ISS feiert Geburtstag: Sarja 10 Jahre im All

Am 20. November 1998 startete eine russische Proton-Rakete von Baikonur mit dem ersten Modul der ISS namens Sarja (Заря / Sonnenaufgang). Dieses etwa 20 Tonnen schwere und ca. 13 Meter lange Fracht- und Kontrollmodul mit einem maximalen Durchmesser von 4,15 Meter war der Grundstein für ein neues Zeitalter in der Raumfahrt.

Ein Beitrag von Hans J. Kemm. Quelle: Raumcon, NASA, DLR.

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Sarja während der Montage
(Bild: commons.wikimedia)

Sarja ist zylinderförmig mit einem kugelförmigen Kopfteil und konischem Heck. Die beiden Solarzellenflächen (jeweils rund 10,70 x 3,30 Meter) produzieren eine Durchschnittsleistung von 3 Kilowatt Die Energie kann in 6 Nickel-Cadmium-Batterien gespeichert werden. Sarja verfügt über 24 mittlere und 12 kleine Lagekontrolltriebwerke sowie zwei große Triebwerkseinheiten für Bahnmanöver. In den 16 außen angebrachten Tanks können bis zu sechs Tonnen Treibstoff gelagert werden. Zum weiteren Ausbau der Station verfügt Sarja über insgesamt drei Kopplungsstutzen: am Heck befindet sich ein aktiver Kopplungsstutzen vom Typ SSWP-M 8000 (derzeit belegt von Swesda), im kugelförmigen Kopplungsknoten am Bug befindet sich ein androgyner Kopplungsstutzen vom Typ APAS-89 (derzeit belegt von PMA-1/Unity) sowie ein passiver Adapter vom Typ SSWP G4000 (nadir / freier Andockport) zur Ankopplung von Versorgungsschiffen. Bei Bau und Entwicklung von Sarja wurde auf Pläne der TKS-Raumfähre zurückgegriffen, die bereits Grundlage für einige Module der russischen Raumstation Mir war.

Der erste Schritt zum Umsetzen der Idee einer internationalen Raumstation (ISS), sie sollte den Namen Freedom oder Alpha tragen, war ein internationales Regierungsabkommen zwischen den USA, Japan, Kanada sowie zehn europäischen Staaten (vertreten durch die Europäische Weltraumorganisation ESA).

NASA
Das erste ISS-Modul Sarja, aufgenommen 1998 von STS-88
(Bild: NASA)

Dieser so genannte “Vertrag ohne Vorbild” ging 1988 als eines der umfangreichsten Dokumente internationaler Zusammenarbeit in die Geschichte der Raumfahrt ein. Nach der Überwindung des Kalten Krieges ersetzte die internationale Kooperation die bis dato vorherrschende Konkurrenz der beiden Supermächte USA und Russland um die Vorherrschaft im Weltall. 1993 wurde Russland von den USA eingeladen, sich am Programm der ISS zu beteiligen. Russland konnte nicht nur mit einem enormen Erfahrungsschatz aus dem Betrieb der eigenen Raumstation Mir aufwarten, sondern auch Trägerraketen vom Typ Proton und Sojus zur Versorgung der ISS und zum Transport der Crews bereitstellen.

In den folgenden zehn Jahren wurden zahlreiche weitere Module mit russischen Trägerraketen oder dem amerikanischen Space Shuttle in die Umlaufbahn gebracht – und die ISS entwickelte sich zum größten Außenposten der Menscheit im All.

Am 2. November 2000 konnte Sojus-TM 31 die erste Langzeitbesatzung, ISS-Expedition 1, bestehend aus zwei russischen Kosmonauten und einem amerikanischen Astronauten, zur Station bringen. Diese erste Langzeitbesatzung blieb bis zum 6. Mai 2001 im Erdorbit. Gegenwärtig ist die 18. Stammbesatzung an Bord der Station.

Raumcon:

raumfahrer.net zu Sojus-TM 31:

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