Komet mit extremer Umlaufbahn

Astronomen der University of Washington haben jenseits der Neptunbahn einen Kometen entdeckt, der auf seinem sonnenfernsten Punkt das entfernteste bisher bekannte Objekt unseres Sonnensystems ist.

Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: Sloan Digital Sky Survey (SDSS).

NASA/JPL
Ein Komet in großer Entfernung von der Sonne besitzt keinen Schweif. Dieses Bild zeigt den Kometen Wild 2.
(Bild: NASA/JPL)

Berechnungen ergaben, dass das Aphel von 2006 SQ372, so die gegenwärtige Bezeichnung des Kometen, in einer Entfernung von 1.600 Astronomischen Einheiten – etwa 240 Milliarden Kilometern – von der Sonne liegt. Auch beim sonnennächsten Punkt in Höhe der Neptunbahn besitzt der Komet aufgrund der dort herrschenden niedrigen Temperaturen keinen Schweif. Seine Entdeckung ist daher nur einem Zufall zu verdanken.

Das Projekt Sloan Digital Sky Survey hat sich die Durchmusterung des gesamten Himmels auf die Fahnen geschrieben, um möglichst viele interessante Objekte zu entdecken und Messwerte zu sammeln. Auf der Suche nach weit entfernten Supernovae, mit deren Spektren man die Expansion des Universums möglichst genau berechnen wollte, wurde bereits im Herbst 2006 ein Punkt entdeckt, der innerhalb weniger Tage seine Position deutlich veränderte. Das konnte nur bedeuten, dass es sich um einen vergleichsweise nahen Himmelskörper innerhalb unseres Sonnensystems handeln muss. Weitere Messungen im Jahre 2007 ergaben genauere Werte über seine Bahn und Größenangaben zwischen 50 und 100 Kilometern. Man vermutet in ihm daher einen Kometen aus der Oortschen Wolke.

Die Oortsche Wolke ist eine Zone unseres Sonnensystems, in der Milliarden von Kleinkörpern vermutet werden, die weitgehend aus Eis bestehen und sich seit der Entstehung unseres Sonnensystems vor etwa 4,5 Milliarden Jahren kaum verändert haben. Ihre äußere Grenze wird in 10.000 bis 20.000 Astronomischen Einheiten vermutet. Durch Störungen der Körper untereinander oder durch äußere Einflüsse werden von Zeit zu Zeit die Bahnen einzelner Kometen so verändert, dass sie zeitweilig in das Innere unseres Sonnensystems gelangen. 2006 SQ732 befindet sich gegenwärtig in der Nähe seines sonnennächsten Punktes. In den kommenden etwa 11.000 Jahren wird er sich von der Sonne entfernen.

Bisher war der 2003 entdeckte Asteroid Sedna, der mittlerweile zum Kleinplaneten „befördert“ wurde, der Himmelskörper unseres Sonnensystems, der sich auf seiner Bahn um die Sonne am weitesten von ihr entfernt. Das mit 1.600 Astronomischen Einheiten berechnete Aphel des neuen Rekordhalters SQ372 aber könnte ein Beweis für die Existenz der sogenannten inneren Oortschen Wolke sein.

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