Rückwärts um die Sonne

Ein weit entfernter Himmelskörper im Kuipergürtel umläuft die Sonne – im Vergleich zu den meisten anderen Objekten im Sonnensystem – rückwärts. Er könnte helfen, den Ursprung des bekannten Halleyschen Kometen zu klären.

Ein Beitrag von Christian Bewermeyer. Quelle: University of British Columbia/New Scientist.

CFEPS
Im Vergleich zu den Planeten ist der Orbit von 2008 KV42 so geneigt, dass er die Sonne rückwärts umrundet
(Bild: CFEPS)

Das neu entdeckte Objekt, 2008 KV42 genannt, liegt im Kuipergürtel, einem Ring aus eisigen Körpern hinter der Bahn des Planeten Neptun. Im Vergleich zum Erdorbit ist die Umlaufbahn von 2008 KV42, die gegen die Ekliptik um 103,5° Grad geneigt ist, stark elliptisch. Während er die Sonne umläuft, reist er also in entgegengesetzter Richtung als die Planeten. Ein Forscherteam um Brett Gladman von der University of British Columbia beobachtete den sonderbaren Einzelgänger erstmals im Mai. Den Untersuchungen zufolge zieht der 50 Kilometer große Brocken seine Bahn zwischen Uranus und dem doppelten Sonnenabstand von Neptun, d. h. zwischen 20 und 70 astronomischen Einheiten (AE) von der Sonne entfernt.

Der Orbit von 2008 KV42 war in den vergangenen Jahrmillionen zwar einigermaßen stabil, aber Astronomen glauben, dass er anderswo geboren wurde. “Die Frage seiner Herkunft drängt sich schon auf”, sagte Brian Marsden vom Minor Planet Center in Cambridge. Laut Gladmann enstand er wahrscheinlich am selben Ort wie die Halley-ähnlichen Kometen. Sie bewegen sich ebenfalls rückwärts auf stark geneigten Bahnen, kommen aber näher an die Sonne.

Bisher war nicht bekannt, wo der Herkunftsort solcher Kometen liegt. Computermodelle deuteten darauf hin, dass sie nicht aus den beiden “großen Geburtsstätten” von Kometen stammen – dem Kuipergürtel und der noch weiter entfernten Oortsche Wolke. Gladmans Team berechnete den Ursprungsort von 2008 KV42 auf eine Region zwischen dem Kuipergürtel und der Oortsche Wolke, 20.000 bis 200.000 AU von der Sonne entfernt. Diese Stelle wird manchmal auch als “Innere Oortsche Wolke” bezeichnet.

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