Mondfinsternis am 16.07.: Beeindruckendes Schauspiel

Partielle Mondfinsternis zum 50. Jahrestag des Apollo-11-Starts. Eine Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Quelle: DLR.

Sternwarte Höchstberg/Dr. Martin Miller.
In der Nacht vom 16. auf den 17. Juli 2019 wird sich eine partielle Mondfinsternis ereignen. Dabei wird der Mond insgesamt knapp drei Stunden lang teilweise durch den Kernschatten der Erde ziehen. Gleichzeitig wird seine Oberfläche zum Teil eine rötlich-bräunliche Farbe annehmen, wie man sie von totalen Mondfinsternissen her kennt. Das Foto zeigt eine partielle Mondfinsternis am 10. Dezember 2011. Am 16./17. Juli wird der Mond zur Finsternismitte allerdings tiefer im Kernschatten der Erde stehen als bei dieser Aufnahme.
(Bild: Sternwarte Höchstberg/Dr. Martin Miller.)

Seit Dezember vergangenen Jahres steht der Erdbegleiter weltweit im Licht des öffentlichen Interesses und zieht viele Menschen in seinen Bann. Denn am 24. Dezember 2018 jährte sich zum 50. Mal die Mondumrundung der Apollo-8-Mission, kurz darauf landete am 3. Januar 2019 die chinesische Mondsonde Chang’e 4 um 3:26 Uhr Mitteleuropäischer Zeit auf der Mondrückseite. Und in den Morgenstunden des 21. Januar 2019 ereignete sich eine eindrucksvoll zu sehende totale Mondfinsternis.

„Der Mond steht in diesem Jahr zweifellos im Brennpunkt der Öffentlichkeit, weil wir das 50-jährige Jubiläum der ersten bemannten Mondlandung feiern. Bereits im Vorfeld des 20./21. Julis 2019 wurde und wird in etlichen Veranstaltungen, in Vorträgen, in Filmen und Texten an dieses historische Ereignis erinnert und das hat den Mond als Ziel künftiger astronautischer Expeditionen bei Vielen aufleben lassen“, erklärt Astronom Dr. Manfred Gaida vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Bonn.

Und nun steht in den späten Abend- und Nachtstunden des 16. Juli, dem einstigen Starttag der Apollo-11-Mission, wieder eine sichtbare partielle Mondfinsternis an. Anders als bei der letzten Mondfinsternis am 21. Januar wird hierzulande die Internationale Raumstation ISS zur selben Zeit, in der der Mond durch den Erdschatten zieht, sogar zweimal am Himmel zu sehen sein.

DLR/nach einer Grafik von Arnold Barmettler
In der Nacht vom 16. auf den 17. Juli 2019 wird der Mond insgesamt knapp drei Stunden lang teilweise durch den Kernschatten der Erde ziehen.
(Bild: DLR/nach einer Grafik von Arnold Barmettler)

Wenn der Mond in den Schatten tritt
Da der Mond hierzulande teilverfinstert aufgeht und während der Finsternis selbst in Bayern eine Höhe von weniger als 20 Grad über dem Horizont erreicht, wird er aufgrund der sogenannten Mondtäuschung dem Betrachter vermutlich etwas größer vorkommen, als wenn er höher am Himmel stünde. Verantwortlich für diesen Effekt ist eine optische Täuschung. In Mitteleuropa dürfen wir uns jedenfalls ab der Mitte der Finsternis auf eine relativ gute Sicht freuen, wenn sich der Erdbegleiter dann noch für anderthalb Stunden teilweise im Kernschatten der Erde aufhält und braun- bis kupferrot leuchtet. Doch was ist die Ursache für dieses eigenartige Farbenspiel während einer Mondfinsternis?

Heute weiß man, dass die Ursache für die auffallende Färbung des Mondes, wenn er im Kernschatten verschwindet, darin liegt, dass das langwellige rote Licht der Sonnenstrahlen in der irdischen Atmosphäre gebrochen und in Richtung der Oberfläche des Erdbegleiters gelenkt wird, während die kurzwelligen blauen Lichtwellen vollständig in der Erdatmosphäre in alle Richtungen gestreut werden. Zusätzlich verstärken Staub, Asche und Aerosole in der Hochatmosphäre die Färbung, die nahezu jede Mondfinsternis zu einem spektakulären Ereignis werden lässt.

DLR/nach einer Grafik von Arnold Barmettler.
Um 22:02 Uhr MESZ beginnt der Mond langsam in den Kernschatten der Erde einzutauchen, dann ist auch die bürgerliche Dämmerung zu Ende gegangen – und er steht jetzt von Hamburg bis zur Zugspitze nur wenige Grad über dem Horizont. Erst ab Mitte der Finsternis, ab 23:31 Uhr MESZ, hat er je nach geographischer Breite des Standorts eine akzeptable Höhe zwischen 8 und 15 Grad erreicht. Rund 2/3 des Vollmonddurchmessers befinden sich nun in der Kernschattenzone. Ab diesem Zeitpunkt wandert die partiell verfinsterte Mondscheibe nach und nach wieder aus dem Kernschatten heraus, bis sie sich um 1:00 Uhr MESZ des darauffolgenden Tages wieder völlig in der Halbschattenzone befindet.
(Bild: DLR/nach einer Grafik von Arnold Barmettler.)

Der Verlauf der Mondfinsternis am 16. Juli 2019
Die Halbschattenfinsternis beginnt um 20:42 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ). Zu diesem Zeitpunkt steht der Vollmond noch unter dem Horizont und bleibt unsichtbar. Erst nach einer guten Dreiviertelstunde, gegen 21:30 Uhr MESZ, geht er auf, wird dann aber in den horizontnahen Dunstschichten in der sogenannten bürgerlichen Dämmerung voraussichtlich nur schwierig auszumachen sein. Der Begriff „bürgerliche Dämmerung“ bezeichnet die frühe Phase des Tag-Nacht-Übergangs, wenn die Sonne erst knapp, das heißt bis maximal sechs Grad, unter dem Horizont steht und Lesen im Freien noch möglich ist.

Um 22:02 Uhr MESZ beginnt der Mond langsam in den Kernschatten der Erde einzutauchen – dann ist auch die bürgerliche Dämmerung zu Ende gegangen – und er steht jetzt von Hamburg bis zur Zugspitze nur wenige Grad über dem Horizont. Erst ab Mitte der Finsternis, ab 23:31 Uhr MESZ, hat er – je nach geographischer Breite des Standorts – eine akzeptable Höhe zwischen 8 und 15 Grad erreicht. Rund zwei Drittel des Vollmonddurchmessers befinden sich nun in der Kernschattenzone. Ab diesem Zeitpunkt wandert die partiell verfinsterte Mondscheibe nach und nach wieder aus dem Kernschatten heraus, bis sie sich um 1:00 Uhr MESZ des darauffolgenden Tages wieder völlig in der Halbschattenzone befindet. Nun dauert es noch gut eineinviertel Stunden, bis der Mond den Erdschatten ganz verlassen hat. In diesem Zeitraum ist die Höhe des Mondes über dem Horizont nahezu unverändert bei zirka 17 Grad, und er bleibt noch bis zum Ende der Nacht zu sehen.

Riesenplanet Jupiter und Ringplanet Saturn in Mondnähe
Ebenfalls sind während der Finsternis – eine gute, freie, horizontnahe Sicht vorausgesetzt – die beiden Planeten Jupiter und Saturn als auffallend helle, ruhig leuchtende Objekte im Süden zu sehen. Der etwas hellere Jupiter steht dabei, bezogen auf die exakte Südrichtung, „rechts“ und der Planet Saturn „links“. Zugleich ist der Mond zur Zeit der Finsternis nur etwa fünf Bogengrad östlich vom Ringplaneten entfernt. Noch näher am Mond steht der Zwergplanet Pluto. Der ist aber infolge seiner Sonnenferne so lichtschwach, dass man ihn allenfalls mit Hilfe eines Teleskops fotografisch auffinden kann. Mit einem handelsüblichen 10×50-Fernglas lässt sich hingegen schon die Ringstruktur des Saturn erahnen.

Tipps für die Beobachtung
Die Beobachtungsbedingungen sind in ganz Deutschland, klare Sicht vorausgesetzt, insbesondere für die zweite Halbzeit der Finsternis günstig. Während der partiellen Verfinsterung ist der Süden etwas bevorzugt, denn dort steht der Mond rund doppelt so hoch wie in Norddeutschland über dem Horizont. In jedem Fall ist es notwendig, sich einen Beobachtungsplatz zu suchen, von dem aus in südöstlicher Richtung ein freier Blick bis zum Horizont ohne störende irdische Lichtquellen möglich ist. Noch beeindruckender ist gleichwohl die Beobachtung mit Hilfe eines Fernglases oder kleinen Teleskops. Auf der Webseite „Timeanddate.de“ kann man sich den Verlauf und die Zeiten der Mondfinsternis für den jeweiligen Standort anzeigen lassen. Die nächste, von Mitteleuropa aus einigermaßen gut sichtbare Mondfinsternis wird sich übrigens erst in rund drei Jahren, am 16. Mai 2022, ereignen, kalendarisch zwischen dem 50. Jahrestag der Apollo-16- und der Apollo-17-Mission.

Auch die ISS ist zu sehen
Kurz nach 23:01 Uhr wird auch die Internationale Raumstation ISS etwa 10 Grad oberhalb des teilverfinsterten Mondes als auffallend heller Lichtpunkt am Himmel erscheinen. Dabei erreicht sie, bezogen auf die Mitte Deutschlands, eine maximale Höhe von rund 25 Grad über dem Horizont. Ein zweiter Durchgang beginnt um 0:37 Uhr MESZ. Diesmal wird die ISS sehr hoch am Himmel aufsteigen, nahe am Zenit vorbeiziehen und infolgedessen markant und hell am Firmament zu sehen sein. Die genauen standortbezogenen Zeiten und weitere Daten lassen sich der Website „Heavens above“ entnehmen.

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