Heute veröffentlichte die Europäische Raumfahrtagentur ESA das erste Bild ihrer Raumsonde Mars Express vom Roten Planeten. Viel ist neben der Farbe noch nicht zu erkennen – aber bis Weihnachten wird sich das ändern.
Ein Beitrag von Karl Urban. Quelle: ESA.
Es war ein nebliger Tag in Darmstadt: Im Europäischen Weltraum-Kontrollzentrum ESOC drängten sich trotzdem dutzende Journalisten, die angereist waren, um mehr über den Star der europäischen Raumfahrt 2003 zu erfahren. Dieser heißt Mars Express und ist längst, seit dem 1. Juni 2003, auf dem Weg zum Roten Planeten. Doch auf seiner weiten Reise wird er durch ein eingespieltes und professionelles Team der ESA um den Direktor für den Flugbetrieb Michael McKay betreut.
Langsam wird diese Crew jedoch nervös: Die Mission tritt in die heiße Phase ein. Mars Express wird den Roten Planeten am 25. Dezember erreichen. Während der normale Bürger zu Hause am Weihnachtsbaum seine Gans verspeist, gibt es auch im ESOC in Darmstadt eine Bescherung: Wenn alles gut geht, dürften am ersten Weihnachtsfeiertag nicht nur die ersten Bilder von Mars Express vorliegen. Auch der europäische Marslander Beagle 2, der derzeit noch am Orbiter befestigt ist, soll dann auf der Oberfläche gelandet sein und seine ersten Daten über die amerikanische Sonde 2001 Mars Odyssey zur Erde übertragen.
Wenn denn alles gut geht – denn risikoarm ist die Mission nicht. Der Orbiter Mars Express ist bisher noch auf einem Kollisionskurs mit Mars. Wenige Tage vor der Ankunft wird er sich von Beagle 2 trennen und eine Kursänderung vollführen und schließlich in eine Marsbahn eintreten. Sowohl Abtrennmanöver als auch der Eintritt und die Landung von Beagle 2 bergen viele Risiken.
Damit die Mannschaft am ESOC in Darmstadt, dem Knotenpunkt für die europäischen Weltraummissionen, optimal auf alle Situationen vorbereitet ist, simuliert sie derzeit jede erdenkliche Situation. Neben den möglichen Problemen im All gehören etwa auch ein Brand im Kontrollraum oder ein Versagen der Zugverbindung Frankfurt-Darmstadt dazu, durch das viele Mitarbeiter nicht rechtzeitig an ihren Arbeitsplatz kämen. Und – wie Michael McKay Raumfahrer.net anvertraute – auch wenn dem Direktor für den Flugbetrieb die Stimme weg bliebe, wäre dies eine äußerst kritische Situation, da bei allen Problemen sofort alle Kameras auf ihn gerichtet seien.
Das aktuelle Bild jedenfalls soll nur einen Vorgeschmack liefern. Derzeit ist Mars Express noch 5,5 Millionen Kilometer vom Roten Planeten entfernt. Das erste Bild der High Resolution Stereo Camera (HRSC), die von einem Team um Prof. Gerhard Neukum in Berlin entwickelt wurde, zeigt auf jeden Fall eins: Die erste europäische Sonde ist auf dem Weg zum Mars und sie ist nicht mehr weit. Die spannendste Phase der Mission ist nur noch wenige Wochen entfernt und die Generalprobe ist bestanden.
Raumfahrer.net wird Sie natürlich weiterhin ausführlich über den Verlauf der Mission von Mars Express und Beagle 2 auf unserer Sonderseite informieren.