Um 5:05 Uhr und 14 Sekunden MESZ am 24. Mai 2014 startete eine HII-A-Rakete vom japanischen Raumfahrtzentrum Tanegashima, um den Erdbeobachtungssatelliten ALOS 2 alias DAICHI 2 in den Weltraum zu befördern. Der mit einer Radaranlage als Hauptinstrument ausgerüstete Satellit wurde nach einer Flugzeit von 15 Minuten und 47 Sekunden erfolgreich im All ausgesetzt.
Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: JAXA, MELCO, MHI.
Bei der 24. Mission einer HII-A-Rakete kam die Version 202 zu Einsatz. Diese Version zeichnet sich durch zwei seitlich montierte Feststoffbooster vom Typ SRB-A aus. Der Flug der Rakete begann von der Rampe Nummer 1 des Yoshinobu-Startkomplexes (YLP-1) an der Südküste der japanischen Insel Tanegashima. Vor Ort herrschte zum Zeitpunkt des Starts eine Temperatur von 24,4 Grad Celsius, Wind kam mit einer Geschwindigkeit von rund 3,4 Meter pro Sekunde aus Richtung Osten.
Zuerst lief das LE-7A genannte, flüssigen Wasserstoff mit flüssigem Sauerstoff verbrennende Haupttriebwerk der ersten Stufe an. Nachdem dieses die vorgesehenen Betriebsparameter erreicht hatte, zündeten die beiden mit dem Treibstoff HTPB gefüllten Feststoffbooster und die von Mitsubishi Heavy Industries (MHI) gebaute Rakete verließ die Rampe.
Rund 120 Sekunden nach dem Abheben waren die Feststoffbooster ausgebrannt und wurden rund 15 Sekunden später abgeworfen. Der Abwurf der Nutzlastverkleidung an der Spitze der Rakete folgte rund vier Minuten und 32 Sekunden nach dem Abheben.
Nach rund sechs Minuten und 37 Sekunden Flug hatte die erste Stufe ihre Arbeit erledigt und wurde rund neun Sekunden später abgetrennt. Zehn weitere Sekunden später zündete das LE-5B genannte, ebenfalls flüssigen Wasserstoff mit flüssigem Sauerstoff verbrennende Haupttriebwerk der zweiten Stufe der Rakete.
Ganz knapp über acht Minuten arbeitete des Haupttriebwerk der zweiten Stufe, bis sein Brennschluss erreicht war. Rund 51 Sekunden nach dem Abschalten erfolgte dann das Aussetzen von ALOS 2, den die Mitsubishi Electric Corporation (MELCO) für die japanische Agentur für Luft- und Raumfahrtforschung (JAXA) nach einem Auftrag aus dem Jahr 2009 gebaut hatte.
Die neben ALOS 2 mitgeführten Kleinsatelliten wurden von der zweiten Stufe anschließend mit einigem zeitlichen Abstand freigegeben. Raijin 2 alias Rising 2, (Atmosphärenforschungssatellit, Masse 50 Kilogramm) begann rund 25 Minuten nach dem Abheben mit dem eigenständigen Flug, und UNIFORM (Satellit zur Branderkennung, Masse ebenfalls 50 Kilogramm), SOCRATES (Testsatellit für Laserkommunikation, Masse 48 Kilogramm) sowie der SPROUT (Technologieerprobungssatellit, Masse 7,1 Kilogramm) nahmen danach in jeweils vier Minuten und zehn Sekunden Abstand den Soloflug auf.
ALOS 2 mit seiner Startmasse von rund 2.120 Kilogramm gelangte in einen annähernd kreisförmigen sonnensynchronen Orbit in rund 628 Kilometern Höhe, der rund 98 Grad gegen den Erdäquator geneigt ist und eine Wiederholrate zur Beobachtung der selben Stellen am Erdboden von 14 Tagen erlaubt. Auf der vorgesehenen Umlaufbahn entfalteten sich rund eine halbe Stunde nach dem Start die beiden bei Missionsbeginn zusammen rund 5,1 Kilowatt elektrische Leistung liefernden Solarzellenausleger des Satelliten, und das Raumfahrzeug mit einer Spannweite von 16,5 Metern orientierte sich in geeigneter Weise Richtung Sonne. Acht Stunden wird ALOS 2 so ausgerichtet um die Erde kreisen, bis eine automatische Neuausrichtung an der Erde erfolgt.
Geplant ist, dass sich rund 13 Stunden nach dem Start die große Radarantenne des Satelliten entfaltet, welche Bestandteil des als PALSAR-2 für Phased Array L-band Synthetic Aperture Radar bezeichneten Hauptinstruments des Satelliten ist. Entfaltet misst die für den Einsatz im L-Band mit einer Wellenlänge um 22,9 Zentimeter ausgelegte Antenne der Radaranlage mit synthetischer Apertur etwa 9,9 auf 2,9 Meter.
Bei Überblicksaufnahmen werden Radarbilder von PALSAR-2 laut Plan eine Auflösung von 100 oder alternativ 60 Metern aufweisen, die Schwadbreite bei Überblicksaufnahmen liegt dann bei 350 oder 490 Kilometern. In einem Betriebsmodus für kleinere Aufnahmeregionen sind Schwadbreiten zwischen 50 und 70 Kilometern möglich, die erreichte Auflösung liegt dann zwischen 3 und 10 Metern. Mit einer Auflösung zwischen einem und drei Metern können einzelne Gebiete abgetastet werden, die Schwadbreite beträgt dann 25 Kilometer.
Gewonnene Daten sind dazu gedacht, bei der Vermeidung und Bewältigung von Katastrophen zu helfen, der Erkundung von Bodenschätzen zu dienen, Umweltschutzbestrebungen zu unterstützen und im Forstbetrieb verwendet zur werden.
Zwei Kommunikationsantennen an Bord von ALOS 2 für das X- und das Ka-Band sollen 37 und 47 Stunden nach dem Start ausgeklappt werden. Über sie werden auch die nach Aufnahme des Regelbetriebs vom Satelliten zu erfassenden Nutzdaten zur Erde gefunkt. 51 Stunden nach dem Start schließlich wird der Satellit laut Plan zum ersten mal einen nominalen Betriebsmodus mit einsatzbereiten Reaktionsrädern erreicht haben.
Die Auslegungsbetriebsdauer von ALOS 2 beträgt fünf Jahre. Man hofft allerdings auf eine Nutzbarkeit von rund sieben Jahren, innerhalb derer die Radaranlage sowie die CIRC für Compact Infrared Camera genannte Infrarotkamera und das SPAISE2 für SPace based Automatic Identification System Experiment 2 genannte System zur Erfassung und Weiterleitung von Positionsdaten von Seeschiffen möglichst kontinuierlich die gewünschten Daten liefern.
ALOS 2 ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 39.766 und als COSPAR-Objekt 2014-029A.
Diskutieren Sie mit im Raumcon-Forum: