Neue Erklärung für Eisdome auf Europa

Zwei Wissenschaftler haben eine neue Theorie über die Entstehung riesiger Eisdome an der Oberfläche des Jupitermondes Europa veröffentlicht, die bei einer zukünftigen Suche nach Lebensformen unter der Eisdecke dieses Mondes von Bedeutung sein könnte.

Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: University of Colorado.

Auf dieser Galileo -Aufnahme von Europa sind gut mehrere Dome zu erkennen, die sich aus der eisigen Oberfläche des Mondes hervorwölben.
(Foto: NASA)

Bisher haben die meisten Wissenschaftler angenommen, dass die an der eisigen Oberfläche von Europa zu erkennenden Dome durch “Eisblasen” gebildet worden sind, die aufgrund der Aufwärtsbewegung wärmerer Eisschichten im Untergrund durch den kilometerdicken Eispanzer nach oben gedrückt worden sind. Robert Pappalardo und Amy Barr von der University of Colorado haben anlässlich des jährlichen Planetary Sciences Meeting in Kalifornien nun eine Theorie vorgestellt, wonach für diesen Vorgang geringe Mengen an Verunreinigungen des Eises durch Salze oder Schwefelsäuren erforderlich sind.

Während der Wanderung entlang seiner elliptischen Umlaufbahn um Jupiter scheint Europa starken Gezeitenkräften ausgesetzt zu sein, die sich auch in Form von riesigen Brüchen und Verwerfungen an der Oberfläche zeigen. Diese von Jupiter verursachten Gezeitenbewegungen “quetschen den Mond” und erwärmen sein Inneres, so Robert Pappalardo, Assistenzprofessor an der University of Colorado. “Warme Eisblasen steigen durch die Eisdecke nach oben zur kälteren Oberfläche und bringen dabei salzigere Regionen auf ihrem Weg zum schmelzen. Die weniger dichten Blasen können ihre Aufwärtsbewegung bis zur Oberfläche fortsetzen und erzeugen die beobachteten Dome.”
Die dabei erzeugten Dome sind von beachtlicher Größe. Einige von ihnen durchmessen mehr als sechs Kilometer und sind knapp einhundert Meter hoch. Sie treten meistens in Gruppen an der Oberfläche des Mondes auf. Pappalardo und Barr haben ihre Theorie als Ergebnis von Modellrechnungen formuliert die erklären sollten, wie sich die aufwärts strebenden Eisblasen den Weg durch die vermutlich bis zu 20 Kilometer dicke Eisschicht bahnen können. Dabei wurde Pappalardo von ähnlichen – aber deutlich kleineren – Domen auf der Erde inspiriert, die in einigen trockenen Regionen unseres Planeten auftreten und bei denen Salz das treibende Element ist.

Die bei diesem Vorgang auf Europa entstehenden Dome könnten für einen Lander von Interesse sein, der in Zukunft auf diesem Mond einmal nach Lebensformen suchen soll – oder besser gesagt, nach Lebensformen in diesem Mond, unter dem gigantischen Eispanzer von Europa: “Wir denken das es möglich ist, dass gegenwärtiges oder früheres Leben oder auch nur die Chemie des [unter dem Eispanzer von Europa vermuteten] Ozeans an die Oberfläche gehoben werden kann und diese Dome formt. Es wäre im wesentlichen eine Aufzugfahrt für Mikroben”, so Barr. An der Oberfläche von Europa kann kein Leben existieren, denn außer den für die Entstehung von Leben viel zu niedrigen Temperaturen wird die Mondoberfläche auch permanent durch intensive Strahlung von Jupiter bombardiert. “Aber eine Raumsonde könnte in der Lage sein, Spuren von Mikroben direkt unter der Oberfläche zu entdecken”, erläutert Barr weiter.

Die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA prüft für das nächste Jahrzehnt die Entsendung eines Orbiters, der um Europa kreisen und die spätere Landung einer Forschungssonde auf der Oberfläche des Mondes vorbereiten soll.

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