Japanischer Radaraufklärer gestartet

Am 12. Dezember 2011 wurde ein neuer japanischer Erdbeobachtungssatellit mit einer Radaranlage an Bord ins All gebracht.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: 373news.com, asahi.com, JAXA, NHK, Raumfahrer.net, sacj.org.

JAXA
Startanlagen auf Tanegashima
(Bild: JAXA)

Der Start erfolgte am 12. Dezember 2011 um 2:21 Uhr MEZ bei milden Temperaturen um die 14 Grad Celsius und Windgeschwindigkeiten um 3,7 m/s aus nördlicher Richtung von der Startrampe 1 des Yoshinobu-Startkomplexes (YLP-1) an der Südküste der japanischen Insel Tanegashima. Die beim Start rund 285 Tonnen schwere H-IIA-Rakete von Mitsubishi Heavy Industries (MHI) setzte den von Mitsubishi Electric (MELCO) gebauten Satelliten mit der Bezeichnung IGS 7 nach rund zwanzig Minuten Flug im Weltraum ab. Das Raumfahrzeug kreist nun zwischen 487 und 490 Kilometern über der Erde auf einer um rund 97,7 Grad gegen den Äquator geneigten Bahn.

Es war der zwanzigste Flug einer H-IIA-Rakete, der vierzehnte erfolgreiche dieses Raketentyps hintereinander, und der dritte Flug, bei dem ein Radarsatellit aus der Reihe der IGS-Raumfahrzeuge ins All transportiert wurde. IGS steht für Information Gathering Satellite, übersetzt: Satellit zum Sammeln von Informationen. Die Raumfahrzeuge, auf japanisch als joho shushu eisei bezeichnet, gibt es in Ausführungen mit optischen Bilderfassungsystemen und als Radarsatelliten.

Im Regelbetrieb sollen jeweils ein optischer und ein Radaraufklärer auf gleicher Umlaufbahn hintereinanderfliegend Gebiete anderer Staaten, wo für Japan möglicherweise gefährliche Aktivitäten stattfinden könnten, wie zum Beispiel Nordkorea, überfliegen, um Informationen über die jeweilige Situation zu erfassen und weiterzuleiten. Neben der militärischen Nutzung wie der Feststellung gegnerischer Raketenstarts sollen die Satelliten auch für die zivile Fernerkundung eingesetzt werden. Sie bewegen sich auf annähernd polaren Umlaufbahnen in Höhen zwischen 480 und 500 Kilometern über der Erdoberfläche.

Das erste Satellitenpaar aus IGS 1A und IGS 1B war am 28. März 2003 in den Weltraum gelangt. Im selben Jahr, am 29. November, ging ein zusätzliches Satellitenpaar aus IGS 2A und IGS 2B bei der fehlgeschlagenen Mission der H-IIA mit der Flugnummer F6 verloren, weil sich ein ausgebrannter Feststoffbooster nicht wie vorgesehen von der Rakete löste. Die Rakete kam dadurch soweit von der vorgesehenen Flugbahn ab, dass sie zerstört werden musste. Die Düse des von Nissan gebauten Boosters war durchgebrannt, und eine für die Boostertrennung benötigte Einrichtung beschädigt worden. Am 11. September 2006 gelang der Start des optischen Aufklärungssatelliten IGS 3A, und am 24. Februar 2007 konnten IGS 4A und IGS 4B ins All gebracht werden. IGS 5, ein optischer Aufklärungssatellit mit einem verbesserten Bilderfassungssystem, erreichte am 28. November 2009 eine Umlaufbahn um die Erde, ein weiterer solcher am 22. September 2011.

Gelingt die Inbetriebnahme des neuen Satelliten wie geplant, steht dem japanischen Militär wieder ein Radaraufklärer im All zur Verfügung. Die zwei Vorgängersatelliten mit Radaranlagen an Bord waren beide wegen Problemen mit ihren Stromversorgungsanlagen ausgefallen, zuletzt der im Jahr 2007 gestartete Radarsatellit IGS 4A im August 2010 (raumfahrer.net berichtete). Verläuft alles nach Plan, wird IGS 7 in etwa einem halben Jahr regelmäßig Bilder in einer Auflösung im Bereich von einem Meter liefern. Für Entwicklung und Bau des Satelliten gab der Japanische Staat rund 39.800.000.000 Yen aus, für den Start noch einmal 10.300.000.000 Yen.

IGS 7, auch IGS Radar 3 genannt, ist katalogisiert als COSPAR-Objekt 2011-075A.

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