicht still. Von den Tätigkeiten am Andøya Spaceport werden uns in der nächsten Zeit noch etliche Nachrichten erreichen und auf die Nennung eines Termines für den 2. Start der Spectrum wird bereits spekuliert
Wird er, wie schon früher genannt, Anfang 2026 stattfinden, oder arbeitet Isar Aerospace eventuell schon auf einen früheren Termin hin? Welche Erwartungen werden in diesen 2. Start gesetzt? Um noch einmal den Vergleich mit SpaceX zu bemühen: Der zweite Einsatz der Falcon 1 endete in einer Höhe von 289 km. Viele werden sich jedoch einen Flug bis in einen stabilen Orbit erwünschen.
Aber vor allem diese Weiterführung der Testaktivität, ohne daß dazwischen Jahre vergehen, erhöht den Glauben, daß sich in absehbarer Zeit Erfolge einstellen.
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