Relativ junge Spuren vulkanischer Aktivität lassen vermuten, dass der Mond geologisch aktiver ist, als bisher angenommen.
Ein Beitrag von Christian Klempsmann. Quelle: NASA.
Bereits im Jahre 1971 wurden die Wissenschaft vor ein Rätsel gestellt, dass bis heute nicht geklärt werden konnte. Astronauten der Mission Apollo 15 fotografierten aus dem Orbit eine Gesteinsformation, die wie die Überreste eines Vulkanausbruches aussieht. Erloschene Vulkane auf dem Mond waren für die Forscher zwar keine Überraschung, da sie mit solchen Formationen aufgrund der angenommenen Entstehungsgeschichte des Mondes rechneten. Tatsächlich besteht ein großer Teil der Mondoberfläche aus erstarrter Lava, die als „Mann-im-Mond“ betrachteten Gesteinsformationen aus in Vulkanen enstandenem Basalt. Das Alter dieser speziellen Formation, die von Apollo 15 gefunden wurde, passt jedoch nicht in die Entstehungsgeschichte des Mondes.
Das Alter von Mondlandschaften lässt sich relativ genau anhand der Anzahl von Einschlagskratern ermitteln. Je Älter eine Landschaft ist, desto mehr Einschlagskrater weißt sie auf. Nach dem bisherigen Kenntnisstand endeten die vulkanischen Aktivitäten auf dem Mond vor etwa einer Milliarde Jahren.
Die „Ina“ genannte Formation wird aufgrund der Anzahl der Krater aber auf höchstens einige 10 Millionen Jahre geschätzt.
Formationen wie „Ina“ sind von der Erde aus nicht zu entdecken, da sie in ihren größten Ausdehnungen höchstens 500 Meter betragen. So blieb „Ina“ über 30 Jahre ein Rätsel, das nicht zu lösen war.
Wie sich jetzt herausgestellt hat, ist dieses Rätsel größer, als bisher angenommen. Ein Team um Sarah Braden von der Arizona State University hat Hunderte von hochauflösenden Fotos des Lunar Reconnaissance Orbiter (LRO) untersucht und hat mehr als 70 weitere Formationen gefunden, die „Ina“ ähneln. Diese jetzt IMP (Irregular Mare Patches) genannten Formationen haben ein Alter von höchstens 100 Millionen Jahren, sind also zu einer Zeit entstanden, als die Dinosaurier die Erde beherrschten, einige sogar von nur 50 Millionen Jahre, als Säugetiere die Dinosaurier abgelöst hatten.
John Keller, LRO-Projektwissenschaftler am Goddard Space Flight Center, schätzt die Ergebnisse als so bedeutend ein, dass man wohl die Bücher über die Mondgeschichte neu schreiben muss. Alle Nachweise über die „jungen“ vulkanischen Aktivitäten legen nahe, dass es im Inneren des Mondes möglicherweise deutlich heißer ist, als man bisher angenommen hat. Die am Projekt beteiligten Geologen schließen auch zukünftige Ausbrüche nicht gänzlich aus.
Hierzu hat die NASA auch ein Video (in englischer Sprache) veröffentlicht: Link
Weiterführende Informationen:
Heller Meteoriteneinschlag auf dem Mond